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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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Szenario beendete der Einsatz dieser Taktiken den Konflikt, bevor er überhaupt begonnen hatte. Time berichtete, eine logische Bombe werde »bis zu einem festgelegten Zeitpunkt in einem feindlichen System schlummern, sich dann aktivieren und beginnen, Daten zu fressen. Solche Bomben könnten beispielsweise die Computer angreifen, mit denen das Luftabwehrsystem oder die Zentralbank betrieben werden.« Die Autoren verrieten ihren Lesern, dass die CIA ein Geheimprogramm betreibe, »um verminte Computerchips in die Waffensysteme einzuschleusen, die ein ausländischer Waffenproduzent an ein potenziell feindliches Land liefern könnte – eine Technik, die als ›Chipping‹ bezeichnet wird«. Ein CIA-Mitarbeiter verriet den Journalisten: »Man steigt in das Liefernetz des Waffenproduzenten ein, blockiert es für kurze Zeit, versteckt den Programmfehler und sieht zu, wie er an das Land geliefert wird … Wenn das Waffensystem bei Kampfhandlungen eingesetzt wird, scheint es zu funktionieren, aber der Sprengkopf wird nicht gezündet.«
    Der Time -Artikel war eine bemerkenswerte journalistische Arbeit, in der zu einer Zeit, als die meisten Zuständigen in Washington noch nichts von diesen Dingen ahnten, komplizierte technische Sachverhalte wie auch die darauf beruhenden politischen Probleme behandelt wurden. Auf der Titelseite wurde die Frage gestellt: »Die USA beeilen sich, Computer in zerstörerische Waffen zu verwandeln. Aber wie verwundbar ist die Heimatfront?« Diese Frage hat heute ebenso Gültigkeit wie damals, und bemerkenswert ist, dass sich die Situation kaum geändert hat. »Ein Wettrüsten für den Informationskrieg könnte für die VereinigtenStaaten mit einer Niederlage enden, da sie bereits heute sehr anfällig für derartige Attacken sind«, lautete das Resümee der Autoren. »Tatsächlich könnten sich die Verbesserungen in der Netztechnologie, auf die das Militär bei der Aufrüstung seiner konventionellen Streitkräfte setzt, als Schwachpunkt Amerikas erweisen.« Bereits Mitte der neunziger Jahre erkannten also Journalisten, dass sich der Cyberkrieg, von dessen Potenzial das Pentagon und die Nachrichtendienste so begeistert waren, ein zweischneidiges Schwert erweisen würde.
    Der Weckruf der Marsh-Kommission
    Die Attentäter Timothy McVeigh und Terry Nichols weckten im Jahr 1995 viele Leute auf. Der furchtbare Bombenanschlag in Oklahoma City, dem zahlreiche Mädchen und Jungen in einer Kindertagesstätte und öffentlich Bedienstete an ihren Schreibtischen zum Opfer fielen, lenkte die Aufmerksamkeit von Präsident Bill Clinton auf eine neue Gefahr. In der Nähe des Anschlagsortes hielt er einen bewegenden Nachruf auf die Opfer. Nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus setzte er sich mit seinen Beratern zusammen, zu denen auch ich zählte. Wie für ihn charakteristisch, dachte er konzeptuell: Die Gesellschaft veränderte sich. Eine kleine Gruppe von Personen konnte gewaltige Schäden anrichten. Mittlerweile wurden nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in den USA Sprengstoffanschläge verübt. Was wäre gewesen, wenn die in einem Lastwagen versteckte Bombe vor der New Yorker Börse, dem Kapitol oder einem Gebäude gezündet worden wäre, dessen Bedeutung wir bis dahin nicht einmal geahnt hätten? Die Vereinigten Staaten verwandelten sich in eine Technologienation, was sie in mancher Hinsicht anfälliger machte. Auf Drängen der Generalstaatsanwältin Janet Reno richtete Präsident Clinton eine Kommission ein, die sich mit der Verwundbarkeit der USA durch Angriffe auf unverzichtbare Einrichtungen befassen sollte.
    Diese wichtigen Einrichtungen wurden in der Sprache der Bürokraten als »kritische Infrastruktur« bezeichnet, ein Terminus, der weiterhin Verwendung findet und weiterhin für Verwirrung sorgt. Das neue Gremium wurde auf den Namen Presidential Commission on Critical Infrastructure Protection (PCCIP) getauft. Es kann nicht überraschen, dass sie für den alltäglichen Gebrauch einfach nach ihrem Vorsitzenden benannt wurde, dem Luftwaffengeneral im Ruhestand Robert Marsh. Die »Marsh-Kommission« wurde zu einer Vollzeitbeschäftigung für ein großes Expertenteam und einen professionellen Mitarbeiterstab. Es fanden Versammlungen im ganzen Land statt, in denen Fachleute aus zahlreichen Industriezweigen, aus Universitäten und Regierungsbehörden befragt wurden. Im Jahr 1997 legte die Marsh-Kommission ihre überraschenden Erkenntnisse vor. Anstatt sich auf Rechtsextreme wie McVeigh und Nichols oder auf

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