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Zons 03 - Kalter Zwilling

Zons 03 - Kalter Zwilling

Titel: Zons 03 - Kalter Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Shepherd
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einfangen können. Er war ihm fast bis zum Waldrand gefolgt, doch der Knabe lief trotz seiner blutenden Finger flink wie ein Wiesel. Dann waren ihm Berittene entgegengekommen und er hatte sich hurtig ins Unterholz geflüchtet. Am Ende konnte er froh sein, dass sie ihn nicht entdeckt hatten. Das wäre sein Untergang gewesen.
     
     
    ...
     
     
    »Ruhig atmen, Tilmann!« Pfarrer Johannes tätschelte dem Jungen die Schultern, während der Arzt Josef Hesemann seine Wunden säuberte. Es sah scheußlich aus. Gleich drei Finger waren dem Kleinen regelrecht abgerissen worden. Josef würde die Stümpfe sauber abtrennen müssen. So, wie die zerfetzten Knochen herausstanden, würde die Verletzung nie richtig verheilen. Die Gefahr war viel zu groß, dass der Junge an Wundbrand starb, wenn er nicht schnell handelte. Seufzend griff der Arzt zu einer feinen Säge. Im selben Augenblick betrat Bastian Mühlenberg die Stube. Seine blonden Strubbelhaare standen zu allen Seiten ab. Sein Blick fiel unmittelbar auf die ramponierte Hand des Jungen.
    »Tilmann, mein Gott. Was um Himmels willen ist dir geschehen?«
    Tränen liefen über die Wangen des Knaben und tropften feucht auf sein Wams.
    »Es war ein Mann in einer schwarzen Kutte.« Tilmann schluchzte laut. »Ich wollte Blaubeeren essen, als ich in einer Schlinge hängenblieb. Noch bevor ich meine Finger frei bekommen konnte, ist er über mich hergefallen.« Der Brustkorb des Jungen vibrierte, während er nach Worten suchte.
    »Er hat mit einer riesigen Axt zugeschlagen, aber nicht richtig getroffen, weil ich meine Hand schnell weggezogen habe.«
    Entsetzt beäugte Bastian die aus den Fingerstümpfen der linken Hand herausragenden Knochensplitter.
    »Wird das wieder heilen?«
    Josef seufzte abermals und nickte. »Wenn Ihr ihn festhaltet und ich ihm die Stümpfe sauber abtrenne, dann wird er es überstehen.«
    Der Junge schüttelte panisch den Kopf. »Nein, bitte nicht! Bitte lasst mich gehen!«
    Doch es war zu spät. Bastian hatte sich bereits hinter ihn gestellt und hielt den Oberkörper des Kleinen fest umschlossen. Pfarrer Johannes schlug seine Arme kräftig um die Beine des Knaben. Josef Hesemann band die verletzte Hand um einen Baumstumpf. Er fixierte sie so, dass er die herausstehenden Fingerknochen in einer gerade Linie absägen konnte.
    »Halte die Luft an, mein Junge. Es ist gleich vorbei.« Mit diesen Worten setzte Josef die Säge an und trennte mit geübten Handgriffen die Splitter vom gesunden Fleisch ab. Tilmann schrie erbärmlich. Er wehrte sich, aber Bastian und Pfarrer Johannes hielten ihn so fest, dass er sich keinen Millimeter rühren konnte. Blut spritzte aus der frischen Wunde und Josef wickelte ein Leinentuch stramm um die Stümpfe. Zufrieden betrachtete er anschließend sein Werk.
    »Tilmann, denk immer daran. Du hast großes Glück, dass nur deine linke Hand verkrüppelt ist.«
    Der Junge versuchte, sich aufzurappeln. Wankend erhob er sich und fiel sofort in Ohnmacht. Bastian fing den schlaffen kleinen Körper auf. »Legt ihn hier auf das Stroh. Ich werde seinen Eltern kundtun, was geschehen ist.« Mit diesen Worten verließ Pfarrer Johannes die Stube.
    »Und sagt ihnen, dass ich Tilmann noch einmal befragen muss. Er muss sich genau an das Gesicht des Mannes erinnern, damit ich eine Beschreibung habe«, brüllte Bastian dem Pfarrer hinterher. Doch die Tür war längst zugeschlagen.
     
     
    ...
     
     
    »Warte auf mich, August!« Christan war völlig außer Puste. »Was hast du mit ihm angestellt?« Er holte weiter auf. »Er ist gar nicht bei unserer Tante, richtig?«
    Christan brüllte aus Leibeskräften. »Verflucht, August! Bleib stehen!«
    Doch August ließ sich von den Worten seines Bruders wenig beeindrucken. Er rannte weiter, spürte, wie seine Lunge vor Anstrengung brannte und wie seine Muskeln langsam müde wurden. Christan kannte ihn in- und auswendig. Ja, er hatte ihm versprochen, dem Welpen nichts zu tun. Er wusste genau, dass Christan dieses Tier liebte und dass er ihm sehr weh tat, wenn er ihn fortschaffte. Aber er konnte nicht anders. Christan war sein Bruder. Er gehörte ihm. Er war aus demselben Fleisch und Blut gemacht wie er. Da konnte August doch nicht zulassen, dass sich so ein Köter zwischen sie drängte. Schließlich hatte sich Christan am Ende mehr um dieses Tier gekümmert als um ihn. Abrupt blieb er stehen. Christan, der nicht so prompt mit einem Ende des Wettrennens gerechnet hatte, prallte mit voller Wucht auf August und beide

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