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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Vorschein. Sie hatte es Jack nicht gern entwendet, denn jetzt musste sie sich dafür auch noch eine Erklärung einfallen lassen. Aber es ging um seine Sicherheit, und um die zu gewährleisten, würde sie ihn immer wieder bestehlen.
    Sie schraubte den Verschluss ab und schüttete die grüne Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen in den Gully.
    Sie seufzte erleichtert auf. Jack war in Sicherheit. Jetzt würden keine Rakoshi mehr Jagd auf ihn machen.
    Sie bemerkte jemanden hinter sich und drehte sich um. Eine alte Frau stand ein paar Meter entfernt und beobachtete, was sie dort am Gully tat. Eine neugierige alte Hexe. Kolabati war von ihren Falten und ihrer gebeugten Haltung angewidert. Sie wollte nie so alt sein.
    Sie richtete sich auf, schraubte das Fläschchen wieder zu und verstaute es in ihrer Handtasche. Sie würde es Kusum präsentieren.
    Ja, mein lieber Bruder, dachte sie mit grimmiger Entschlossenheit. Ich weiß nicht, wie, und ich weiß nicht warum, aber ich weiß, dass du damit zu tun hast. Und bald werde ich auch die Antworten haben.
     
    15
     
    Kusum stand im Maschinenraum im Heck seines Schiffes. Jede Zelle seines Körpers vibrierte im Takt der riesigen Dieselmotoren links und rechts von ihm. Das Wummern und Dröhnen der Zwillingsmotoren, die in der Spitze fast 3000 Pferdestärken erreichen konnten, hämmerte auf seine Trommelfelle. Ein Mann konnte hier im Innern des Schiffes schreiend sterben und ein Deck höher würde ihn niemand hören. Wenn die Maschinen liefen, würde er das nicht einmal selbst.
    So ein Schiff war wie ein lebender Körper. Rohre wanden sich wie Eingeweide durch die Luft, an den Wänden entlang, unter den Stegen hindurch – waagerecht, senkrecht, diagonal.
    Die Motoren waren warm gelaufen. Es war Zeit, die Mannschaft zu holen.
    Das Dutzend Rakoshi, dem er beigebracht hatte, das Schiff zu bedienen, hatte seine Sache gut gemacht, aber er wollte nicht, dass sie aus der Übung kamen. Er wollte jederzeit auslaufen können. Hoffentlich war das nicht notwendig, aber nach den Ereignissen der letzten Tage konnte er sich kein Risiko leisten. Die heutige Nacht hatte sein Unbehagen nur noch verstärkt.
    Er war schlechter Laune, als er den Maschinenraum verließ. Wieder waren die Mutter und ihr Junges mit leeren Händen zurückgekehrt. Das konnte nur eines bedeuten. Jack hatte noch einmal von dem Elixier gekostet, und Kolabati war dort gewesen, um ihn zu beschützen – mit ihrem Körper.
    Der Gedanke brachte ihn um den Verstand. Kolabati zerstörte sich selbst. Sie hatte zu lange im Westen gelebt. Sie kleidete sich schon westlich. Welche schamlosen Gewohnheiten hatte sie wohl sonst noch angenommen? Er musste einen Weg finden, sie vor sich selbst zu schützen.
    Aber nicht heute. Er musste sich zuerst um seine eigenen Angelegenheiten kümmern: Seine Abendgebete waren gesprochen und er hatte der Göttin das dritte der drei täglichen Opfer von Wasser und Sesam dargebracht… Morgen würde er der Göttin ein Opfer bringen, das mehr nach ihrem Geschmack war. Jetzt konnte er sich an die Arbeit machen. Heute Nacht würde es keine Bestrafung für die Rakoshi geben. Sie hatten zu tun.
    Kusum nahm die Peitsche vom Deck auf, wo sie gestern liegen geblieben war, und klopfte gegen den Griff der Luke zum Hauptladeraum. Die Mutter und die Jungtiere, die die Mannschaft bildeten, warteten schon auf der anderen Seite. Das Stampfen der Maschinen verriet ihnen, was sie zu tun hatten. Er ließ die Rakoshi hinaus. Als die dunklen Gestalten die Stufen zum Deck hochtrotteten, schloss er die Luke wieder und ging zum Ruderhaus.
    Er blieb vor dem Kontrollpult stehen. Die ganzen Hightechapparaturen schienen zu einem Mondfahrzeug zu gehören und nicht zu diesem alten Seelenverkäufer. Aber mittlerweile kannte sich Kusum damit aus. Während seines Aufenthalts in London hatte er die Schiffsfunktionen weitestgehend automatisieren lassen, einschließlich der Navigation und der Steuerung. Sobald er auf offener See war, konnte er einen Zielort angeben, den Computer darauf programmieren und sich mit anderen Dingen beschäftigen. Der Computer berechnete den besten Kurs auf den normalen Schifffahrtslinien und steuerte das Schiff selbstständig bis auf 100 km vor die Küste des Zielhafens. Er würde während der ganzen Reise nur dann gestört werden, wenn andere Schiffe näher als eine bestimmte Entfernung herankamen.
    Und es funktionierte alles. Auf der Testfahrt über den Atlantik – mit einer menschlichen Crew für den Notfall

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