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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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aus Kallis Regal, kippte sie aus und wühlte vierarmig in den Würfeln und Kärtchen herum. Die Kärtchen schmeckten nicht schlecht, aber die Würfel lagen schwer im Magen.
    Schmatzend kletterte Zottelkralle zum vierten Regalbrett hinauf. Dort standen jede Menge Räderdinger. Die, die nach nichts rochen, beförderte er mit einem Fußtritt vom Regal. Den Rest klemmte er sich unter die Arme und hüpfte damit krachend auf Kallis Bett.
    Ein paar Minuten war es lustig, die Dinger kaputtzubeißen und auf den Gummireifen herumzulutschen. Aber dann sah sich Zottelkralle nach etwas Neuem um. Er fraß ein paar von den bunten Stiften in Kallis Schreibtisch, drückte auf einem platten Kasten mit vielen Knöpfen herum, ohne dass etwas passierte, und begann sich zu langweilen.
    Irgendwie waren diese Menschensachen nicht halb so aufregend, wie er gedacht hatte. Enttäuscht schlich er zur Tür und legte ein Ohr daran. Aber die schaurig schöne Klimpermusik, der er nachts so oft von draußen gelauscht hatte, war nicht zu hören.
    Na gut. Dann blieb nur noch eins.
    Mit einem Satz sprang Zottelkralle zurück in Kallis Bett und zog sich die Decke über die Nase. Ahh! Das Erdmonster stöhnte vor Glück. Hier ließ es sich aushalten. Ja! Zottelkralle gähnte – und verschluckte vor Schreck fast seine Zunge.
    Denn da kamen Schritte die Treppe herauf. Schwere Schritte. Von einem großen Menschen. Mindestens dreimal so groß wie er. Ach was! Fünfmal. Zehnmal!
    Beunruhigt sah Zottelkralle sich um. Sollte er zurück in den Schrank? Nein, zu spät. Die Schritte kamen näher. Immer näher. Zottelkralles Gedanken rasten in seinem Kopf herum wie wild gewordene Bienen.
    Die Tür ging auf. Zottelkralle verschwand unter der Decke. Er lauschte. Aber viel konnten selbst seine feinen Ohren unter der dicken Decke nicht hören.
    »O nein!«, hörte er dann jemanden rufen. »Wie sieht es denn hier aus? Das gibt’s doch nicht! Kalli, komm bitte sofort nach oben! Sofort!«
    Kalli! War der etwa schon zurück?
    Jemand zog die Vorhänge auf, stieß gegen das Bett und zog Zottelkralle die Decke vom Gesicht. Blitzschnell kniff er die Augen zu. Totstellen, dachte er. Totstellen ist immer gut.

    »Igitt!«, rief Kallis Mutter. »Wo hast du denn das scheußliche Stofftier her? Hat dein Vater das etwa mitgebracht?«
    »Was – was für ’n Stofftier?«, hörte Zottelkralle Kalli stottern.
    »Na, das hier. Das rote Ding mit den vier Armen.«
    »Ach, das. Ja, das hat Papa mitgebracht. Aus Madagaskar oder so.«
    »Mein Gott! Warum kann dein Vater nicht mal was Hübsches mitbringen? Aber nein. Immer sind es solche Geschmacklosigkeiten!«
    Ärgerlich zupfte Kallis Mutter an Zottelkralles Fell. »Bah, wie scheußlich sich das anfühlt. Kalli, schmeiß das Ding weg, ja?«
    Zottelkralle wurde wütend. Er wurde so wütend, dass er fast aufgesprungen wäre und Kallis Mutter eine Nacktschnecke genannt hätte.
    »Och, ich mag es eigentlich ganz gerne«, sagte Kalli.
    Seine Mutter seufzte. »Na gut. Wie du willst. Ich muss jetzt üben. Essen steht auf dem Herd. Ach ja, und räum dieses unglaubliche Chaos auf.«
    Rums, fiel die Tür ins Schloss und Kalli war mit seinem Monster allein.

[zurück]
6

    »Hundefurzige Gemeinheit!« Zottelkralle biss vor Wut in Kallis Kissen. »Diese fiese Nacktschnecke! Das wird sie mir büßen! Jawohl!«
    »Gar nichts wird sie!« Wütend trat Kalli gegen die zerbeulten Schachteln auf seinem Teppich. »Was hast du dir dabei gedacht, he? Die Hälfte davon kann ich wegschmeißen!«
    »Pah!«, knurrte das Monster, pflückte einen Floh aus seinem Ohr und zerknackte ihn.
    »Du hast versprochen, im Schrank zu bleiben!«
    »Pah. Versprochen, versprochen, na und?« Zottelkralle spuckte gegen Kallis Lampe und spitzte die Ohren. »He, sei mal still!«
    Von unten klang Klaviermusik herauf. Verzückt verdrehte das Monster die Augen. »Ah!«, grunzte es. »Ah. Klimpermusik. Wanzenwilde Wundermusik. Aaaah!«
    Hastig hüpfte es vom Bett, lief zur Tür und lauschte.
    »Kommt die Musik aus der Mauer?«, fragte es ungeduldig. »Oder aus einem von den Knopfapparaten? Sag schon, sag schon!«
    »Quatsch, das ist nur meine Mutter.« Kalli schmiss ärgerlich die angeknabberten Buntstifte in den Papierkorb.
    »Deine Mutter?«, fragte Zottelkralle und öffnete die Tür. »Diese fiese Nacktschnecke soll solche schneckenscharfe Musik machen? Pah.«
    »Sie übt Klavier, du Dummkopf. Außerdem, nenn sie gefälligst nicht Nacktschnecke!« Besorgt untersuchte Kalli sein

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