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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Wunderbares?«
    Kusum runzelte die Stirn und versuchte, seine Verzweiflung zu verbergen. So ging das nicht. Er und dieser Handyman Jack kamen offenbar nicht auf einen Nenner.
    »Ich glaube, ich habe mich getäuscht. Mr. Burkes hat sie in den wärmsten Tönen empfohlen, aber ich glaube, sie sind für diese spezielle Aufgabe nicht der richtige Mann. Ihr Verhalten ist ungemein respektlos …«
    »Was erwarten Sie denn von einem Mann, der mit Bugs-Bunny-Filmen groß geworden ist?«
    »… und Sie scheinen auch nicht die körperlichen Attribute zu besitzen, die ich für diese Aufgabe erwarte.«
    Jack lächelte, als sei er an so etwas gewöhnt. Seine Ellbogen lagen auf dem Tisch, die Hände vor sich verschränkt. Ohne die geringste Vorwarnung schoss seine rechte Hand über den Tisch auf Kusums Gesicht zu. Kusum spannte die Muskeln an, um den Schlag abzufangen und mit einem Fußtritt zu kontern.
    Doch der Schlag blieb aus. Jacks Hand schoss einen Millimeter an Kusums Gesicht vorbei und schnappte die Fliege im Flug direkt vor der Nase des Inders. Dann stand er auf, ging zu einer Tür und entließ die Fliege in die drückende Luft einer schmalen Seitenstraße.
    Er ist schnell, dachte Kusum. Außergewöhnlich schnell.
    Und noch wichtiger: Er hatte die Fliege nicht getötet. Vielleicht war das doch der richtige Mann.
     
    3
     
    Jack nahm wieder Platz und musterte den Inder. Es sprach für ihn, dass er nicht zurückgezuckt war. Entweder war er ungemein langsam oder er hatte Nerven wie Drahtseile. Jack hielt Kusums Reflexe für ziemlich gut.
    Ein Punkt für jeden von uns, dachte er. Er fragte sich, wie Kusum wohl den Arm verloren hatte.
    »Die Sache ist wahrscheinlich aussichtslos«, sagte Jack. »In dieser Stadt einen bestimmten Straßenräuber zu finden ist so, als stochere man in einem Hornissennest, um die eine Hornisse zu finden, die einen gestochen hat. Wenn sie ihn gut genug gesehen hat, um ein Phantombild anzufertigen, dann sollten sie zur Polizei gehen und…«
    »Keine Polizei!«, unterbrach ihn Kusum.
    Das waren genau die Worte, auf die Jack gewartet hatte. Wenn die Polizei im Spiel war, war Jack es nicht.
    »Es kann ja sein, dass die tatsächlich jemanden finden«, fügte Kusum hinzu, »aber das dauert viel zu lange. Das ist eine Sache von allerhöchster Dringlichkeit. Meine Großmutter stirbt. Deswegen bin ich nicht den offiziellen Weg gegangen.«
    »Ich verstehe die ganze Sache nicht.«
    »Ihre Halskette wurde gestohlen. Es handelt sich um ein unersetzliches Erbstück. Sie muss es zurückerhalten.«
    »Aber Sie sagten, sie stirbt…«
    »Bevor sie stirbt! Sie muss die Kette zurückerhalten, bevor sie stirbt.«
    »Unmöglich! Ich kann nicht…« Diplomat hin oder her, der Kerl war ganz offensichtlich nicht ganz bei Trost. Man brauchte ihm gar nicht erst zu erklären, wie schwierig es sein würde, diesen einen Räuber zu finden. Und dann noch den Namen des Hehlers herauszubekommen, den zu finden und zu hoffen, dass er die Steine aus der Halskette nicht bereits herausgebrochen und den Rest eingeschmolzen hatte – da hatte man eher einen Sechser im Lotto. »Es lässt sich nicht machen!«
    »Sie müssen es schaffen! Der Mann muss gefunden werden. Sie hat ihm einen Kratzer über den Augen beigebracht. Das ist doch ein wichtiger Anhaltspunkt!«
    »Das ist Polizeiarbeit!«
    »Die Polizei braucht zu lange! Sie muss die Kette heute Nacht zurückerhalten!«
    »Das kann ich nicht!«
    »Sie müssen!«
    »Die Chancen, die Kette wiederzufinden, sind …«
    »Versuchen Sie es! Bitte!«
    Bei dem letzten Wort brach Kusums Stimme, so als habe er es gegen übermächtige Gegenwehr aus einem abgeschotteten Teil seines Herzens hervorgezerrt. Jack spürte, was dieses Wort den Inder an Überwindung kostete. Da saß ein außerordentlich stolzer Mann vor ihm, der ihn um Hilfe anflehte.
    »Na gut. Ich sage Ihnen, was ich tun werde: Ich rede mit Ihrer Großmutter. Mal sehen, wo ich überhaupt ansetzen könnte.«
    »Das wird nicht notwendig sein.«
    »Natürlich ist es notwendig. Sie weiß als Einzige, wie der Mann aussieht.« Versuchte Kusum, ihn von seiner Großmutter fernzuhalten?
    Kusum sah unbehaglich drein. »Sie ist ziemlich durcheinander. Sie fantasiert. Ich will Sie jetzt nicht auch noch mit einem Fremden konfrontieren.«
    Jack schwieg. Es blickte Kusum an und wartete. Schließlich gab der Inder nach.
    »Ich werde Sie umgehend zu ihr bringen.«
    Jack gestattete Kusum den Vortritt. Auf dem Weg nach draußen winkte er Julio zum Abschied

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