Zauber der Leidenschaft
sie.
»Nein, aber ich könnte welches beschaffen.«
»Bist du reich?«
»Wenn du als Unsterblicher in jenem Reich lebst, müsstest du schon vollkommen verblödet sein, um nicht reich zu sein.«
»Ist dein Haus schön und groß?«
» Unser Haus ist ein wahres Schmuckstück, eine Villa, die vor Jahrhunderten in einer Gegend erbaut wurde, die für ihre Gärten berühmt ist. Ich bin immer stolz darauf gewesen – es ist eins der teuersten und begehrtesten Häuser in der ganzen Stadt.« Er schien sehr viel Wert darauf zu legen, dass sie es sich ansah.
»Du bist es nicht gewohnt, um etwas zu bitten«, bemerkte sie. »Ist es schwierig, mich zu bitten, dich zu begleiten?«
Er schüttelte den Kopf. »Das hätte es sein können, wenn ich dich nicht so brauchen und begehren würde.«
Sabine hatte einmal gehört, dass Cadeon der eloquentere der beiden Brüder sei, aber sie hielt Rydstroms schroffe Eingeständnisse für viel gefühl- und bedeutungsvoller, als irgendein aalglattes Gerede je sein könnte.
»Warum willst du das unbedingt? Weil ich dir vom Schicksal zugeteilt wurde?«
»Nein, sondern weil ich weiß, dass zwischen uns noch viel mehr entstehen kann.«
Sie blickte tief in seine grünen Augen und sah nichts als Aufrichtigkeit – und Begehren. Er begehrte sie, und er wollte ihr zeigen, wie sehr. Sie schien den Blick gar nicht mehr abwenden zu können.
»Du wirst es nicht bereuen, wenn du mit mir kommst.«
Und wenn sie nicht herausfand, wohin das mit Rydstrom führen könnte, würde sie es am Ende noch die ganze Ewigkeit lang bereuen, die er mit ihr verbringen wollte.
»Dann werde ich es tun«, sagte sie schließlich. »Aber ich habe ein paar Bedingungen.« Als er ihr mit einer seiner königlichen Gesten bedeutete fortzufahren, sagte sie: »Die Sache von wegen Auge um Auge ist vorbei. Wir beginnen das hier als gleichberechtigte Partner.«
»Einverstanden, wenn wir es nur überhaupt beginnen.«
»Und ich will mich vorerst nur auf sechs Tage mit dir festlegen. Danach werden wir neu verhandeln.«
»Wieso nur sechs Tage?«
»Sechs ist meine Lieblingszahl«, log sie.
»Nein, ist sie nicht.«
»Du hast recht, aber es ist trotzdem meine Bedingung.«
»Sonst noch was?«
»Während dieser Zeit reden wir niemals über Omort.«
Nach kurzem Zögern nickte er. »Ich habe auch ein paar Bedingungen«, sagte er dann. »Du musst ehrlich mit mir sein.«
»Das werde ich, soweit es mir möglich ist.«
»Sabine …«
»Sieh mal, das ist für jemanden wie mich wirklich ein großes Zugeständnis.«
Er atmete tief aus. »Du wirst dieser Sache zwischen uns eine faire Chance geben. Kannst du das, cwena ?« Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange.
Sabine runzelte die Stirn, als er grinste. Diesmal war sie nicht zurückgezuckt.
36
New Orleans, Louisiana
»Wir müssen zu Fuß gehen?«, murmelte sie, erschöpft nach dem rauen Übergang.
Die Koordinaten, die Rydstrom dem Portalwächter gegeben hatte, hatten sie nicht direkt zu seinem Haus gebracht.
»Es ist nicht weit. Nur noch sechs Häuser weiter.«
Sie merkte deutlich, wie sehr er sich wünschte, dass sein Zuhause ihr gefiel. Sie bewunderte die piekfeine Gegend, war aber viel zu erschöpft, und ihr war viel zu kalt, um ihm große Begeisterung vorzuspielen.
Die Passage durch das Portal hatte sich angefühlt, als ob man sie durch den Raum hindurchgeschlagen hätte. Im Vergleich dazu waren Lanthes Übergänge makellose Meisterstücke. Kein Wunder, dass sie dies nur in gewissen Zeitabständen bewerkstelligen konnte.
»Bist du traurig wegen Puck?«, erkundigte er sich.
»Nur müde.« In Wahrheit würde sie den kleinen Schlingel schon ganz gerne wiedersehen. Er hatte laut nach ihr gebrüllt. Was eigentlich niemanden hätte verwundern dürfen.
»Kopf hoch, Dämonenjungendingsbums«, hatte sie ihn getröstet und dabei linkisch seinen Kopf getätschelt. Dann hatte sie ihm noch einen Zettel gegeben mit einer Nachricht, die sie ins Dämonische hatte übersetzen lassen. Als er diese las, hatten Pucks Augen aufgeleuchtet, und er hatte ernst genickt.
»Was stand auf dem Zettel?«, hatte Rydstrom gefragt.
»Da stand, dass sie ihn wegschicken würden, wenn er unartig genug ist, und er dann bei mir leben kann.«
Rydstrom hatte ihr diesen Blick zugeworfen, diese Mischung aus Verwirrung und Fassungslosigkeit, den er nur für sie reserviert zu haben schien. Der Blick, der besagte: Du machst doch sicher nur Spaß. Ich wünschte wirklich, das wäre ein Scherz.
»Hier ist
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