0152 - Der Tod aus der Urne
»Hatten Sie einen guten Flug, Professor Zamorra?« erkundigte sich der Multimillionär David Wagner. Er holte den Parapsychologen vom Londoner Heathrow Airport ab.
»Keine Turbulenzen, klares Wetter, eine nette Stewardeß. Mehr kann ein Fluggast wirklich nicht verlangen«, gab Zamorra schmunzelnd zurück.
Wagner hatte ihn auf Château de Montagne angerufen, weil hier in London dringend die Hilfe eines Fachmannes von internationalem Rang und Ansehen gebraucht wurde.
David Wagner hatte vor drei Jahren aus eigenen Mitteln ein Institut für angewandte Parapsychologie errichten lassen, und Zamorra war in den letzten beiden Jahren mehrmals Gast dieses Instituts gewesen.
Er hatte an einigen Versuchsreihen tatkräftig mitgearbeitet und hatte an manchen Erfolgen großen Anteil gehabt.
Wagner, ein bespeckter Sechziger mit rundlichem Gesicht und unvermeidlicher Zigarre, winkte seinem Fahrer. Dieser nahm Zamorras leichtes Gepäck auf und trug es aus der Flughafenhalle.
»Wie geht es Miß Duval?« erkundigte sich der Multimillionär.
»Sie wäre gern mitgekommen.«
»Ich hätte mich gefreut, sie ebenfalls in London begrüßen zu dürfen«, sagte David Wagner ehrlich.
»Unser Freund Bill Fleming kam von New York herüber, um im schönen Loiretal ein paar Tage auszuspannen«, sagte Zamorra. »Es wäre unhöflich gewesen, ihn allein auf dem Schloß zurückzulassen. Da ich nicht vorhabe, lange in London zu bleiben, fand ich es für vernünftiger, Nicole nicht mitzunehmen.«
»Schade.«
»Wir kommen ein andermal beide und für länger«, sagte der Professor lächelnd. Sie begaben sich zu Wagners Wagen, einem silbernen Rolls-Royce.
Der Multimillionär hatte für Zamorra im Londoner East End eine Hotelsuite gebucht. Er brachte den Professor dorthin.
Zwanzig Minuten später waren sie bereits wieder unterwegs. Diesmal ging es zum Institut. Zamorra war neugierig, zu erfahren, was ihn da erwartete. David Wagner hatte seinen Anruf recht allgemein gehalten.
Es hatte sich lediglich herauskristallisiert, daß man ohne Zamorras Hilfe den toten Punkt, den man erreicht hatte, nicht überwinden konnte. Der Professor unterhielt sich angeregt mit seinem Gastgeber.
Die Zeit verging wie im Flug. Als der Rolls-Royce vor einem flachen Chrom-Glas-Komplex ausrollte, der inmitten einer idyllischen Parklandschaft stand, hob Zamorra erstaunt den Kopf.
»Wir sind schon da?«
Wagners Miene verdüsterte sich. »Wenn Sie nichts dagegen haben, bringe ich Sie gleich in die unterirdischen Versuchsräume.«
»Einverstanden.«
Die Männer stiegen aus. Zamorra überragte David Wagner um mehr als einen Kopf. Da er schlank war, wirkte er sogar noch größer als der gewichtige Multimillionär.
Sie betraten das Institut. Nüchterne Wände umgaben sie. Wagner begleitete den Gast aus Frankreich über eine breite Treppe in die »Unterwelt« des Instituts.
Wenig später betraten sie einen von Neonlicht durchfluteten Raum. Ein hagerer Mann stand vor einem Kasten, der aus Panzerglas bestand. Als der Wissenschaftler Zamorra erkannte, hellten sich seine Züge auf.
Er begrüßte den Franzosen wie einen guten Bekannten. Zamorra begab sich mit ihm zum Panzerglasschrank, über dem ein Apparat hing, der einer Laserkanone glich.
Bei dem Gerät handelte es sich um einen Dämonenaktivator. Langwierige Testserien hatten verblüffende Ergebnisse erbracht. Mit Hilfe des Apparats war es David Wagners Wissenschaftlern gelungen, Strahlungen des Bösen einzufangen und für kurze Zeit sichtbar zu machen.
In dieser geringen Zeitspanne war es verschiedentlich geglückt, dämonische Pläne rechtzeitig zu erkennen und zu durchkreuzen.
Zamorra blickte in den Panzerglaskasten. »Was habt ihr diesmal erwischt?« fragte er den hageren Kollegen.
»Vielleicht ist es das Auge des Teufels, ich weiß es nicht«, gab dieser zurück.
»Lassen Sie mal sehen«, verlangte Zamorra.
»Die Sache kann gefährlich werden«, warnte der Mann. »Ich habe eine höllische Aggression verspürt.«
Zamorra wies auf den Dämonenaktivator. »Schalten Sie ein.«
Der Hagere nickte finster. Er knipste das Neonlicht aus und setzte den Apparat in Gang. Ein leises Summen erfüllte den Raum. Unsichtbare Strahlen stachen in den Panzerglaskasten.
»Auch Sie werden sofort spüren, was für eine ungeheure Bedrohung von dem Ding, das gleich erscheinen wird, ausgeht«, raunte David Wagner. »Wir haben hier eine große Höllenmacht eingefangen. Ich wäre froh, wenn es Ihnen gelänge, das Ding zu vernichten,
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