Wikinger der Liebe
an seiner Brust.
Seufzend drückte er sie noch fester an sich und hoffte, sie würde nicht in Tränen ausbrechen. Nur weil er ihre innere Kraft kannte, vergaß er manchmal, wie schmerzlich der idiotische Sven von Vestfold ihre Seele gekränkt und geschwächt hatte - möge er im ewigen Höllenfeuer schmoren. Letzten Endes würde sich alles zum Guten wenden. Davon war Hawk überzeugt. Aber es würde eine ganze Weile dauern. Und diese Zeit wollte er auf angenehme Weise nutzen.
»O Krysta...«, murmelte er, presste seine Lippen an ihren Hals und jagte einen neuen wohligen Schauer durch ihren Körper. Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett. »Wenn’s dir widerstrebt, was ich tun möchte - sag’s jetzt.«
Sie starrte ihn so verzweifelt an, dass er sekundenlang fürchtete, sie würde ihm das ersehnte Glück verweigern. Nur mühsam bezwang er den Impuls, ihren Mund mit einem Kuss zu verschließen, die gefürchteten Worte zu ersticken. Aber sie streichelte sein Gesicht mit sanften Fingerspitzen, als wollte sie sich jeden einzelnen seiner Züge einprägen. Erleichtert seufzte er auf und sank mit ihr ins Bett.
14
Als Krysta am nächsten Morgen erwachte, war Hawk verschwunden. Glücklicherweise - denn kaum hatte sie den Kopf aus dem Kissen gehoben, begann ihr Magen wieder zu rebellieren, diesmal mit den naturgemäßen Folgen. Nachdem sie sich übergeben hatte, kroch sie keuchend und kraftlos ins Bett zurück.
Wenig später betrat die Zofe das Zimmer, und Krysta zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. An ein Frühstück war nicht zu denken. Aber das Mädchen stellte ein Tablett auf den Bettrand. »Die Königin sagt, Ihr müsst tüchtig essen, Mylady. Dann wird’s Euch bald besser gehen.«
Krysta fragte sich, wieso Eahlswith die neuerlichen Magenbeschwerden vorausgesehen hatte und wie sie die Mahlzeit ablehnen sollte, ohne die Dienerin in Schwierigkeiten zu bringen. Nach einem Blick auf das Tablett besann sie sich anders - nur ein Becher mit jenem Kamillensud, der ihr am Vortag geholfen hatte, und einige Scheiben trockenes Brot. Normalerweise würde ihr ein solches Frühstück missfallen. Aber in ihrem derzeitigen Zustand fand sie es sogar verlockend.
Sobald sie den Sud getrunken und ein paar Bissen gegessen hatte, erholte sie sich tatsächlich. Ohne Schwindelgefühle zu verspüren, stand sie auf und zog sich an. Erfreut über ihre schnelle Genesung, dankte sie der Zofe und verließ ihr Schlafgemach. Auf dem Weg zum Sonnenzimmer der Königin begeg nete ihr Lady Esa.
Hochelegant und bildschön, lächelte sie frostig. »Ist das nicht die kleine Dienerin? Wärt Ihr in meinem Haushalt angestellt, würde ich Euch befehlen, Euch besser zu kleiden und irgendetwas mit Euren ungepflegten Haaren anzufangen.«
Nach Krystas Meinung gab es an ihrem schlichten, aber hübschen waldgrünen Kleid nichts auszusetzen. Ihre Locken hatte sie mit mehreren Bändern - Hawks Geschenk - locker umwunden. So vornehm wie Esa sah sie natürlich nicht aus.
»Lasst mich vorbei«, bat sie und machte einen Schritt zur Seite.
Lachend verdrehte Esa die Augen, und ihr Gefolge kicherte. Ging diese Frau nirgendwo allein hin? »Habt Ihr’s so eilig, die Königin zu besuchen? Bisher konntet Ihr die arme, gute Eahlswith zum Narren halten. Aber das wird Euch nicht mehr lange gelingen. Sogar sie wird bald erkennen, dass Ihr Euch nicht zur Gemahlin eines Lords eignet, der dem König so viel bedeutet. Warum hat Hawk Euch bloß hierher gebracht? Das begreife ich nicht. Nun, vielleicht will er Alfred zeigen, welch eine unmögliche Braut Ihr seid.«
»Ich möchte nicht mit Euch streiten«, erwiderte Krysta würdevoll und versuchte wieder, an Esa vorbeizugehen.
Doch die Lady versperrte ihr den Weg. »Einen Streit mit mir würdet Ihr nicht überleben«, zischte sie. »Merkt Euch das! Da ihr offensichtlich ebenso ahnungslos wie unbeholfen seid, werde ich Euch aufklären. Mein Bruder, Lord Udell, ist der mächtigste Aristokrat von Mercia. Oh, gewiss, die Königin glaubt, dort würde ihre Familie immer noch hohes Ansehen genießen. Und dieser alberne Wolscroft nimmt sich selber furchtbar wichtig. Aber die beiden irren sich, denn meinem Bruder dienen viel mehr Schildknappen, und er besitzt größere Ländereien. Niemals würde er eine Kränkung seiner Schwester hinnehmen. Das weiß Alfred. Müsste er sich nicht mit diesem wilden Wikinger gut stellen, den Hawks arme, geistig umnachtete Schwester geheiratet hat, wäre es nie zu Eurer Verlobung
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