Zersplittertes Herz
fällt. Er führt mich so geschmeidig, als würde ich auf Wolken wandeln.
Als er seinen Kopf senkt, streifen seine Lippen mein Ohr. »Dir ist doch klar, dass ein Tanz mit mir diese Leute dazu bringen wird, die ganze Nacht über dich zu tratschen?«
Für einen Moment presse ich meine Augenlider zusammen. Sie tuscheln über mich, das ist wahr, aber ihre Worte haben nichts mit einem mysteriösen Mann zu tun.
Es ist ein Jahr her, doch meine Hochzeit mit William Bailey ist immer noch der heißeste Klatsch, den es gibt. Eine Hochzeit, die zwei Tage bevor die Braut und der Bräutigam ihre Schwüre hätten ablegen sollen, abgesagt wurde? Eine junge Braut, die für ein ganzes Jahr
Gott weiß wohin
verschwunden ist? Verdammt, um solch pikante Geschichten zu hören, müssen die Menschen von New Hope für gewöhnlich den Telefonanschluss des Bürgermeisters anzapfen.
»Es macht nichts«, murmle ich. Über Ashers Schulter sehe ich meine drei älteren Schwestern, die mich mit offener Kinnlade beobachten. Was stimmt nicht mit ihnen?
Das Lied endet, und die Menge auf der Tanzfläche zerstreut sich. Einige Paare kehren zu ihren Plätzen zurück, andere nehmen sich in den Arm.
Asher schmunzelt. »Ich dachte, du könntest nicht tanzen?«
»Kann ich auch nicht. Ist dir das nicht aufgefallen?« Ich schaudere unter seinem heißen Blick. Ein Tanz und schon denke ich über Brautjungfernklischees und One-Night-Stands nach.
Der DJ geht zu einem anderen Song über, und ich ertappe mich dabei, wie ich mich erneut in Ashers Arme begebe. Wir fallen in den Rhythmus der Musik, und ich überdenke gerade meine Aversion dem Tanzen gegenüber, als ich etwas an seiner Hüfte vibrieren fühle. Er ist damit beschäftigt, die Konturen meiner Schulter mit seinem rauen Daumen nachzuzeichnen und bemerkt es nicht.
»Ist das ein Handy in deiner Tasche«, flüstere ich ihm zu, »oder habe ich meinen Vibrator verlegt?«
Er zieht sich zurück und greift nach seinem Handy. »Du bist nicht wie die anderen.« Er blickt auf die Nummer auf dem Display. »Ich muss da rangehen. Es war nett, dich kennenzulernen, Maggie. Danke für den Tanz.« Er zwinkert mir zu, bevor er zurückweicht und mich lüstern grinsend am Rand des Parketts stehen lässt.
Meine gute Laune verschwindet, als ich mich umdrehe und Will und Krystal tanzen sehe. Ich erwische mich dabei, wie ich
mein Will
denke. Es ist nicht fair, das weiß ich, und doch erinnere ich mich wieder und wieder an das Gefühl seiner Arme, die um mich geschlungen sind, und seinen Atem in meinem Haar, während er flüstert:
»Wenn du zerbrochen bist, mach ich dich wieder heil.«
Mit seinem Daumen streichelt er über Krystals Wange, und er sieht sie mit einer solchen Zärtlichkeit an, dass ich in meiner Eile, die Tanzfläche zu verlassen, über meine eigenen Füße stolpere.
Einsamkeit schlägt ihre Klauen in mich, in mein Fleisch. Gerade tief genug, um meine Augen mit Tränen zu füllen.
2. Kapitel
William
Ich bin süchtig.
Ich bin das arrogante Arschloch, das denkt, es wäre größer als seine Sucht. Ich bin der ignorante Hurensohn, der denkt, er könne der Versuchung ins Gesicht sehen und heil davonkommen.
Noch nie lag ich so falsch.
Wie die meisten Süchtigen, kann ich nicht sagen, wann meine Abhängigkeit begonnen hat. Ich kann den Moment nicht festlegen, als meine Zuneigung zu ihr zu etwas wurde, das unwiderstehlicher war. Gefährlicher. War es, als sie fünfzehn war und in meinem Wohnheim in Notre Dame vorbeigekommen ist? Als das Mädchen von nebenan sich plötzlich in diese kurvige Schönheit mit traurigen Augen und gierigen Händen verwandelt hat? War es, als ich für meinen Masterabschluss zurück nach Hause gekommen bin und sie eine Konstante in meinem Leben wurde? Oder hat es erst begonnen, als ich zum ersten Mal ihre Lippen gekostet habe, während die Sonne auf dem Wasser schimmerte und eine Brise unser Haar zerzauste?
Vielleicht hat eine Sucht keinen Anfang – Ende hat sie jeden Fall keines. Die Badezimmertür öffnet sich knarrend, und ich sammle mich. Erinnere mich daran, wer ich bin. Wo ich bin.
Die Arme um sich geschlungen, starrt sie mich an, als hätte die heiße Dusche, die sie genommen hat, sie frierend zurückgelassen. »Du könntest zumindest ein wenig Enttäuschung vorspielen, weißt du.«
Krystal ist wütend. Zur Hölle, das sollte sie auch sein. Der heutige Tag hat ihr alles bedeutet. Sie hat jedes Detail geplant, als würde die perfekte Hochzeit die Gäste vergessen lassen, dass
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