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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Street mit Fortschreiten der Nacht zunehmend lauter. Ich wartete, bis die Touristen das Lokal allmählich verließen und die Einheimischen hereinströmten; dann begann ich, Fragen zu stellen.
    „Haben Sie sie noch alle? Ruelle ist doch kein Führer.“
    Stirnrunzelnd musterte ich den uralten Mann, der so braun und faltig war, dass er wohl die letzten vierzig Jahre in der Sonne verbracht haben musste.
    „Was ist er dann?“
    „Verrückt.“
    „Wie bitte?“
    Mein Kumpel starrte mit einem Ausdruck solch ergreifender Einsamkeit in seinen leeren Bierkrug, dass ich den Barkeeper herbeiwinkte, damit er ihn wieder füllte.
    „Ihm gehört ein altes Herrenhaus am Rand der Sümpfe, aber das Ding fällt in sich zusammen. Er selbst lebt in der Wildnis.“
    „Also kennt er sich in der Gegend aus.“
    „Besser als jeder andere. Aber man hat ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich ist er tot.“
    Seltsam. Aber vielleicht hatte Frank Adam gekannt, bevor der den Verstand verloren hatte.
    „Warum sollte Ruelle das Haus einfach so aufgeben?“
    „Er ist direkt nach der Highschool in die Armee eingetreten. Man sagt, er sei bei irgendeiner Spezialeinheit gelandet. Als er dann wieder nach Hause kam, konnte er nicht mehr in der Welt leben, deshalb hat er sich in die Sümpfe zurückgezogen.“
    Ich stellte mir insgeheim die Frage, wieso ein junger Mann, der irgendeine Alternative hatte, überhaupt zum Militär gehen sollte. Aber natürlich hatte ich mich selbst auch gegen die Alternative entschieden und es vorgezogen, mit dem Mann meiner Träume in einem Zelt zu schlafen, anstatt Geld wie Heu zu verdienen, indem ich für Daddy arbeitete.
    Allerdings bezweifelte ich, dass Adam Ruelle wegen einer Frau Soldat geworden war. Andererseits, was wusste ich schon?
    Während ich noch überlegte, was die Sache mit Ruelle zu bedeuten hatte, nahm ich ein Streichholzbriefchen von der Bar, auf das in gruseliger Schrift das Wort Cassandra’s geprägt war.
    Der alte Mann beugte sich zu mir und tippte mit einem nikotingelben Finger auf den Namen. „Wollen Sie was über Voodoo und so erfahren?“
    Ich runzelte die Stirn. „Warum?“
    „Die Priesterin Cassandra hat Marie Laveaus altes Haus in der Royal Street gekauft.“
    „Marie Laveau, die Voodoo-Königin?“
    „Ja,Ma’am.“SichoffensichtlichfürdasThemaerwärmend,nickteer.„Diemeistenvermuten,dassMarieLaveauinWirklichkeitzweiFrauenwa r – nämlichMutterundTochter.Alsdieeinestarb,nahmdieandereihrenPlatzein,waserklärt,weshalbdieLeutedamalsglaubten,dassMariemagischeFähigkeitenbesaß.“
    „Jünger zu werden und nicht zu sterben, könnte so was schon bewirken“, stimmte ich ihm zu.
    „Niemand weiß genau, wo Marie gelebt hat“, meldete sich der Barkeeper zu Wort, „oder wo sie begraben liegt.“
    „Sie wurde auf dem St. Louis Cemetery Number One beerdigt“, insistierte der alte Mann. „Die am zweithäufigsten besuchte Grabstätte des Landes.“
    „Welches ist die am häufigsten besuchte?“ Ich hätte auf das Grabmal des Unbekannten Soldaten oder die Ewige Flamme getippt.
    „Graceland.“
    Tja, es hat noch nie jemand behauptet, dass die Amerikaner nicht bizarr sind.
    „Die Priesterin Cassandra lebt in Maries Haus“, wiederholte mein neuer Freund beharrlich. „Hat dort einen Voodoo-Laden eröffnet.“
    „Klingt ziemlich abgeschmackt.“
    „Abgewrackt?“
    „Touristisch. Kitschig.“
    „Nein, ihrer nicht. Sie hat Sachen, die man nirgendwo sonst finden würde. In ihrem Hinterhof steht sogar ein Voodoo-Tempel.“
    Den hätte ich gern mal besichtigt, aber eins nach dem anderen.
    „Wie ich höre, gibt es hier eine Reihe von Vermisstenfällen.“
    „In New Orleans?“ Er zog eine Braue hoch. „Was Sie nicht sagen.“
    Sein Sarkasmus war verständlich. Ich hatte bei meiner Suche nach dem Paranormalen schon früh festgestellt, dass wesentlich mehr Menschen spurlos verschwanden, als der Allgemeinheit bewusst war. Mit der riesigen Anzahl von Personen ohne festen Wohnsit z – Obdachlose wie auch Touriste n – in dieser Stadt sowie einem Fluss, einem See und einem nahen Sumpfgebiet wäre ich jede Wette eingegangen, dass es noch nicht einmal eine vollständige Vermisstenliste gab.
    Ich ließ seinen Krug noch mal nachfüllen, bevor ich es mit einer anderen Taktik versuchte. „Mir ist auch was von einem Wolf in den Sümpfen zu Ohren gekommen.“
    „Ich habe einen Wolf auf dem Jackson Square gesehen.“
    Ich blinzelte. „Hier in der Stadt?“
    Der alte Mann

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