Wie zaehmt man einen Scheich
Sicherheit, allein das zählte. Man hatte sie aus den Klauen ihrer Entführer befreit, die drohende Hochzeit mit diesem Widerling Mustafa war abgewendet worden. Mit einem Seufzer ließ sie sich in die seidigen Kissen zurückfallen.
Sie war frei.
Nur … wo war sie? Sie sah sich in dem dämmrigen Raum um. Von der Größe zu schließen, musste es sich um ein Luxushotel oder einen Palast handeln, und auch das Bett stand in Bequemlichkeit ihrem eigenen nicht nach. Oh, wie sehr freute sie sich schon darauf, in ihrem eigenen Bett zu liegen!
Als Aisha die Decke zurückschlug, stellte sie fest, dass sie vollständig angezogen war. Wer immer sie hergebracht hatte, hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu entkleiden. Etwa der Mann, der hinter ihr auf dem Pferd gesessen und sie festgehalten hatte?
Auf dem Weg zum Fenster drehte sie sich um und schaute zu dem luxuriösen Bett zurück. Hatte er sie dort abgelegt und die Decke über sie gezogen, behutsam und vorsichtig, damit sie nicht aufwachte?
Sie erschauerte leicht, als sie sich daran erinnerte, wie bei dem Ritt sein warmer Atem über ihre Wange gestrichen war, wie sie den Herzschlag in seiner Brust gefühlt hatte.
Dann allerdings erinnerte sie sich wieder daran, dass er sich über sie lustig gemacht hatte, und sie fragte sich, warum sie so viel Zeit mit Gedanken an ihn verschwendete, wenn es doch viel wichtigere Dinge gab, mit denen sie sich beschäftigen sollte.
Zum Beispiel, wie sie nach Hause kam.
Sie tappte zum Fenster, neugierig darauf, ob sie etwas erkennen könnte, das ihr sagte, wo sie war. Vielleicht war ja sogar ihr Vater hier und wartete darauf, dass sie endlich aufwachte, damit er sie begrüßen konnte.
Ihre Zehen krallten sich in den feinen Seidenteppich, als sie den schweren Brokatvorhang beiseiteschob. Helles Sonnenlicht ließ sie blinzeln. So hoch, wie die Sonne stand, war es längst nach Mittag. Wie lange mochte sie geschlafen haben?
Ihre Augen gewöhnten sich an die Helligkeit. Unter dem Fenster lag ein Innenhof, ein wunderschöner Garten mit blühenden Orangenbäumen und prächtigen Stauden. In der Mitte sprudelte munter Wasser in einen Springbrunnen, die Tropfen glitzerten wie Diamanten im Sonnenlicht. Jenseits des Innenhofs war ein großer Palast mit schlanken Türmen und goldenen Kuppeln zu sehen, zu dem ein überdachter Weg führte. Es war ein wunderschönes Bild.
Bis auf die schwarzen Flaggen, die an jedem Fahnenmast wehten. Ein ungutes Gefühl überlief Aisha und ließ sie trotz des warmen Tages erschauern.
Wieso hatte man schwarze Fahnen gehisst? Was war hier passiert?
Ein leises Klopfen ertönte an der Tür. Sie drehte sich zu dem jungen Mädchen um, das mit einem Tablett in Händen eintrat.
„Oh, Sie sind wach, Prinzessin.“ Die Dienerin stellte das Tablett ab und verbeugte sich, goss dann einen aromatisch duftenden Tee ein. „Sie haben fast den ganzen Tag geschlafen. Ich habe Ihnen Tee, Joghurt und Obst gebracht, falls Sie hungrig sind.“
„Wo bin ich hier? Und warum sind überall schwarze Fahnen gehisst?“
Das Mädchen wirkte verlegen, als wüsste es nicht, was es antworten sollte. Es reichte Aisha die Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit. Der Duft von Honig, Gewürzen und Zimt stieg in die Luft. „Ich werde Bescheid geben, dass Sie wach sind.“
„Bescheid geben? Wem? Ist mein Vater hier?“
Das Mädchen sah zu einer Tür. „Sie haben lange geschlafen. Ihre Kleider finden Sie dort im Ankleidezimmer. Möchten Sie, dass ich Ihnen etwas heraussuche, während Sie baden?“
Mit einem Kopfschütteln stellte Aisha die Tasse ab. „Nein. Ich möchte, dass Sie meine Fragen beantworten.“
Das Mädchen blinzelte. „Sie sind in Al-Jirad, Prinzessin.“
Al-Jirad? Also nicht mehr weit von Jemeya entfernt, nur eine halbe Stunde Flug mit dem Hubschrauber von der Küste bis zur Insel. „Ist mein Vater hier, oder wartet er zu Hause auf mich?“
„Gleich wird jemand zu Ihnen kommen.“ Das Mädchen fühlte sich offensichtlich unwohl, mit einer tiefen Verbeugung wollte es sich zurückziehen.
„Warte!“
Unsicher blickte das junge Ding über die Schulter zurück. „Ja?“
„Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.“
Das Mädchen legte die Hände vor sich zusammen und neigte den Kopf. „Rani, Prinzessin.“
Aisha lächelte, sie wollte das Mädchen beruhigen. Außerdem hatte sie so viele Fragen, die die Dienerin ihr sicher beantworten konnte. „Danke für den Tee, Rani. Ich möchte dich etwas fragen
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