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Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Feuersang und Schattentraum (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Kapitel 1: Die Spinnenfrau
     
    „ 5. August 1977“, schrieb Geraldine fein säuberlich mit ihrem Pelikan-Füller in ihr nagelneues Tagebuch . „Heute holt uns Papa ab und bringt uns …“
    „Nein, tut er nicht!“, rief Wolfgang, als er seiner Schwester über die Schulter schaute. „Dafür werde ich sorgen!“
    Geraldine ließ den Füller sinken.
    „Was heißt das: Du wirst dafür sorgen ?“
    „Ich habe schon einen Plan.“
    „Darf ich den hören?“
    „Nein. Du verrätst uns nur, wenn du was weißt.“
    Geraldine steckte nachdenklich die Hülle auf ihren Füller und legte ihn neben das Tagebuch. Es war unvorstellbar heiß an diesem Ferientag im August. Die Luft flackerte über dem Asphalt der Bahnhofstraße, die an Omas Haus vorbeiführte. Geraldine beobachtete es vom ersten Stock aus.
    „Er kommt!“, rief sie. „Ich sehe sein Auto!“
    Wolfgang zog Geraldine vom Fenster weg, jedoch nicht, ohne selbst einen Kontrollblick nach draußen geworfen zu haben. Es stimmte – der rote Opel Kadett seines Vaters rollte gerade in die Einfahrt vor Omas Haus.
    „Mist. Eine Stunde zu früh!“
    „Wie war dein Plan?“
    „Wir verstecken uns.“
    „Und dann?“
    Wolfgang zog ein verknittertes Stück Papier aus seiner Hosentasche.
    „Den Zettel wollte ich auf den Esstisch legen. Da steht drauf, dass wir an die Donau gegangen sind. Zum Schwimmen.“
    „Das glaubt Oma sowieso nicht! Wie gehen nie alleine irgendwohin! Schon gar nicht …“
    „Pst, leise! Sie macht ihm gerade die Tür auf!“
    „Na und? Wolf, wir müssen mitgehen! Es ist doch nur für den Rest der Ferien!“
    „Ich steige nicht in dieses Auto!“
    „Wolf!“
    Sie hörten Omas Stimme. Und Papas Husten. Er rauchte drei Packungen Roth-Händle am Tag, das behauptete jedenfalls Mama. Wolfgang hatte nie mitgezählt, er ging seinem Vater aus dem Weg, wenn es nur irgendwie ging.
    „Wir verstecken uns trotzdem!“
    „Und was soll das bringen? Außer dass er einen Anfall bekommt, wenn er uns gefunden hat?“
    „Ich lege den Zettel hier auf den Boden und wir klettern in den Wandschrank in der Bettenkammer. Wir könnten es wenigstens versuchen!“
    Er wartete nicht darauf, dass Geraldine ihm zustimmte. Das tat er nie. Seine Schwester folgte ihm immer, auch wenn sie anderer Meinung war als er. Was vermutlich daran lag, dass er der einzige Mensch auf dieser Welt war, dem sie vertraute. Darum legte er den Zettel auf den Teppichboden in die Mitte des Zimmers und lief in das Zimmer ohne Fenster, das sich neben Omas Schlafzimmer befand.
    Hier bewahrte sie alte Federbetten auf und zwei wackelige Stühle, die sie nur hervorholte, wenn viele Gäste kamen. Im Wandschrank stapelte sich der tollste Kram aus den sechs Jahrzehnten, die Oma nun schon hier wohnte. Wolfgang und Geraldine hatten schon viele interessante Dinge darin gefunden – Geldscheine, auf denen „Eine Million Mark“ stand (sie stammten aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise), Puppen aus Porzellan oder ein Elefanten-Briefbeschwerer mit einem Geheimfach am Bauch. Die meisten Sachen waren in Kisten verpackt, die Wolfgang nun eilig hervorzog und unter den Federbetten versteckte. Nachdem er auf diese Weise einen kleinen Tunnel ins Innere des Schranks geschaffen hatte, kletterte er auf allen vieren hinein und Geraldine kam hinterher.
    „Zieh die Tür zu“, flüsterte er.
    Sie zog an einem Haken, bis die Tür zu war und es schlagartig dunkel wurde. Nur durch das Schlüsselloch fiel etwas Licht in die dunkle Schrankkammer herein.
    „Komm, wir versuchen zwei Kisten vor uns hinzustellen“, raunte Wolfgang ihr zu. „Vielleicht können wir uns so einmauern, dass …“
    Er war langsam rückwärts gekrochen, während er gesprochen hatte. Doch nun stieß sein Fuß gegen eine Wand und er erkannte, dass sie weniger Platz hatten, als er gedacht hatte. Der Plan mit dem Einmauern würde nicht funktionieren.
    „Wolfgang?“, hörten sie Oma rufen, die mit schweren Schritten die Treppe heraufgestiegen kam. Sie war sehr korpulent und der Aufstieg bereitete ihr hörbar Mühe. „Geraldine! Wo steckt ihr? Euer Vater ist da!“
    Sie antworteten nicht. Sie blieben im dunklen Schrank sitzen und atmeten schneller. Es war sehr heiß, auch hier im Schrank, und Wolfgang stand der Schweiß auf der Stirn. Er wollte seinen Vater nicht sehen. Nie mehr wieder. Er wollte nicht in dessen Auto steigen und mit ihm mitfahren. Zu Geraldine war er noch einigermaßen nett. Er gab sich Mühe, weil sie ein Mädchen war und ein Jahr

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