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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entdeckt hatte, hatte er ihr eingeschärft, jeden Kontakt mit ihm zu meiden.
    »Wie du siehst«, erwiderte Althea ruhig. Sie hasste es. Und sie hasste unvermittelt auch Brashen, nicht für etwas, das er getan hatte, sondern weil er sie so sah. Als wäre sie zu jemandem herabgesunken, der weniger wert war als Dreck unter seinen Füßen. »Ich komme zurecht. Ich werde es überleben.«
    »Ich würde dir helfen, wenn ich könnte.«
    Er schien wütend auf sie zu sein. »Aber du weißt, dass ich das nicht kann. Wenn ich Interesse an dir zeige, könnte jemand Verdacht schöpfen. Ich habe bereits einigen aus der Mannschaft klargemacht, dass ich kein Interesse habe… an Männern, meine ich.«
    Er wirkte plötzlich verlegen. Althea entging nicht die Ironie der Situation.
    Da klammerte sie sich hier auf diesem dreckigen Schiff mitten in einem Orkan an der Takelage fest, nachdem er ihr gerade angedroht hatte, ihr in den Hintern zu treten, und er brachte es nicht fertig, von Sex zu sprechen. Weil er fürchtete, ihre Würde zu verletzen. »Auf so einem Schiff würde jede Freundlichkeit, die ich dir gegenüber an den Tag lege, sofort in eine bestimmte Richtung ausgelegt werden. Schon bald würde noch jemand auf die Idee kommen, dass er verrückt nach dir ist. Und sollten sie herausfinden, dass du eine Frau bist…«
    »Du brauchst mir das nicht zu erklären. Ich bin nicht dumm!« unterbrach Althea seine Litanei. Sie lebte schließlich auch an Bord dieses Schiffes voller Abschaum.
    »Ach nein? Was machst du dann an Bord dieses Schiffes?«
    Er warf ihr diese letzten bitteren Worte über die Schulter zu, während er von der Takelage zurück aufs Deck sprang. Wendig wie eine Katze und schnell wie ein Affe arbeitete er sich zum Bug des Schiffes vor, während sie verdutzt in den Wanten hing und ihm hinterherstarrte.
    »Dasselbe wie du!« schrie sie ihm nach. Es machte nichts, dass er sie nicht hören konnte. Als das Wasser das nächste Mal vom Deck lief, folgte sie Brashens Beispiel, allerdings mit wesentlich weniger Eleganz und Geschick. Sekunden später war sie unter Deck und lauschte dem Rauschen des Wassers um sie herum.
    Die Reaper pflügte wie eine Tonne durch die Wellen. Althea seufzte und wischte sich erneut das Wasser aus dem Gesicht und von den nackten Armen. Sie wrang den Zopf aus und schüttelte die nassen Füße wie eine Katze, bevor sie wieder in ihre Ecke ging. Ihre Kleidung klebte nass auf ihrer Haut, und ihr war kalt.
    Sie zog hastig Kleidung an, die nicht ganz so nass war, und wrang dann aus, was sie angehabt hatte. Sie schüttelte es aus, hängte Hemd und Hose auf einen Haken, damit sie austropfen konnten, und zog eine Decke aus ihrem Versteck. Sie war klamm und muffelte, aber es war Wolle. Feucht oder nicht, sie würde wenigstens ihre Körperwärme halten. Und das war die einzige Wärme, die es hier gab. Sie wickelte sich hinein und rollte sich dann in der Dunkelheit zusammen. Soviel zu Rellers Freundlichkeit. Das hatte sie beinahe ertränkt und eine halbe Stunde Schlaf gekostet. Sie schloss die Augen.
    Aber sie konnte nicht einschlafen. Obwohl sie erschöpft war, gelang es ihr nicht, in das Vergessen einzutauchen. Sie versuchte sich zu entspannen, aber sie wusste nicht mehr, wie sie die Muskeln ihrer gerunzelten Stirn lösen konnte. Es musste an dem Gespräch mit Brashen liegen. Irgendwie erinnerte sie sich dadurch an die ganze Situation. Oft erhaschte sie tagelang nicht mal einen Blick auf ihn. Sie war nicht in seiner Wache eingeteilt, und ihr Leben und ihre Pflichten überschnitten sich nur selten.
    Und wenn sie nicht an ihr früheres Leben erinnert wurde, konnte sie sich ganz wunderbar von Stunde zu Stunde hangeln und tun, was zum Überleben nötig war. Sie konnte ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten, der Schiffsjunge zu sein, und nicht weiter denken als bis zur nächsten Wache.
    Brashens Augen waren grausamer als jeder Spiegel. Er bemitleidete sie. Er konnte sie nicht ansehen, ohne dass seine Blicke preisgaben, was aus ihr geworden war. Schlimmer noch, sie verrieten, was sie niemals gewesen war. Das bitterste von allem war vielleicht, dass er begriff, wie Althea selbst auch, dass Kyle Recht gehabt hatte. Sie war tatsächlich Papas kleiner verzogener Liebling gewesen und hatte den Seemann nur gespielt. Sie erinnerte sich verschämt an den Stolz, den sie darüber empfunden hatte, wie schnell sie die Wanten der Viviace hochlaufen konnte. Aber das hatte sie meist nur an warmen Sommertagen getan. War sie müde

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