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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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1
    Das Leuchten
    Elinn konnte mit einem Raumanzug umgehen. Normalerweise. Niemand wurde auf dem Mars geboren und dreizehn Jahre alt, ohne mit einem Raumanzug umgehen zu können. Aber in diesem Moment hatte sie alles vergessen. Alle Vorsicht, und vor allem die Zeit, die verging und ihren Sauerstoffvorrat verringerte.
    Sie hatte das Leuchten gesehen.
    Vergessen war die Marssiedlung, die weit hinter ihr in der rostig braunen Ebene lag. Ihr eigenes Keuchen klang ihr in den Ohren, als sie über Felsen und Geröll stieg. Ihr Atem schlug silbern gegen die Innenseite ihres Helms.
    Sie hatte das Leuchten gesehen, und es war aus der Jefferson-Schlucht gekommen.
    Vergessen waren die Ermahnungen ihrer Mutter, sich nicht aus der Sichtweite der oberen Station zu entfernen, vor allem nicht allein. Elinn stieg über den felsigen Rand, sprang hinab auf eine Felsplatte, die einige Meter weiter unten aus dem Hang ragte. Sie liebte solche Sprünge. Im Unterricht hatte sie gelernt, dass die Schwerkraft auf der Erde drei Mal so stark war wie die des Mars. Ihres Mars. Ihrer Heimat. Hier konnte sie Dinge tun, die den Menschen auf der Erde unmöglich waren.
    Der Fels fühlte sich auch durch die Handschuhe hindurch kalt an, als sie sich am Rand festhielt. Der weite Himmel über ihr war gelb von den Staubstürmen, die um diese Jahreszeit hoch oben in der dünnen Atmosphäre dahinfegten. Doch die Sterne schimmerten dahinter hervor, kalt und klar und verheißungsvoll.
    Sie dachte nicht an die anderen. Die lachten sie immer nur aus, wenn sie vom Leuchten erzählte.
    Sie dachte auch nicht daran, die Anzeige des Sauerstoffvorrats zu prüfen. Normalerweise war das etwas, das einem, wenn man auf dem Mars lebte, so in Fleisch und Blut überging wie Zähneputzen. Aber Elinn vergaß auch das Zähneputzen manchmal.
    Die gewöhnlichen Raumanzüge hatten keine Recyclingsysteme, denn das waren große, schwere Geräte, und die Atemluft, die sie produzierten, stank nach Chemie. Raumanzüge mit Komplettrecycling trug man nur bei Expeditionen. Die Marssiedler hatten leichte, bequeme Raumanzüge an, wenn sie hinausgingen, und da man selten mehr als ein paar Stunden draußen war, kam man mit den Vorräten an Energie und Atemluft problemlos aus.
    Elinn sprang über den Rand der Felsplatte, landete auf sandigem Geröll, das unter ihren Füßen staubte, und rannte den Abhang dann in weiten, eleganten Sätzen hinab, dem Grund der Schlucht entgegen. Als sie unten angekommen war, hatte sie bereits nicht mehr genug Sauerstoff, um den Rückweg zu schaffen. Aber auch das bemerkte sie nicht, sondern ging weiter, immer weiter von der Marssiedlung weg.
    »Ja! Jawohl! Ja!« Ronny schwenkte den Steuerhebel hin und her, den Blick gebannt auf den Bildschirm gerichtet. Es brummte und tuckerte ohrenbetäubend aus den Lautsprechern, eindeutig der Sound einer uralten Propellermaschine. Ronny war verrückt nach Flugsimulationen, und im Computer konnte er alle Fluggeräte fliegen, die es gab. Die alten Propellermaschinen – die man nur noch in Museen bewundern konnte – waren sein neuester Spleen. »Juhu!«
    Unmöglich, sich dabei zu konzentrieren. Carls Blick wanderte zum Fenster hinaus. Der Marshimmel verfärbte sich gelb, das Tharsis-Massiv, das sonst den westlichen Horizont so gewaltig beherrschte, war kaum noch zu sehen. Demnächst würde wahrscheinlich ein ordentlicher Staubsturm über sie hereinbrechen.
    Drüben an Schleuse 3 stand immer noch der Transporter mit dem Emblem der Asiatischen Allianz. Das war sicher Yin Chi, der Leiter der Station, die die Staaten der Asiatischen Allianz letztes Jahr gegen den Willen der Erdregierung errichtet hatten. Auf der Erde gab es seither allerhand politischen Wirbel; es wurde gemunkelt, die Asiatische Allianz wolle aus der Föderation der Erdstaaten ausscheiden.
    Aber das war auf der Erde. Weit weg also und hier praktisch ohne Bedeutung. Die Marskolonisten kamen mit den Asiaten gut aus; man half sich, wo man konnte. Die asiatische Station stand etwa hundert Kilometer entfernt am Westende der Valles Marineris, der gigantischsten Schlucht auf dem Mars, die aus dem Weltraum aussah, als habe sie ein Gigant mit einer Riesenaxt aus dem Planeten gehackt. Auf Einladung Yin Chis waren Carl und die anderen Kinder einmal dort gewesen und hatten die grandiose Aussicht genossen, die man von dort hatte – anders als hier in der Siedlung, die mitten in der Einöde errichtet worden war, wenn man es genau nahm! –, und nun war einer von Yin Chis Leuten

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