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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nachdem das Rasiermesser aufgetaucht war. Wenn die Leiche erst später gefunden wurde, waren die Spuren nicht mehr so wichtig, aber ein ärztliches Gutachten hätte wahrscheinlich die Todeszeit festgestellt, und dann wäre wieder das Alibi zum Tragen gekommen. Das klingt nach einem riskanten Plan, aber er klingt riskanter, als er war. Seine größte Stärke war die Frechheit. Auf eine Meile beiderseits des Bügeleisens kann man vom Strand aus die Küstenstraße sehen. Er konnte ein Auge darauf haben und den richtigen Moment abpassen. Wenn es gefährlich aussah, konnte er das Verbrechen auf einen gelegeneren Zeitpunkt verschieben. Sein einziges wirkliches Risiko bestand darin, daß ihn jemand bei der eigentlichen Tat beobachtete und mit einem Auto entlang der Küstenstraße verfolgte. Ansonsten – selbst wenn sich später herausgestellt hätte, daß gegen Mittag ein Reiter am Strand gesehen worden war – wer konnte beweisen, wer der Reiter war?
    Mr. Haviland Martin konnte es gewiß nicht gewesen sein, denn der kannte hier keinen Menschen und hatte den Vormittag musikalisch in Wilvercombe verbracht. Und überhaupt, wie viele Leute sind denn auf dieser Straße entlanggekommen? Wie groß war die Chance, daß die Leiche nicht erst nach Ablauf von Stunden gefunden wurde? Oder daß man den Tod für etwas anderes als Selbstmord halten würde?«
    »Wie stehen denn jetzt die Chancen, daß es kein Selbstmord war?« fragte Inspektor Umpelty. »Nach Ihrer eigenen Schilderung kann es überhaupt nichts anderes gewesen sein. Aber ich verstehe schon, was Sie meinen, Mylord. Sie meinen, daß dieser ganze Plan gefaßt wurde, aber als Weldon dann zum Satans-Bügeleisen kam, hat er es sich aus irgendeinem Grunde anders überlegt. Wie ist das? Als Alexis den Reiter vom Meer sieht, erkennt er Weldon und verlangt eine Erklärung. Weldon sagt ihm, wie sie ihn zum Narren gehalten haben, und nimmt Alexis irgendwie das Versprechen ab, von Mrs. Weldon abzulassen. Vielleicht bedroht er ihn auch mit dem Rasiermesser. Dann reitet Weldon wieder fort, und Alexis ist so tief enttäuscht, daß er sich nach eini gem Nachdenken selbst die Kehle durchschneidet.« »Nachdem Weldon ihm vorsorglich das Rasiermesser dafür dagelassen hat?«
    »Nun – ja – das nehme ich an.«
    »Und was hat die Stute gesehen?« fragte Harriet. »Gespenster«, versetzte Inspektor Umpelty mit ungläubigem Schnauben. »Und so oder so können Sie ein Pferd nicht in den Zeugenstand rufen.« »Weldon hat hinterher einen Fehler gemacht, indem er nach Wilvercombe kam«, fuhr Wimsey fort.
    »Mit diesem Erkennungsmerkmal am Arm hätte er sich fernhalten sollen, trotz Mutter. Aber er mußte
seine Nase hineinstecken und sehen, wie es lief.
    Und Morecambe – nun ja, sein eventuelles Auftreten als Zeuge war wohl vorgesehen. Ich frage mich trotzdem, ob es wirklich klug von ihm war, sich auf unsere Annonce hin zu melden. Wahrscheinlich war es noch das beste, was er tun konnte – aber er hätte die Falle wittern müssen, finde ich. Mein ganz privater Eindruck ist aber der, daß er ein Auge auf Weldon haben wollte, der hier herumtrampelte wie ein Elefant.«
    »Entschuldigen Sie, Mylord«, sagte Inspektor Umpelty, »aber wir haben jetzt eine gute Stunde damit vertan, zu spekulieren, was diese Leute getan haben könnten oder vielleicht vorhatten. Für Sie ist das zweifellos sehr interessant, aber wir wissen damit noch lange nicht, was sie wirklich gemacht haben, und jetzt haben wir drei Leute für etwas in Untersuchungshaft sitzen, was sie nicht getan haben können. Wenn Alexis sich selbst die Kehle durchgeschnitten hat, müssen wir sie entweder mit einer Entschuldigung laufenlassen oder ihnen beweisen, daß sie ihn durch Drohungen gemeinschaftlich zum Selbstmord getrieben haben. Wenn ein Komplize von ihnen Alexis getötet hat, müssen wir den Komplizen finden. In beiden Fällen, darf ich jetzt keine Zeit mehr darauf verschwenden. Ich wollte nur, ich hätte gleich die Finger von dem blöden Fall gelassen.«
    »Aber Sie sind so voreilig, Inspektor«, beklagte sich Wimsey. »Ich habe nur gesagt, daß der Plan schiefgegangen ist; ich habe nie gesagt, daß sie ihn nicht ausgeführt haben.«
    Inspektor Umpelty sah Wimsey traurig an, und seine Lippen wollten das Wort »meschugge« formen. Laut sagte er aber nur:
»Nun, Mylord, egal, was sie getan haben, sie haben jedenfalls Alexis nicht um zwei Uhr ermordet, weil da keiner von ihnen am Tatort war; und sie haben ihn auch nicht um zwölf Uhr

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