Wie gut, dass es dich gibt!
überhaupt nicht wie seine verstorbene Frau. Nicht mal in ihren Träumen konnte sie sich vorstellen, wie groß ihre Liebe gewesen war.
„Es geht nicht nur um mich“, fuhr Crissy fort, während sie ihm folgte. „So wird es auch mit dem Kind sein. Unser Kind wird von dir erwarten, da zu sein. In guten wie in schlechten Tagen. Und was machst du dann? Du sagst, du bist für die Verantwortung bereit. Da hast du recht. In Krisensituationen bist du genau der richtige Ansprechpartner. Womit du nicht umgehen kannst, ist, wenn alles gut läuft. Was wirst du machen, wenn alles gut geht?“
Er war schon zur Haustür raus und lief zum Auto. Wütend sprang er hinein und fuhr los. Doch kurz darauf fuhr er wieder rechts ran. Sein Zorn wütete wie ein wildes, lebendiges Tier in ihm. Er wollte jemandem wehtun. Egal wem. Er wollte kämpfen, schlagen, zertrümmern. Er wollte etwas vernichten. Er wollte …
Verdammt! Warum konnte sie nicht einfach verstehen, dass er … Er war …
Die Vergangenheit kam auf ihn zugerast, verschluckte ihn und zerrte ihn mit sich. Stacey hatte sich entschieden, zu Hause zu sterben. Sie hatte um eine Pflegerin gebeten, aber Josh hatte sich bis zum Schluss selbst um sie gekümmert.
Diese letzten Tage, die er ihr Leiden mit ansehen musste, hatten ihn innerlich zerrissen. Sie wollte nicht mehr, dass er das Zimmer verließ. Nicht mal für wenige Minuten. Sie hatte ihn so sehr gebraucht.
„Versprich mir, dass du mich immer lieben wirst“, hatte sie kaum hörbar geflüstert. „Du darfst niemanden lieben außer mir.“
„Das werde ich nicht“, versprach er und streichelte ihre eingefallene Wange.
„Nicht einmal auf eine andere Art lieben“, sagte sie. „Du darfst keine andere lieben und sagen, dass es etwas anderes ist. Versprich es mir!“
Er hatte es versprochen, weil er daran geglaubt hatte. Wie hätte er je wieder lieben können?
Allerdings später, als er sich einige Minuten in der Ecke ihres Krankenzimmers ausruhen konnte, dachte er über ihre Worte nach. Er fragte sich, warum sie unbedingt wollte, dass es nie wieder jemand anderen in seinem Leben gab. Wäre er an ihrer Stelle gewesen, hätte er ihr gewünscht, wieder glücklich zu werden und einen neuen Partner zu finden.
„Es war nicht falsch von ihr“, sagte er laut vor sich hin. „Das war es nicht.“
Er verschloss sich allen weiteren kritischen Fragen, doch neue Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Ihre Gespräche über Adoption. Wie sie darauf bestanden hatte, dass es falsch war, ein Kind aufzunehmen, wenn es die Mutter ein paar Jahre später schon wieder verlieren konnte.
Er erinnerte sich auch daran, dass sie jedes Mal krank wurde, wenn es etwas gab, was sie nicht tun wollte. Wie sie es manchmal unmöglich gemacht hatte, Pete und Abbey zu besuchen.
Er stieg aus dem Auto und stand neben der Straße. Nein! Er würde nicht weiter darüber nachdenken. Stacey lag nicht falsch. Sie war kein schlechter Mensch. Sie war bildhübsch gewesen und stark und mutig, und er hatte sie geliebt.
Sie war auch eine richtig bösartige Furie, wenn sie nicht bekam, was sie wollte.
Er fluchte leise und schob den verräterischen Gedanken beiseite. Stacey war … nicht perfekt gewesen, gestand er sich ein. Nicht böse. Einfach nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen.
Eigentlich kein weltbewegender Gedanke, aber einer, den er sich nie gestattet hatte zu denken. Für ihn war sie immer wie ein Engel auf Erden gewesen.
Aber wenn er sie als etwas darstellte, das sie unmöglich gewesen sein konnte, änderte das, wer sie gewesen war? Seine Frau. Sein Freund. Einen Menschen, den er immer lieben würde. Aber bedeutete das auch, dass er die restliche Zeit, die ihm auf Erden blieb, opfern musste, bloß weil sie vor ihm gegangen war?
Crissys Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Ging er wirklich immer auf Nummer sicher? Hatte er irgendwann auf seinem Lebensweg gelernt, dass es besser war, nicht mit dem Herzen voran zu stürmen? Er hatte Stacey von ganzem Herzen geliebt, aber er hatte immer gewusst, dass ihre Zeit zusammen begrenzt war.
War das wirklich ein Anreiz für ihn gewesen? Er hasste den bloßen Gedanken, aber vielleicht war etwas Wahres dran. Crissy lag komplett falsch mit ihrer Einschätzung über das Engagement für seine Patienten, aber es bestand die Möglichkeit, dass sie mit einigen anderen Dingen recht hatte.
Sein Bauchgefühl hatte ihm immer versucht zu sagen, was sein Kopf nicht akzeptieren wollte. Es war falsch von Stacey gewesen, ihm
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