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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lagerung des erbeuteten Fleischs und des Trans übernehmen konnten. Daher war das Schiff voller und weniger sauber. Althea hielt an ihrer Entschlossenheit fest, schnell und gut zu lernen. Doch Entschlossenheit allein machte sie noch nicht zu dem besten Matrosen auf diesem stinkenden Schiff. Sie wusste, in irgendeiner abgestumpften Ecke ihres Verstandes, dass sich ihre Fähigkeiten und ihr Durchhaltevermögen erheblich verbessert hatten, seit sie auf der Reaper angeheuert hatte. Und sie wusste auch, dass das Erreichte noch längst nicht genügte. Sie war keineswegs das, was ihr Vater einen »cleveren Burschen« genannt hätte. Ihre Zielstrebigkeit war in Verzweiflung umgeschlagen. Und dann hatte sie selbst dieses Gefühl aufgegeben. Jetzt versuchte sie nur noch, den jeweiligen Tag zu überstehen, und dachte kaum an etwas anderes.
    Sie war einer von drei Schiffsjungen an Bord des Schlachterschiffes. Die beiden anderen waren jüngere Verwandte des Kapitäns und hatten das Glück, die einfacheren Aufgaben zugewiesen zu bekommen. Sie bedienten den Kapitän und den Ersten Maat beim Essen und bekamen so häufig die Chance, die Reste der anständigen Mahlzeiten zu vertilgen.
    Außerdem halfen sie auch oft dem Koch bei den weniger schwierigen Aufgaben, die Mahlzeiten für die Mannschaft zuzubereiten. Althea beneidete die beiden die meiste Zeit darum. Jedenfalls glaubte sie das, weil sie häufig drinnen bleiben konnten, nicht nur geschützt vor dem Sturm, sondern auch in der Nähe eines warmen Ofens. Auf Althea, den überzähligen Schiffsjungen, entfielen die gröberen Arbeiten, die Schiffsjungen zu erledigen hatten. Die schmutzigeren Aufräumarbeiten, das Schleppen von Eimern voller Matsch und Teer und all die überfälligen Arbeiten, die ein zusätzlicher Mann erledigen konnte. Sie hatte noch nie in ihrem Leben so schwer gearbeitet.
    Sie hielt sich noch einen Moment länger an dem Mast fest und blieb knapp oberhalb der nächsten Welle, die das Deck überschwemmte. Von hier aus bis zum schützenden Vordeck gelangte sie nur, nachdem sie mehrmals von Wellen übergossen wurde. Sie rang nach Luft und hielt sich an den Seilen und der Reling fest, damit sie nicht über Bord gespült wurde, während Brecher um Brecher auf sie herunterprasselte. Mittlerweile war das der dritte Tag mit schlechtem Wetter. Bevor dieser Sturm anfing, hatte Althea geglaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte. Für die erfahrenen Matrosen schien das jedoch eine ganz normale Jahreszeit auf der Äußeren Passage zu sein.
    Sie fluchten zwar und verlangten von Sa, dass er das schlechte Wetter endlich beendete, aber es kam stets so, dass einer von einem noch schlimmeren Sturm erzählte, den sie auf einem noch weniger seetüchtigen Schiff überstanden hatten.
    »Ath! Junge! Beweg dich, wenn du heute Abend noch deine Portion vom Essen bekommen willst, ganz zu schweigen davon, wenn es noch ein bisschen warm sein soll!«
    Kellers Worte klangen drohend, aber trotz des Tonfalls blieb der alte Matrose an Deck und beobachtete sie, bis sie an seiner Seite war. Zusammen gingen sie unter Deck und schoben die Luke hinter sich fest zu. Althea blieb auf der Treppe hinter Reller stehen, wischte sich das Wasser von Gesicht und Armen und wrang dann ihren langen Zopf aus. Danach folgte sie ihm in den Bauch des Schiffes.
    Vor einigen Monaten hätte sie das noch für einen kalten, nassen und stinkenden Ort gehalten. Jetzt war es ein Hafen, wenn nicht sogar ein Heim, ein Ort, an dem der Wind einem nicht so heftig zusetzen konnte. Das gelbliche Licht einer Laterne war beinahe heimelig. Sie hörte, wie die Nahrung ausgegeben wurde, das hölzerne Klacken des Löffels gegen die Kesselwand, und beeilte sich, damit sie ihren rechtmäßigen Anteil bekam.

    An Bord der Reaper gab es keine Mannschaftsquartiere. Jeder Mann suchte sich selbst eine Stelle, wo er schlafen konnte. Die begehrenswerteren Fleckchen mussten gelegentlich mit Fäusten und Flüchen verteilt werden. Eine kleine Fläche mitten zwischen der Ladung war von den Männern zu einer Art Höhle umfunktioniert worden. Hier wurde der Kessel mit dem Essen von einem der Schiffsjungen aufgebaut und die Nahrung verteilt, sobald die Wache zu Ende war. Es gab keinen Tisch, keine Bänke, auf denen sie hätten sitzen können, außer vielleicht eine Seemannskiste, wenn man denn eine hatte. Die anderen mussten mit dem Deck und den Tranfässern vorlieb nehmen, an die sie sich lehnen konnten. Die Schüsseln bestanden aus Holz und

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