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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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störte Rose in ihrer Trance ein wenig, aber sie besaß immer noch nicht die Kraft oder den Willen, an dem Angriff auf Gabriel teilzunehmen. Statt dessen stand sie mühsam auf und schleppte sich zu der Steuertafel, die Gabriel bedient hatte. Sie wusste nicht genau, was sie tun musste. Willkürlich drückte sie auf Tasten. Nichts geschah. Josh blieb bewusstlos am Boden liegen und zuckte krampfhaft.
    Der Neuromann schleuderte die kleine Katze an die Wand und stand schwankend auf. Von seinem Gesicht rann Hämo-Öl herab. Isis stürzte sich aber sofort wieder auf ihn, verkörperte Tobsucht. Rose verfolgte den Kampf mit grimmiger Verwirrung, sah hinüber zu Josh, der sich am Boden umherwarf. Sie drehte an Schaltern. Nichts. Sie wollte auf den Neuromann einschlagen. Sie konnte nicht.
    Ich muss helfen, dachte sie, aber irgend etwas hindert mich daran, Gabriel etwas anzutun. Und der arme Joshua ist dieser Maschine ausgeliefert, die ich nicht abstellen kann. Eine Marionette der Radiowellen. Wenn ich nur die Kabel durchtrennen könnte … Das Bild war ihr klar, auch wenn die ganze Vorstellung verwirrend war und sie fassungslos machte. Sie wusste nicht, was elektromagnetische Wellen waren, hatte noch nicht einmal diese Wörter gehört, aber in irgendeiner Weise stellten sie doch einen Begriff für sie da. Wörter bombardierten sie aus ihrem Unbewußten heraus, fremdartige Wörter, die verwirrten und doch Sinn gaben: statische Interferenz, Dispersion, Szintillation, Flux. Alles drehte sich in ihrem Gehirn, durcheinander gestürzt von dem Lärm des Kampfes, dem Lärm von Joshuas Anfall, dem Lärm in ihrem Gehirn. Plötzlich kam aus dem kreischenden Wirrwarr des Sinnlosen die Offenbarung. Ohne Kalkül, ohne Begreifen lief sie hin und hob das Drahtgeflecht auf, das Isis mit heruntergerissen hatte, rannte zu Joshua und wickelte das dünne Geflecht um seinen Kopf, bog es zurecht, bis es ihn einhüllte; ein schlechtsitzender Drahtkorb.
    Beinahe augenblicklich hörten Joshuas Krämpfe auf. Der Kampf zwischen Isis und Gabriel ging weiter. Aus tiefen Furchen und Schnittwunden rann dem Neuromann das Hämo-Öl überall heraus, aber er hatte Isis nun am Hals gepackt und erdrosselte die geschwächte Katze langsam.
    Josh wurde wach. Er fühlte sich halb betäubt, aber der Anblick von Rose rief ihm schlagartig wieder alles ins Gedächtnis zurück. Sein Denken wurde klar, als die Trance wie Rauch in starkem Wind verwehte.
    »Rose …«, sagte er.
    »Joshua«, rief sie flehend und drehte ihn so herum, dass er den Kampf sah, der zu Ende ging, »hilf ihr, schnell!«
    Joshua sah, dass die kleine Katze erdrosselt wurde. Seine Wut flutete hoch. Er stürzte sich auf Gabriel. Isis befreite sich und griff erneut an. Josh riss die Spritze aus der Tasche, klappte das Ventil des kraftlosen Neuromenschen auf und schloss die leere Spritze an. Gabriel riss die Hände hoch.
    »Warte, warte«, flehte er. »Ich bitte dich, bei den Sternen, keine Luft. Ich bin geschlagen, ich bin willenlos.«
    Isis biss ihn noch einmal ins Bein und blieb fauchend in der Nähe sitzen, den Pelz gesträubt, angriffsbereit. Josh keuchte, die Hand auf der Spritze. Während er sich fasste und zu Atem zu kommen versuchte, hob er die Hand, um den störenden Drahtkorb abzunehmen. Rose hielt ihn noch rechtzeitig zurück.
    »Nein, nein, den musst du auflassen!« schrie sie. »Nur er schützt dich vor deinen Anfällen! Ich … ich weiß nicht, warum, aber es ist so!«
    Er nickte und glaubte ihr widerspruchslos.
    »Bitte«, sagte Gabriel. »Geht ungehindert. Nur nimm die Spritze von meinem Kopf.«
    Isis biss noch einmal in seinen Fuß, zog sich aber auf einen Wink von Josh zurück.
    »Du bist still, bis du gefragt wirst«, fuhr Josh den blutenden Neuromann an. Er sah Rose an. »Geh in den Raum nebenan. Zieh alle Stecker heraus.«
    Wortlos eilte sie in den Saal, um zu gehorchen. Josh wandte sich wieder an Gabriel.
    »Also«, sagte er gepresst, »sag mir, wo deine scheußliche Königin ist, damit ich mit ihr reden kann …«
    »Ich kann nicht …«
    »Sag es mir, oder ich vergesse mich«, zischte er und drückte leicht auf den Kolben der Spritze. Das Hämo-Öl rann noch stärker aus den Wunden Gabriels.
    »Bei den Sternen, es gibt keine Königin.«
    »Was redest du da? Hör auf mit diesem Unsinn, Mann, das sind deine letzten Augenblicke.«
    »Ich schwöre es, ich schwöre es«, stammelte Gabriel. »Es gibt kein solches Tier. Es ist eine Erfindung, ein Phantasieprodukt von uns im Inneren Kreis.

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