Wokini oder die Suche nach dem verborgen Glück
schon gar nicht im Schlaf!
Der Vater, der offenbar seine Gedanken lesen konnte, sagte mit sanfter Stimme: »Träume können sehr real sein, David. Wer wüsste, woher sie kommen? Vielleicht hat Wakantanka deinen Traum inspiriert. Er vermag alles. Oder du bist tatsächlich auf eine Reise gegangen, mein Sohn, aber dann nicht in dieser Welt. Ich gab dir die Rolle gestern Abend und du bist hierher gekommen. Schließlich habe ich dich aufgeweckt, als du zu stöhnen anfingst. Dein Traum schwand und deine Seele versuchte in diese Welt zurückzukehren.«
»Aber wie?«
»Du sehntest dich nach der Wahrheit. Und du hast die Antwort gefunden, die du suchtest.«
David runzelte die Stirn. Sein Vater legte den Arm um ihn und bewegte sich zum Ausgang des Friedhofs.
»Lass uns nach Hause gehen. Du musst sehr hungrig sein. Jede Reise, selbst die der Seele, macht einen Menschen hungrig.«
Als sie den Rückweg einschlugen, blickte David über seine Schulter zu den Black Hills in der Ferne. Einen Augenblick lang glaubte er, die Hütte und die aus dem Kamin aufsteigende, federgleiche Rauchschwade zu sehen…
Aber natürlich existierten beide nicht.
Oder vielleicht doch?
NACHWORT
Dieses Buch soll jenen Menschen eine Hilfe sein, die sich selbst kennen lernen und ihre Einstellung zum Leben verbessern wollen. Keinesfalls soll es als Heilmittel gegen klinische Depression benutzt werden.
Die Depression ist eine der am wenigsten verstandenen und oft falsch diagnostizierten Krankheiten im heutigen Amerika. Schätzungen lassen darauf schließen, dass bis zu 25 Prozent aller Amerikaner zumindest einmal in ihrem Leben unter klinischer Depression leiden. Die meisten Formen können von einem kompetenten Fachmann erfolgreich behandelt werden. Solche Sätze wie »Reiß dich zusammen!« oder »Es kann nicht gar so schlimm sein« tragen nicht dazu bei, dem kranken Menschen Erleichterung zu verschaffen. Das Problem ist physischer, nicht gedanklicher Natur. Wenn Sie – oder Menschen, die Sie kennen – unter schweren Depressionen leiden, dann bemühen Sie sich bitte um ärztliche Hilfe. Das ist bereits ein erster großer Schritt nach vorn.
EIN HINWEIS FÜR MEINE LESER
Davids Charakter setzt sich aus vielen Indianern zusammen, denen ich im Laufe der Jahre begegnet bin. Seine Familie weist große Ähnlichkeiten mit den Familien auf, die man in den Reservaten des ganzen Landes finden kann – auch mit der meinen. Als ich noch ein Kleinkind war, starb meine Schwester an Tuberkulose; als ich sieben war, starb meine Mutter, und mein Vater starb fünf Jahre später. Nach ihrem Tod zogen meine Geschwister mich groß, bis ich schließlich das Haskell Institute besuchte, ein Internat für Indianer in Lawrence, Kansas.
Seit meiner Kindheit hat sich das Leben in den Reservaten kaum geändert. Selbst heute fällt es mir schwer, all das zu zählen, was ich durch die Lakota an Gutem empfangen habe, wo doch so viele Indianer in den Reservaten hungern und sich heimatlos fühlen. Nur wenige werden älter als 70 und jedes Jahr geraten die traditionellen Anschauungen und Bräuche der Indianer mehr in Vergessenheit. Im Rahmen meiner Tätigkeit als nationaler Sprecher von »Running Strong for American Indian Youth« versuche ich zusammen mit meinen Mitarbeitern, die dringendsten Bedürfnisse der Indianer zu befriedigen und Hilfsprogramme zu organisieren, die ihnen die Möglichkeit bieten, wirtschaftlich unabhängiger zu werden und eine höhere Selbstachtung zu erlangen. »Running Strong« bohrt Brunnen, um frisches Trinkwasser zutage zu fördern, fördert ökologisch ausgerichtete Gartenbau-Projekte, richtet Vorratsstellen ein, um den Hunger zu bekämpfen, unterstützt Kliniken, die Dialysegeräte zur Verfügung stellen, renoviert und baut Häuser, um der Wohnungsnot Einhalt zu gebieten. Außerdem setzen wir uns für sportliche und kulturelle Veranstaltungen ein, die für junge Stammesmitglieder gedacht sind. Alle unsere Programme werden von den Indianern vor Ort geplant und durchgeführt. Die Fortschritte sind beachtlich. In fast 15 Jahren hat »Running Strong« mehr als 278 Brunnen im Pinc Ridge Reservat, Süd-Dakota, fertig gestellt, zwei Dialyse-Kliniken errichtet, die Indianern gehören und von ihnen geleitet werden, ein Sportzentrum im Rosebud Reservat und ein Jugendzentrum im Cheyenne River Reservat gebaut. Darüber hinaus unterstützen wir jährlich über 260 private und öffentliche Gärten im Pine Ridge Reservat. Nicht zuletzt haben wir über 100 Häuser
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