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Wie wollen wir leben

Wie wollen wir leben

Titel: Wie wollen wir leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Maischenberger
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ihrer Situation fertig geworden, wie sie es am Anfang selbst gar nicht für möglich gehalten haben. Schöpf daraus Zuversicht, dass ihr das auch schaffen werdet. Macht es ein bisschen wie wir. Steht nicht gleichgültig herum, sondern engagiert euch. Vieles wird anders sein, vieles wird auf der globalen Ebene gelöst werden müssen. Ihr werdet mit neuen Techniken zurechtkommen, und ihr werdet damit leben müssen, dass ihr Grenzen erreicht habt, die für uns noch in weiter Ferne lagen. Aber kämpft jetzt auf eure Weise. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.«
    Â 
    Man kann sagen: Sie hatten nichts und konnten alles aufbauen, wir haben alles und werden abbauen müssen?
    Â 
    Das wäre eine Übertreibung. Gesprochen habe ich davon, dass sich die heutigen Herausforderungen von denen der damaligen Zeit sehr unterscheiden. Doch mit denen kann man fertig werden. Auch dadurch, dass man auf hohem Niveau gewisse Einschränkungen akzeptiert. Aber es gibt keinen Anlass zur Verzweiflung. Es ist zu schaffen.
    Â 
    Haben Deutsche eigentlich eine Unfähigkeit, sich über das zu freuen, was klappt?
    Â 
    Das muss man fast vermuten. Es gibt ja ein bekanntes Buch des Analytikerehepaars Mitscherlich. Es trägt den Titel Die Unfähigkeit zu trauern und beschäftigt sich mit der Frage, wie wir mit den Opfern des NS-Gewaltregimes umgehen. Wie wir ihrer gedenken. Diese Unfähigkeit hat es jedenfalls längere Zeit gegeben. Aber es gibt auch bei uns eine ausgesprochene Unfähigkeit, uns zu freuen. Zu oft ist nur von Gefahren, von Angst, von Verschlechterungen die Rede. Und viel zu selten von dem, was gelungen ist.
    Â 
    Woran liegt das? Woher kommt diese Unfähigkeit?
    Â 
    Das ist eine Frage, die ich gern weitergebe. In den Medien zum Beispiel ist die Freude über etwas Gelungenes im Vergleich zu der Empörung über Misslungenes in aller Regel geringer. Und den Einfluss der Medien darf man nicht unterschätzen. Aber ansonsten
weiß ich auch keine rechte Antwort. Wenn ich die Menschen auf diesen Mangel an Freude anspreche, dann sagen sie: »Eigentlich hast du recht.« Aber bis wir eine dauernde Fähigkeit entwickeln, uns über Gelungenes zu freuen – da muss noch eine Menge geschehen.
    Â 
    Vielleicht nennen wir das Buch doch Eine Ode an die Freude . Vielen Dank, Herr Vogel.
    Â 
    Der Dank gilt Ihnen, Frau Maischberger.

Lebenslauf von Dr. Hans-Jochen Vogel
    1926
    Am 3. Februar geboren in Göttingen (Bruder Bernhard Vogel kommt am 19. Dezember 1932 in Göttingen zur Welt)
    1932 – 1943
    Schulbesuch in Göttingen bis 1935; dann Schulbesuch und Abitur in Gießen
    1943 – 1945
    Als Soldat der Wehrmacht in Frankreich und Italien, Verwundung, Kriegsgefangenschaft im Lager von Coltano (in der Nähe von Pisa)
    1946 – 1948
    Studium der Rechtswissenschaften in Marburg
    1948
    Erste Juristische Staatsprüfung
    1950
    Promotion zum Dr. jur. an der juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über ein strafrechtliches Problem des Widerstands gegen Staatsgewalt Eintritt in die SPD
    1951
    Große Juristische Staatsprüfung
    1952 – 1954
    Assessor und Regierungsrat im Bayerischen Staatsministerium der Justiz
    1954
    Amtsgerichtsrat in Traunstein
    1955
    Berufung in die Bayerische Staatskanzlei durch den damaligen SPD-Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Hoegner
    1958 – 1960
    Berufsmäßiger Stadtrat der Landeshauptstadt München und Leiter des Rechtsreferats
    1960 – 1972
    Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München
    1966 – 1972
    Vizepräsident des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in München und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Olympia-Baugesellschaft
    1970 – 1991
    Mitglied des SPD-Bundesvorstands; ab 1972 auch Mitglied des Parteipräsidiums
    1972 – 1977
    Landesvorsitzender der bayerischen SPD
    1972 – 1981 und 1983 – 1994
    Abgeordneter des Deutschen Bundestags
    1972 – 1974
    Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau
    1974 – 1981
    Bundesminister der Justiz
    1981
    Von Januar bis Juni Regierender Bürgermeister von Berlin
    1981 – 1983
    Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin und Vorsitzender der dortigen SPD-Fraktion
    1983
    Kanzlerkandidat der SPD
    1983 – 1991
    Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
    1987 – 1991
    Vorsitzender der SPD
    1992 –

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