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Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Wo gibt es neue Schuhe, Genossen

Titel: Wo gibt es neue Schuhe, Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brauchte ihm nicht zu sagen, daß das ganze Magazin voller linker Schuhe war. Er glaubte es sofort. Amossows Zusammenbruch war der beste Beweis.
    »Wenn man bedenkt, daß unsere Planwirtschaft fast das dreifache Soll erreicht hat, gerade in der Schuhbranche«, sagte Dr. Balujew genußvoll, »ist abzusehen, daß wir die Kapitalisten bald total überrundet haben.«
    »Seien Sie still, Genosse!« fauchte Gorski.
    »Ihre Worte auf dem Marktplatz, Andrej Fillipowitsch. So etwas bleibt hängen in einer vaterländischen Seele! Man wird auch Sie rundum butterweich klopfen!«
    »Habe ich die Schuhe hergestellt?« brüllte Gorski. »Bin ich verantwortlich für die Misttreter?!«
    »Aber der arme Amossow soll den Kopf hinhalten, was?«
    »Immer die Kleinen! Immer die Ärmsten!« jammerte Amossow. »Genossen, man muß doch feststellen können, wo die rechten Schuhe geblieben sind.«
    »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach Mitternacht.« Dr. Balujew blickte auf seine Uhr. »Das heißt, wenn die sozialistischen Federn und Rädchen in dieser sozialistischen Uhr richtig gehen …«
    »Spielt die Zeit eine Rolle, Genosse Sekretär, wenn es um unser Leben geht?« rief Amossow verzweifelt.
    Gorski starrte finster vor sich hin, kaute an der Unterlippe und griff dann zum Telefon. Zum erstenmal bereute er nicht, dem Popen Wladimir einen Telefonanschluß zugeteilt zu haben. Väterchen Wladimir brauchte lange, ehe er sich meldete. Ein guter Schlaf ist gottgefällig.
    »Können Sie hinüber ins Parteihaus kommen, Wladimir Wadimowitsch?« fragte Gorski mit mühsam fester Stimme. »Wir sitzen hier noch zusammen: Dr. Balujew, Juri Leonidowitsch und ich. Es gibt ein Problem.«
    »Ich betrete nie ein Parteihaus!« sagte am anderen Ende der Pope und gähnte. »Das wissen Sie, Genosse Sekretär. Nur mit Gewalt …«
    »Es geht um die neuen Schuhe …«
    »Um die neuen …«, Väterchen Wladimir stieß einen dumpfen, lauten Seufzer aus, als ringe er mit dem Satan. »Ich komme sofort, Genosse Gorski. Sofort!«
    Andrej Fillipowitsch legte den Hörer auf und atmete tief durch. »Er kommt sofort!« wiederholte er. Amossow zuckte zusammen.
    »Wer? Die rechten Schuhe?« Er stierte wild um sich.
    »Der Pope, du Schweinetrog!«
    »Hat der Pope denn die rechten Schuhe?«
    »So etwas ist Beamter der Magazinverwaltung!« sagte Gorski und sah Dr. Balujew mit einem nervös zuckenden Gesicht an. »Muß man sich da noch wundern, daß es auch bei der Planwirtschaft ab und zu Pannen gibt? Amossow – vier Köpfe können besser denken als drei! Und wir müssen jetzt denken.«
    Väterchen Wladimir hatte sich nicht einmal Zeit genommen, seinen Bart, seinen ganzen Stolz, zu kämmen. Zerzaust und so, wie er aus dem Bett gesprungen war, nur angetan mit einem langen schwarzen Mantel, erschien er im Parteihaus, überblickte im Büro sofort die Lage, als er in den Schuhkartons nur einen linken Schuh liegen sah, und setzte sich neben Dr. Balujew auf einen braun lackierten Stuhl.
    »Das ist ja furchtbar!« sagte er erschüttert. »So muß der Blick auf den Anfang des Untergangs der Welt sein.«
    »Es stockt einem das Herz!« Gorski vergrub den Kopf zwischen den Händen und starrte über seinen Schreibtisch. Er wartete ab, bis Väterchen Wladimir drei Wodka hinuntergekippt hatte und hoffte, daß der Pope jetzt munter genug war, um seinen Geist einsetzen zu können.
    »Was meinen Sie dazu?«
    »Irgendwo ist ein Fehler!« sagte der Pope weise.
    »Bravo!« Dr. Balujew klatschte in die Hände. »Das bringt uns ein großes Stück weiter!«
    Sein Spott traf nicht. Väterchen Wladimir besaß die Natur eines Märtyrers. Er blickte den Arzt nur mit heiligem Zorn an und sprach dann weiter:
    »Wo sind die Fahrer des Lastwagens?«
    »Im Bett!« sagte Gorski.
    »Her mit den Kerlen!«
    Gorski sauste los und kam nach zehn Minuten mit den beiden Fahrern zurück. Sie hatten nur ihre Hosen an und standen entgeistert und leicht zitternd an der Wand, wo Gorski sie aufgebaut hatte. In einem Parteihaus nachts aus dem Bett geholt zu werden, bedeutet nie etwas Gutes. Was sie völlig verwirrte, war die Gegenwart eines Popen. Das alles sah aus wie eine blitzschnelle Hinrichtung mit geistlichem Beistand.
    »Ihr seid Fahrer des Bezirksmagazins von Jenisseisk?« schrie Väterchen Wladimir sie mit seinem Orgelbaß an. Es war die Stimme, mit der er sonst die frohe Osterbotschaft verkündete.
    »So ist es!« antworteten die beiden Ahnungslosen wie mit einem Atem.
    »Ihr habt die Schuhkartons in Jenisseisk aus dem

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