Wildes Blut
wie man diese Flammen löschen konnte, aber er machte noch keine Anstalten, es auch zu tun. Er ließ sich Zeit mit seinem Liebesspiel, provozierte bewußt, steigerte die Wirkung durch die Verzögerung.
»Süße … Süße …«, murmelte er an ihrem flachen Bauch, als sein Mund tiefer wanderte und der Dolch seiner Zunge schmerzlich auf ihrer Haut brannte.
Jeden Teil von ihr hatte er bereits erforscht, und trotzdem wollte er jeden noch einmal auskundschaften: die Seiten, die er morgens oft boshaft kitzelte, die Taille, so schmal, daß er sie mit den Händen spielend umfassen konnte. Wieder und wieder schlängelten sich seine Finger an ihren Beinen hinunter und tanzten dann die Innenseiten ihrer Schenkel hinauf und quälten sie aufs köstlichste, indem er die Stelle nicht berührte, die danach am meisten verlangte. Leise schrie sie vor Verlangen, aber ihr Mann ignorierte sie einfach.
»Geduld, mein Liebling«, tadelte er sie mit leiser, zuckersüßer Stimme und lächelnd. »Geduld, weißt du, bringt Vorteile.«
»Meinst du nicht Tugend?«
»Nein«, erwiderte er mit einem leisen, spöttischen Lachen, »denn wo läge da die Freude?«
Es gäbe keine, dachte Rachel eingedenk ihres einsamen, jungfräulichen Lebens, bevor er erschienen war und sie zur Seinen gemacht hatte. Überhaupt keine.
Sie gab klein bei, protestierte nicht mehr, unterwarf sich seinen Wünschen. Einst hatte sie ihn gefürchtet, war entsetzt gewesen von den heftigen, lüsternen Gefühlen, die er in ihr entfesselt hatte, denn es war gefährlich gewesen, ihm in die Quere zu kommen, und sie war ihm in die Quere gekommen. Aber das war längst Vergangenheit. Jetzt liebte sie ihn von ganzem Herzen, und die intime Berührung seiner Hände und seines Mundes erregte sie bis zur Ekstase. Ihr Triumph war, daß sie ihn gezähmt hatte, wenn auch nur ein bißchen, wie ein frisch zugerittenes Pferd, das tief im Herzen noch wild und frei ist und deshalb gefährlich werden kann. Dennoch hätte Rachel ihren Mann nicht anders gewollt. Er hatte nichts anderes gelernt, denn er war immer die harten Straßen des Lebens gereist, nie die leichten. In den schäbigen Bordellen zahlloser Rotlichtbezirke seiner Vergangenheit hatte er sich die Fertigkeiten angeeignet, die sie jetzt in Bann hielten, obwohl er keine andere Frau mehr berührt hatte, seit er sie das erste Mal besessen hatte.
Jetzt kniete er sich vor sie und küßte ihre Füße, dann hob er einen zierlichen Fuß an seine Lippen. Seine Zunge flatterte über ihren graziös geschwungenen Rist. Dann leckte er nacheinander alle ihre Zehen, die süß nach Blumen und Präriegras und der reichen dunklen Erde, über die sie vorher geschritten war, schmeckten.
Einen Augenblick lang ruhten seine Augen voller Begehren auf Rachels Gesicht. Ihr Kopf war nach hinten geworfen, ihre Augen waren geschlossen, der Mund halb offen, ihr Atem ging keuchend. Für den Bruchteil einer Sekunde hörte das Herz des Mannes auf zu schlagen, dann begann es in seiner Brust zu pochen wie der Hammer eines Schmiedes auf einem Hufeisen. Der Anblick ihres Antlitzes, in dem sich die Leidenschaft für ihn spiegelte, brachte sein Blut in Wallung. Der Druck in seinen Lenden wurde schmerzhaft. Dieser Blick war nur für seine Augen bestimmt. Kein anderer Mann würde ihn je sehen. Er würde jeden töten, der es auch nur wagte, danach zu trachten.
Rachel spürte seinen eifersüchtigen Raubvogelblick. Ihre Lider flatterten nach oben. Ihr Blick begegnete dem ihres Mannes, verschmolz mit ihm. Die Zeit stand still und hielt sie gefangen. Dann beugte er sich langsam, ohne sie aus den Augen zu lassen, vor, zog ihre Knie hoch und drückte ihre Schenkel weit auseinander. Seine Hand suchte ihr Geschlecht und erleichterte endlich den Schmerz ihrer Lust nach ihm, streichelte das weiche Nest zwischen ihren Schenkeln, dessen samtige Hügel und Falten kein anderer Mann außer ihm je berührt hatte oder je berühren würde.
Sie war heiß und naß vor Verlangen, und dieses Gefühl trieb ihn bis an den Rand seiner Beherrschung. Er zwang sich, tief Luft zu holen und sich zu beruhigen. Vor Rachel war sein Leben so öde und kahl gewesen wie die Ebenen im Winter. Sie hatte ihn bis zum Überschäumen erfüllt, ihm nicht nur sich selbst gegeben, sondern auch noch so viel mehr, obwohl er ihr nichts als seinen Namen und seinen Schutz bieten konnte. Sie hätte jeden Mann haben können – wirklich jeden, dachte er, obwohl er wußte, daß sie – schüchtern, bescheiden, sich ihrer
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