Wo niemand dich findet
Bezirksstaatsanwältin.«
Alex schielte zu Nathan. Er hatte ihr von Nicole erzählt, als sie den Feuerwehrmännern beim Brandlöschen zugesehen hatten. Sie war viel weniger geschockt gewesen als er.
»Sie bringen sie in die Stadt«, informierte sie Holt.
»Gut«, bemerkte Nathan schmallippig.
Ausgerechnet Nicole. Und Cernak. Er konnte es kaum fassen. Er hatte beiden absolut vertraut, und die Bitterkeit, die sich in ihm ausbreitete, wurde von Minute zu Minute größer – obwohl Cernak tot war.
Da lenkte etwas Nathans Aufmerksamkeit von Holt ab. Dieser Feuerwehrmann, der hinter dem Ranger an einem Löschzug vorbeiging … Er war so groß und massig und trug einen Helm. Er sah nicht anders aus als die anderen Feuerwehrmänner, und doch …
Er öffnete die Fahrertür eines Polizeiautos. Dann blickte er zu ihnen.
»Eine Waffe!« Nathan brüllte und zog seine Pistole.
Er sah eine Pistolenmündung auf sie gerichtet, als er abdrückte.
Coghan taumelte rückwärts gegen den Wagen und glitt langsam zu Boden.
29
Schüsse bedeuteten Papierkram.
Das sagte sich Alex, als sie alleine im Behandlungszimmer saß und darauf wartete, dass sie ein Notarzt untersuchte. Dasselbe sagte sie sich auch, als sie zusammen mit Courtney im Krankenhausflur auf und ab ging und ungeduldig auf Nachrichten von Wills OP wartete.
Stunden später, als Alex in ihre leere Wohnung schlich und völlig ausgelaugt auf ihr Bett fiel, sagte sie es sich wieder. Schüsse – erst recht, wenn sie trafen – bedeuteten Papierkram. Nathan hatte einen Menschen getötet. Deswegen konnte er im Moment nicht bei ihr sein, auch wenn er es gewollt hätte.
Als sie erwachte, fielen Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht. Eine riesige Katze schlief friedlich zusammengerollt auf ihrem Bauch. Alex hob den Kopf und blinzelte auf die Uhr. Zwei. Sie sah sich im Zimmer um. Sogleich kehrte die Erinnerung an die jüngsten Ereignisse zurück. Ihr Haar roch nach Rauch. Auch ihre Haut war rauchig. Selbst die Verbände, die man ihr im Krankenhaus angelegt hatte, rochen nach Rauch. Sie tapste ins Bad, um erst einmal ausgiebig zu duschen. Dabei achtete sie darauf, den verbrannten Arm nicht unter den Wasserstrahl zu halten. Danach zog sie ein Kleid an und ging in die Küche, um Kaffee zu machen. Sie ließ Wasser in die Kaffeekanne
laufen und wollte die Kaffeemaschine auffüllen. Dabei fiel ihr Blick auf die schwarze Schleifspur auf dem Küchenboden.
Ihr Magen zog sich zusammen, und sie begann zu zittern. Doch kein Kaffee. Sie ließ die Kaffeekanne mit Wasser einfach stehen und verließ die Wohnung.
Als sie mehrere Stunden später zurückkam, stand Nathans Wagen in der Auffahrt. Sie ging durch die Tür, die Coghan vor nicht einmal einem Tag aufgedrückt hatte, und folgte der Spur abgelegter Gegenstände: Nathans Schlüsselbund und seine Brieftasche lagen auf dem Küchentisch, gleich neben der Nachricht, die sie für ihn hinterlassen hatte. Seine Stiefel standen vor dem Badezimmer. Im Bad verstreut fand sie einen Großteil seiner Kleidung; sie sammelte sie ein und stopfte sie in die Waschmaschine.
Danach trat sie auf die Schwelle zu ihrem Schlafzimmer. Er lag auf dem Bauch in ihrem Bett und schlief tief und fest, die Bettdecke nur lose um die Hüfte geschlungen. Ihr Herz klopfte. Sie dachte an das Essen, das sie gekauft hatte, und hätte ihn am liebsten gefüttert. Doch sie ließ ihn schlafen.
Dann zog sie ihr Kleid aus und schlüpfte zu ihm ins Bett.
Einige wunderbare Minuten lang sah sie ihn an, wie er mit ganz entspanntem Gesicht friedlich schlief. Zärtlich strich sie mit den Fingern über seine gerade Nase, über die Bartstoppeln auf seinem Kinn, die kleinen Falten in den Augenwinkeln. Sie erinnerte sich, was sie ihm gestern gestanden hatte – und ihr wurde warm ums Herz.
Seine Hand glitt auf ihren Schenkel, er hielt jedoch die
Augen geschlossen. Die Hand streichelte ihre Hüfte, ehe sie wieder zu ihrem Schenkel zurückkehrte. Er schlug die Augen auf.
»Hallo, du«, flüsterte sie.
»Selber hallo.«
Eine Minute lang sahen sie sich nur in die Augen.
»Hodges wird wieder gesund«, sagte sie.
»Ich weiß. Ich hab mit Courtney gesprochen.« Er schwieg. »Hast du dich untersuchen lassen?«
»Ja, ich bin okay.«
Seine Augen wanderten zu ihrem Nacken, und ein Schatten huschte über sein Gesicht – wie immer, wenn er ihre Narben sah. Sie schmiegte sich enger an ihn, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Er bewegte sich, sodass ihr Kopf auf seinem Bizeps ruhte. Nun
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