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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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gestarrt hatte. Wenn er nicht zufällig gegen Viertel vor vier über die Plaza auf das Vollversammlungsgebäude geschaut hätte, hätte er vielleicht die halbe Nacht auf Kusum gewartet. Denn da schritt er wie eine Fata Morgana durch die flirrende Hitze, die vom sonnenbestrahlten Beton zurückgeworfen wurde. Aus irgendeinem Grund, vielleicht, weil er sich entfernte, bevor die Sitzung beendet war, hatte er auf ein offizielles Fahrzeug verzichtet und ging zum Straßenrand. Er winkte einem Taxi und stieg ein.
    Aus Angst, er könnte ihn verlieren, rannte Jack zur Straße und winkte sich ebenfalls ein Taxi herbei.
    »Ich hasse es, dass jetzt zu sagen«, sagte er zu dem Fahrer, als er auf die Rückbank rutschte, »aber folgen Sie dem Taxi.«
    Der Fahrer sah nicht einmal nach hinten. »Welchem?«
    »Es biegt da hinten gerade ab. Das mit der Times-Werbung.«
    »Hab es.«
    Als sie sich in den Verkehr einreihten, der über die Ist Avenue dem Zentrum entgegenrollte, lehnte sich Jack zurück und studierte das Passfoto des Fahrers, das von der anderen Seite der Trennscheibe an das Plastik geklebt war. Es zeigte ein volles schwarzes Gesicht auf einem bulligen Hals. Darunter stand der Name Arnold Green. Ein handgemaltes Schild auf dem Armaturenbrett erklärte das Taxi zur »Green Machine«.
    »Kriegen Sie viele ›Folgen Sie dem Taxi‹-Fahrten?«, fragte Jack.
    »So gut wie nie.«
    »Sie wirkten aber nicht sonderlich überrascht.«
    »Solange Sie zahlen, folge ich allem, was immer Sie wollen. Wenn es Ihnen Spaß macht, können wir auch immer um den Block fahren, bis der Sprit ausgeht. Solange der Taxameter läuft, ist mir das egal.«
    Kusums Taxi bog nach Osten auf die 66. Straße ab. Eine der wenigen Straßen in Manhattan, die der Regel »Gerade führt nach Osten« entgegenlief. Greens Maschine fuhr hinterher. Hintereinander schlichen sie der 5th Avenue entgegen. Kusums Apartment war in den hohen 60ern an der 5th Avenue. Er fuhr nach Hause. Aber dann bog das Taxi vor ihnen in entgegengesetzter Richtung auf die 5th Avenue ein. Kusum stieg an der Kreuzung mit der 64. Straße aus und ging zu Fuß weiter in östlicher Richtung. Jack folgte ihm in seinem Taxi. Er sah, wie Kusum in einem Seiteneingang an einem Haus mit einer Bronzetafel verschwand, auf der »New India House« stand. Er verglich es mit der Adresse der indischen Botschaft, die er sich am Morgen notiert hatte. Es passte. Er hatte so etwas wie einen Hindutempel erwartet. Stattdessen war es ein gewöhnliches weißes Gebäude mit schmiedeeisernen Gittern vor den Fenstern und einer großen indischen Flagge – orange-weiß-grüne Streifen mit einem radähnlichen Mandala in der Mitte –, die über den Doppelflügeln der Eichentür hing.
    »Fahren sie rechts ran«, sagte er dem Taxifahrer. »Wir warten eine Weile.«
    Greens Maschine hielt im eingeschränkten Parkverbot gegenüber dem Konsulat. »Wie lange?«
    »So lange es eben dauert.«
    »Das kann ins Geld gehen.«
    »Das ist kein Problem. Sie bekommen jede Viertelstunde ihr Geld, damit der Taxameter nicht durchdreht. Wie hört sich das an?«
    Green streckte eine braune Hand durch den Spalt in der Trennscheibe. »Was halten Sie davon, mir die erste Rate sofort zu geben?«
    Jack gab ihm einen Zehn-Dollar-Schein. Arnold schaltete den Motor aus und machte es sich in seinem Sitz bequem.
    »Kommen Sie von hier?«, fragte er, ohne sich umzusehen.
    »So ähnlich.«
    »Sie sehen aus, als kämen Sie aus Cleveland.«
    »Ich habe mich verkleidet.«
    »Sind Sie ein Privatdetektiv?«
    Das schien eine einigermaßen logische Erklärung dafür, Taxis durch Manhattan zu folgen, daher sagte er: »So ähnlich.«
    »Sie haben ein Spesenkonto?«
    »So ähnlich.« Es stimmte natürlich nicht: Es war seine Freizeit und er zahlte das Geld aus eigener Tasche, aber es würde merkwürdig wirken, wenn er das zugab.
    »Na, sie können ja Bescheid sagen, wenn wir wieder losfahren sollen oder so ähnlich.«
    Jack lachte und machte es sich bequem. Seine einzige Sorge war jetzt noch, dass das Gebäude vielleicht einen Hinterausgang hatte.
    Ab 5:00 Uhr kamen Leute aus dem Gebäude, aber Kusum war nicht darunter. Jack wartete noch eine Stunde, aber immer noch keine Spur von dem Inder. Gegen halb sieben war Arnold im Fahrersitz fest eingeschlafen und Jack hatte die Befürchtung, Kusum könne sich irgendwie an ihm vorbei aus dem Gebäude geschlichen haben. Er beschloss, noch eine halbe Stunde zu warten. Wenn Kusum bis dahin nicht aufgetaucht war, würde Jack

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