Wölfe der Träume (German Edition)
Und im nächsten Moment war er auch schon vom Fenster verschwunden. Detty sah ihre Schwester an, die ebenfalls blutete. Nein . Das war nicht ihr Blut, sondern das von Evan. Große Göttin. Wie viel Blut hatte er denn verloren?
»Was ist da oben passiert?« Die zitternde Nymphe in ihren Armen schluchzte: »Falle.« Erschrocken sah Detty noch einmal zum Fenster und sah dort Nudge stehen, der sie höhnisch angrinste. Dann drehte er sich um und ging. Kein einziges Wort der Forderung an sie.
Es widersprach wirklich allem, was sie fühlte und an das sie glaubte, aber sie musste hier weg und ihre Schwester in Sicherheit bringen. Sie führte das Mädchen die Gasse entlang, an deren Ende immer noch der Wagen stand.
»Evan?« Sie saß wie immer am Brunnen und wartete auf ihn. »Bitte komm zu mir!« Nichts regte sich. Die Wiese war wie immer. Keine Spur von Evan. Es war sinnlos. Vielleicht lebte er schon gar nicht mehr.
»Was willst du?« Seine kratzige Stimme war da, aber sie konnte ihn nicht sehen.
»Du musst mir sagen, wo du bist, damit wir dich retten können.« Sekunde um Sekunde verstrich, ohne dass er antwortete. Hatte sie es sich nur eingebildet? War das Wunschdenken gewesen?
»Nein. Bleibt weg. Hier gibt es nur Schmerz und Leid.« Er klang so tief traurig, dass ihr die Tränen kamen.
»Bitte. Ich will dir helfen.« Weil ich mich in dich verliebt habe.
»Das kannst du nicht. Geh weg. Vergiss mich. Ich bin schon so gut wie Tod.« Er klang so, als hätte er bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Als wäre es nichts mehr wert. Aber das würde sie nicht einfach so hinnehmen. Sie würde für ihn kämpfen.
»Nein! Bitte. Gib mir einen Anhaltspunkt. Irgendetwas.« Die Stille dröhnte regelrecht in ihren Ohren und Panik stieg in ihr auf. »Lass mich dir helfen. Bitte! Ich würde alles tun.« Ein Knurren drang an ihr Ohr. Es klang gefährlich und sollte ihr wahrscheinlich zeigen, dass er ihre Hilfe wirklich nicht wollte.
»Nein!« Das Dröhnen seiner Stimme klang immer noch in ihren Ohren nach, als sie bereits die Augen geöffnet hatte. Sie war wach. Er hatte sie einfach aus dem Traum geschmissen. Fassungslos starrte sie an die Decke und dann brach es auf einmal über sie herein. Wild schluchzend und wütend auf ihn, raufte sie sich die Haare und schlug wie eine Furie auf das Bett ein. Dieser Idiot. Sie wollte ihm helfen.
Detty ging dorthin, wo sie nie hatte hingehen wollen. Nicht seit damals, als diese Hure nur so zum Spaß einen König von ihr hatte träumen lassen, der so von ihr fasziniert gewesen war, dass er Jagd auf sie machen ließ. Damals war sie nach Amerika geflohen. Und sie hatte es bis jetzt noch nicht bereut.
Sie klopfte an der großen, massiven Holztür und wartete, bis der Diener öffnete.
»Ich möchte mit Cailin sprechen.« Er musterte sie von oben bis unten und bat sie dann herein. Nachdem er ihr den Mantel abgenommen hatte, ging er weiter ins Haus und blieb schließlich vor einer Tür stehen.
»Mylady erwartet sie bereits.« Mit einem angedeuteten Knicks öffnete er die Tür und schloss sie hinter der verwunderten Detty wieder. Woher wusste der Succubus, dass sie kommen würde?
»Hallo kleines Nymphchen. Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich kommen würdest.« Cailin, eine überaus hübsche Succubus-Dämonin, lag auf ihrer Couch und blätterte in einer Illustrierten herum. Sie hatte noch nicht einmal aufgesehen, als Detty den Raum betreten hatte. Das lange schwarze Kleid, das die Dämonin trug, war der perfekte Kontrast zu ihren roten Haaren, die sich in fließenden Wellen über ihren kurvigen Körper legten. Ja, man sah ihr deutlich ihre schottische Abstammung an. Ihr dunkler Herr war über seine Schöpfung sicher sehr stolz.
»Ich brauche deine Hilfe.« Und diese Worte waren die größte Demütigung, die sie je hatte ertragen müssen. Und doch würde sie alles tun, um Evan zu befreien.
»Es muss dir wirklich sehr schwer gefallen sein, zu mir zu kommen. Ich kann es an deinem verbissenem Gesichtsausdruck sehen.«
»Kannst du es mir verdenken? Du hast diesen Perversen auf mich losgelassen.« Die Dämonin zuckte nur mit den Schultern. Dann legte sie ihre Zeitschrift beiseite und setzte sich aufrecht hin.
»Machen wir uns an die Arbeit. Ich hab später noch eine Verabredung mit einer unschuldigen Seele.« Detty erklärte ihr den Sachverhalt und Cailin hörte gespannt zu. Dann grinste sie teuflisch.
»Ich kann dich in seinen Traum bringen. Aber ich werde immer anwesend sein und
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