Wo der Pfeffer wächst (Sonderpreis bis zum 31.07.2012) (German Edition)
ja wie ein Honigkuchenpferd“, bemerkt Sunny begeistert. „Der Abend ist wohl ganz nett gewesen. Nach deinen Dates mit den Typen aus dem Internet hast du nie so dreingeschaut.“
Ohne auf Sunnys Worte einzugehen, verabschiede ich mich nur mit einem singenden „Gute Nacht“ und verschwinde fast hüpfend in meinem Zimmer.
Das ist vielleicht eine Woche gewesen! Ich bin gespannt, was mich wohl morgen erwartet.
23
Es ist schon wieder Freitag, und ich warte ungeduldig auf den Feierabend. Seit unserem ersten Date vor zwei Wochen sind Andreas und ich oft miteinander ausgegangen. Wir sind zusammen an der Elbe entlang spaziert, haben uns im Kino getroffen und sind Essen gegangen. Ich habe ihn sogar schon einmal bei einer Shopping-Tour begleitet und ihn beim Kauf eines neuen Anzugs beraten. Später haben wir uns zusammen den Film „ Happy Feet “ auf DVD angeschaut. Am schönsten ist jedoch die von ihm geplante Überraschung im Planetarium gewesen. Das hatte mir sogar dermaßen gut gefallen, dass er am Sonntag noch einmal mit mir dorthin fahren möchte. Und den heutigen Abend wollen wir zusammen mit Nele und Benny verbringen. Wenn man es genau nimmt, sind Andreas und ich quasi jetzt schon unzertrennlich. Und obwohl wir uns währenddessen noch nicht näher gekommen sind, genieße ich unsere gemeinsame Zeit in vollen Zügen.
„In fünf Minuten bin ich soweit“, sagt Andreas, der gerade seinen Kopf durch die Bürotür steckt. „Dann können wir los.“
Ich nicke angespannt und fuchtle aufgeregt mit meinen Fingern herum.
Rudi hat mir in einer SMS mitgeteilt, dass er heute einen Brief in der Post hatte, dessen Umschlag verdächtig danach aussieht, als beinhalte er das Testergebnis.
„So, wir können“, ruft Andreas mit seiner Aktentasche in der Hand. „Ist alles in Ordnung? Du siehst irgendwie ganz schön blass aus.“
„Na ja, ich bin natürlich aufgeregt. Schließlich wird man ja nicht jeden Tag Tochter.“
Er nickt zustimmend, und wir verlassen das Büro. Vor lauter Aufregung ist mir so schlecht, dass ich ständig von dem Gefühl übermannt werde, mich übergeben zu müssen. Sunny, die heute ihren freien Tag hat, habe ich per SMS gebeten, sich zwecks Beistand nach meinem Feierabend bei Rudi einzufinden. Leider hat sie bisher nicht geantwortet, was mir ebenfalls ein wenig zusetzt.
In einer freien Minute habe ich heute Vormittag auch Bernd angerufen. Leider habe ich nur seine Mailbox dran gehabt. Aufgeregt, wie Halle Berry bei Überreichung ihres Oscars im Jahr 2002, habe ich ihm jede Menge wirres Zeug raufgesprochen und ohne Abschiedsgruß einfach aufgelegt. In einem zweiten und dritten Anruf habe ich das dann aufklären wollen, befürchte jedoch, dass ich die Sache dadurch noch komplizierter gemacht habe. Somit beschloss ich, es einfach dabei zu belassen. Jeder weitere Versuch würde mit Sicherheit auch nach hinten losgehen.
Die Fahrt erscheint mir wie eine Weltreise, nicht zuletzt, weil ich aufgrund von Andreas‘ Fahrweise auch tausend Tode sterbe. Ich habe mich selbst schon immer für einen ziemlich dreisten und temperamentvollen Verkehrsteilnehmer gehalten, doch er überbietet das bei Weitem. Der Schutzengel aus Ton, den ich ihm deshalb am Dienstag geschenkt habe, hat mittlerweile auch nur noch einen Flügel. Der andere ist ihm bei einer ziemlich riskanten Bremsaktion abgebrochen, als er vom Cockpit aus gegen eine auf dem Rücksitz stehende Cola-Kiste geknallt ist. Seitdem liegt der arme Engel im Handschuhfach, da er, wie Andreas es ausdrückte, nichts weiter als ein extrem gefährliches Wurfgeschoss wäre.
Gut, diese Situation hat mir also gezeigt, dass er auch einige Ecken und Kanten hat. Das empfinde ich zwar als sehr angenehm, beabsichtige jedoch, demnächst an speziell dieser Kante zu arbeiten. Dann ist er anschließend eben wieder perfekt – na und?!
Nachdem wir eine halbe Ewigkeit nach einem Parkplatz gesucht haben, kann es endlich losgehen. Ganz durcheinander hake ich mich bei Andreas ein und lasse mich von ihm mitziehen. Momentan fühle ich mich nicht imstande, irgendetwas selbst und aus eigenem Antrieb ausführen zu können.
Als wir das „ Rudi’s “ betreten, bin ich total verblüfft, denn ich schaue in viele bekannte Gesichter.
Sunny, die sofort auf ihren Klapperpumps zu mir getippelt kommt, ruft mir schon auf halbem Weg zu: „Tschuldige, Süße. Mein Handy hat heute den ganzen Tag nicht funktioniert.“ Dann umarmt sie mich herzlich.
Hinter ihr wartet schon Leon geduldig
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