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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ersten Stock ging, stellte sie fest, dass sie sich jetzt zum ersten Mal, seit sie Nellies leeres Bett vorgefunden hatte, etwas entspannte. Jack verströmte Tatkraft. Ihn umgab etwas, dass ihr das Gefühl gab, dass die Situation jetzt unter Kontrolle war, dass nichts mehr ohne seine Zustimmung passieren konnte.
    Er schlenderte scheinbar nachlässig durch Nellies Schlafzimmer, aber sie bemerkte, dass seine Augen immerfort in Bewegung waren und dass er nie etwas mit den Fingerspitzen berührte – mit der Handkante oder dem Handrücken, mit der Spitze eines Fingernagels oder einem Fingerknöchel, aber nie so, dass er einen Fingerabdruck hinterlassen könnte. Und das war natürlich eine unangenehme Erinnerung an Jacks Denkweise und sein Verhältnis zum Gesetz.
    Er stieß die Flügeltüren mit dem Fuß auf. Warme feuchte Luft strömte in den Raum.
    »Haben die Polizisten die Türen entriegelt?«
    Gia schüttelte den Kopf. »Sie waren nur angelehnt.«
    Jack trat auf den kleinen Balkon und blickte über das Geländer.
    »Genau wie bei Grace. Haben die unten nachgesehen?«
    »Sie haben mit ihren Taschenlampen alles abgeleuchtet. Sie sagten, nichts deute darauf hin, dass jemand eine Leiter benutzt habe.«
    »Genau wie bei Grace.« Er kam wieder herein und stieß die Türen mit dem Ellbogen zu. »Das ergibt keinen Sinn. Und das Seltsamste ist ja, dass du ihr Verschwinden erst morgens bemerkt hättest, hätte Vicky nicht diesen Albtraum gehabt.« Er sah sie an. »Du bist dir sicher, dass es ein Albtraum war? Ist es möglich, dass sie etwas gehört hat und davon aufgewacht ist und Angst bekommen hat und dass du nur geglaubt hast, es wäre ein Albtraum?«
    »Nein, es war wirklich ein Albtraum. Sie glaubte, Mr. Traubenklau würde Mrs. Jelliroll verschleppen.« Gia zuckte jetzt noch zusammen, als sie sich an Vickys Schrei erinnerte. »Sie glaubte sogar, sie hätte ihn im Garten gesehen.« Jack erstarrte. »Sie hat jemanden gesehen?«
    »Nicht jemanden. Mr. Traubenklau, ihre Puppe.«
    »Erzähl mir das alles noch einmal ganz genau von da an, wo du aufgewacht bist, bis zu dem Zeitpunkt, als du die Polizei gerufen hast.«
    »Das bin ich alles schon mit den beiden Polizisten durchgegangen.«
    »Tu es noch einmal für mich. Bitte. Es könnte wichtig sein.«
    Gia erzählte ihm, wie sie durch Vickys Schreien aufgewacht war, wie sie aus dem Fenster gesehen hatte, wo aber nichts war, wie sie zu Nellies Zimmer gegangen war …
    »Wovon ich den Polizisten nicht erzählt habe ist der Geruch, der im Zimmer war.«
    »Parfüm? Rasierwasser?«
    »Nein, ein fauliger Geruch.« Die Erinnerung an den Gestank war ihr unangenehm. »Nach Verwesung.«
    Jacks Miene verkrampfte sich. »Wie ein totes Tier?«
    »Ja, genau. Woher weißt du das?«
    »Nur geraten.« Er schien plötzlich angespannt. Er ging in Nellies Badezimmer und kontrollierte alle Flaschen. Er schien aber nicht zu finden, wonach er suchte. »Hast du den Geruch noch irgendwo anders im Haus bemerkt?«
    »Nein. Was ist so wichtig an einem Geruch?«
    Er drehte sich zu ihr um. »Ich bin mir nicht sicher. Aber weißt du noch, was ich dir heute Morgen gesagt habe?«
    »Du meinst, dass ich nichts trinken soll, was ich nicht kenne, so was wie das Abführmittel von Grace?«
    »Genau. Hat Nellie so etwas gekauft? Oder ist sonst so etwas ins Haus gekommen?«
    Gia überlegte einen Augenblick. »Nein … das Einzige, was wir in der letzten Zeit bekommen haben, ist eine Schachtel Pralinen von meinem Ex-Ehemann.«
    »Für dich?«
    »Wohl kaum! Für Nellie. Es ist ihre Lieblingssorte. Scheint eine ziemlich bekannte Marke zu sein. Nellie hat sie gestern Abend dem Bruder deiner indischen Freundin gegenüber erwähnt.« War das wirklich erst gestern gewesen? Es schien so lange her. »Er hat heute angerufen, um nachzufragen, wo er sie bestellen kann.«
    Jack hob die Augenbrauen. »Kusum?«
    »Du klingst überrascht.«
    »Er kommt mir nicht gerade wie ein Schokoladentyp vor. Eher wie jemand, der auf braunen Reis und Wasser steht.«
    Gia wusste, was er meinte. Kusum stand das »Asket« auf die Stirn geschrieben.
    Als sie ins Treppenhaus zurückgingen, fragte Jack: »Wie sieht dieser Mr. Traubenklau aus?«
    »Wie eine rote Ausgabe von Snidely Whiplash. Ich hole ihn dir.«
    Sie führte Jack in den zweiten Stock hoch und ließ ihn dann im Treppenhaus stehen, während sie sich auf Zehenspitzen ins Zimmer schlich und die Puppe vom Nachttisch nahm.
    »Mommy?«
    Gia fuhr bei dem unerwarteten Geräusch zusammen. Es war

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