You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
und erläuterte seinen Verdacht bezüglich der Schulden. „Fällt Ihnen irgendjemand ein, der eventuell helfen möchte?“
Tohme-Tohme hob ein Wirtschaftmagazin hoch, auf dessen Cover ein weltmännisch wirkender kahlköpfiger Gentleman in den Sechzigern zu sehen war, auf dessen Stirn sich tiefe Furchen zeigten. „Dieser Typ.“
„Er würde helfen?“
„Dafür werde ich sorgen“, meinte er kampfeslustig und mit einer unumstößlichen Sicherheit, die mich verblüffte. Ich erfuhr, dass sich die Nummer von Tom Barrack, dem libanesischen Vorsitzenden einer Immobilieninvestmentfirma namens Colony Capital, die über geschätzte 40 Milliarden Dollar an privatem Kapital verfügte, auf der Schnellwahl seines Handys befand (wie auch die der Vorsitzenden der Hotelketten Miramax, Hilton, Fairmont und Raffles). Als seriöser Partner schien er wie geschaffen dafür zu sein, uns in der Notlage zu helfen.
Als ich einige Tage später erfuhr, dass er an einem Treffen interessiert sei, setzte ich mich in den Wagen Richtung Las Vegas, wo Michael sich für einige Zeit niedergelassen hatte. Unglücklicherweise wurde ich nach meiner Ankunft – wie auch viele andere, die meinem Bruder nahestanden – von den Security-Leuten der Nation of Islam nicht zu meinem Bruder durchgelassen. „Moment mal“, schrie ich durch die Gegensprechanlage am Tor. „Ich habe für euch Ärsche den Job beschafft, und nun wollt ihr mir erzählen, wann ich meinen Bruder sehen darf und wann nicht?“
„Er ist nicht hier, Jermaine“, antwortete eine Stimme. Klick.
Ich wollte mich nicht so leicht abwimmeln lassen und checkte im MGM-Hotel ein. An diesem Tag begab ich mich noch drei Mal zu dem Haus, wurde aber immer wieder abgewiesen. Ich fühlte mich schon fast wie ein Stalker. Schließlich riss mein Geduldsfaden, und ich rief Mutter an, die sich sofort mit Grace in Verbindung setzte … und schon öffneten sich die Tore.
So ein Anzugträger meinte, ich hätte „20 Minuten und keine Sekunde länger“, da Michael einkaufen wolle. Ich wartete in der Lobby und warf einen Blick in das Wohnzimmer. Es war bis zur Decke hin voll mit Lagercontainern und Umzugskartons. Ich hatte das Gefühl, als habe hier noch niemand gewohnt.
Michael kam die Treppe herunter mit einem Lächeln auf dem Gesicht, und wir umarmten uns. Immer wenn ich oder ein anderes Familienmitglied die künstliche Firewall seines Teams überwinden konnten, stellte sich augenblicklich eine normale Beziehung zwischen uns ein, vergleichbar mit den guten, alten Zeiten. Ich beschwerte mich über die unhöfliche Behandlung des Personals. Er lehnte sich zu mir herüber und flüsterte: „Alle denken , dass sie hier die Kontrolle haben, doch schon bald wird sich einiges verändern.“ Ich glaubte ihm nicht, denn er sprach schon seit den World Music Awards 2007 in London davon, sein derzeitiges Personal auszutauschen. Schnell kam ich auf den Grund meines Besuchs zu sprechen, wodurch sich der von dem Security-Typen zugebilligte Zeitraum von 20 Minuten in mehrere Stunden verwandelte. Als ich Michael die sich bietenden finanziellen Möglichkeiten durch die Intervention von Tom Barrack aufzeigte, konnte er sein Glück kaum fassen. Ich weiß, dass meine Schwester La Toya einmal äußerte, sie hätte Michael am liebsten vor Personen wie Tohme-Tohme „beschützt“, doch ich bezweifle, dass sie zu so einer Aussage in Kenntnis der ganzen Geschichte und der verzweifelten Lage gekommen wäre. Die Intentionen aller Beteiligten können nur als gut und der Sache förderlich beschrieben werden. Michael musste das verstehen, denn die beiden Geschäftsleute hielten den Schlüssel in der Hand, der ihn von der Kette und der Stahlkugel befreien konnte, die ihn langsam, aber sicher unter Wasser zogen.
Am 23. April 2008 fuhr ich mit Dr. Tohme-Tohme durch die Wüste in Nevada zu einem ersten Treffen mit Michael. Der Doktor meinte wohl, er habe eine gute Stimme, denn während der ganzen Fahrt sang er „Lonely Teardrops“ von Jackie Wilson. Allerdings wollte ich ihm nicht über seine „Stimmbandfähigkeiten“ aufklären, da er beabsichtigte, meinem Bruder ein Rettungsseil zuzuwerfen. Diplomatisch legte ich eine CD mit dem „Earth Song“ ein. Nettes Timing, Michael . Während der ganzen Fahrt musste ich daran denken, zwei grundverschiedene Menschen miteinander bekanntzumachen. Tohme-Tohme lässt sich als ein direkter, rechthaberischer Mensch mit einem aufbrausenden Temperament beschreiben, doch ich wusste, dass er kein
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