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Zähl nicht die Stunden

Titel: Zähl nicht die Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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gezogen und stur auf das regelmäßige Auf und Ab ihres Atems gewartet hatte. Doch da war nichts, und er begriff, dass sie tot war.
    Jake betrachtete erneut die Fotos von Mattie in Paris, bis die Bilder hinter Tränen verschwammen, während er daran zurückdachte, wie er
    seine tote Frau in die Arme genommen hatte und bis zum Morgen neben
    ihr liegen geblieben war.
    »Was machst du?«, fragte Kim zögerlich von der Tür, als hätte sie
    Angst, ihn zu stören.
    »Ich guck mir Fotos von deiner Mutter an«, antwortete Jake und
    wischte sich die Tränen aus den Augen, ohne zu versuchen, sie zu
    verbergen. Er lächelte den kleinen Hund an, der an Kims linkem
    Knöchel klebte. »Ich versuche zu entscheiden, welches ich rahmen lassen soll.«
    Kim ließ sich neben ihn auf das kleine Sofa fallen und lehnte sich an seinen Arm. George sprang sofort auf ihren Schoß und rollte sich zu einer kleinen Kugel zusammen. »Sie sieht auf allen wunderschön aus.«
    »Ja, das stimmt, aber das macht es ja so schwer, eins auszuwählen.«
    »Lass mal sehen.« Kim nahm ihm die Fotos aus der Hand und
    blätterte sie sorgfältig durch. »Das nicht«, sagte sie und strengte sich an, objektiv zu klingen, obwohl Jake ein leichtes Zittern in ihrer Stimme bemerkte. »Es ist unscharf. Und bei dem stimmt der Hintergrund nicht.
    Zu viel Bürgersteig. Aber das hier ist nett«, sagte sie zu einem Bild von Mattie vor der Kathedrale von Notre Dame, ihr Haar pittoresk zerzaust , ihre Augen noch blauer als der Himmel von Paris.
    »Ja« , sagte Jake. »Das gefällt mir auch.«
    »Und das hier.« Kim hielt das Foto von Jake und Mattie vor dem
    Eiffelturm hoch , das der japanische Tourist gemacht hatte, den Jake eingespannt hatte.
    »Obwohl der Vordergrund nicht ganz mittig ist?«
    »Es ist ein wunderschönes Bild«, erklärte Kim ihm. »Ihr beide seht
    wirklich glücklich aus.«
    Jake lächelte traurig und drückte seine Tochter fest an sich, ohne den sichtlich eifersüchtigen George aus den Augen zu lassen. »Wie geht es dir heute?«, fragte er.
    »Ganz gut, glaube ich. Und dir?«
    »Ganz gut, glaub ich.«
    »Ich vermisse sie sehr.«
    »Ich auch.«
    Die durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen prallten von ihren
    Rücken ab und verteilten sich im Raum wie Staub. Ein leises Brummen
    erfüllte die Luft.
    »Klingt , als ob ein Auto gekommen wäre« , sagte Kim, hob George behutsam auf den Boden, löste sich aus der Umarmung ihres Vaters und trat ans Fenster. »Es ist Grandma Viv.«
    Jake lächelte. Matties Mutter war seit Matties Tod häufig
    unangemeldet auf eine Tasse Kaffee oder auch nur eine erstaunlich
    innige Umarmung vorbeigekommen.
    »Sieht aus, als hätte sie etwas mitgebracht.« Kim streckte sich, um zu erkennen, was es war.
    Jake trat neben seine Tochter ans Fenster und beobachtete, wie Viv umständlich etwas von der Rückbank ihres Wagens zerrte.
    »Was ist das?«, fragte Kim.
    Was immer es war, es war groß, rechteckig und komplett in
    Packpapier eingewickelt. »Sieht aus wie ein Gemälde oder so«, meinte Jake.
    Matties Mutter sah sie am Fenster stehen und hätte, als sie ihnen
    zuwinkte, beinahe ihr Paket fallen lassen.
    »Was hast du da, Grandma?«, fragte Kim, als sie die Haustür öffnete
    und George aufgeregt um Vivs Füße sprang.
    »Okay, George , mach Platz. Platz.« Viv lehnte das Paket an die Wand , umarmte Kim und nickte Jake freundlich zu. »Lass mich erst mal meinen Mantel ausziehen. Das ist ein braver Hund.«
    Jake hängte Vivs Mantel neben Matties in den Kleiderschrank, sodass
    ihre Ärmel übereinander fielen. Er hatte sich noch nicht um Matties Kleider gekümmert, obwohl er wusste, dass er das bald tun musste. Es wurde Zeit. Zeit, dass er wieder anfing zu arbeiten, dass Kim wieder zur Schule ging, dass sie alle ihr Leben weiterlebten. The time for h e sitating ’ s through, summte er abwesend und fragte sich, warum ihm plötzlich der alte Doors-Hit im Kopf herumging.
    »Was ist das, Grandma?«, fragte Kim noch einmal.
    »Etwas, von dem ich dachte, dass ihr es gern hättet.« Viv trug das
    Paket ins Wohnzimmer , setzte sich aufs Sofa und wartete, bis Jake und Kim auf den beiden Sesseln gegenüber Platz genommen hatten. Dann
    riss sie das braune Packpapier ab und enthüllte das Gemälde eines
    kleinen Mädchens mit blonden Haaren , blauen Augen und einem angedeuteten Lächeln. Das Bild war amateurhaft, technisch
    unvollkommen und primitiv , eine Reihe kühner , farbiger Striche , die nicht ganz zueinander finden wollten, eine

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