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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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ein großer Dichter sein wird, vielleicht sogar der erste wirklich große Dichter, den Kanada je gesehen hat. Und wenn du älter wirst, wird er dir auch mehr anvertrauen.«
    »Als Walter letztes Jahr mit Typhus im Krankenhaus lag, bin ich fast verrückt geworden«, seufzte Rilla etwas pathetisch. »Niemand hat mir gesagt, wie krank er wirklich ist. Vater wollte das nicht. Ich habe es erst erfahren, als es vorbei war. Aber ich bin froh, dass ich es nicht gewusst habe, das hätte ich einfach nicht ertragen. Ich habe mich ohnehin jeden Abend in den Schlaf geweint. Aber manchmal«, sagte Rilla bekümmert - es gefiel ihr, hin und wieder Miss Olivers Ton nachzuahmen -, »manchmal denke ich, Walter kümmert sich mehr um Monday als um mich.«
    Monday war der Haushund von Ingleside. Er hieß so, weil er an einem Montag, als Walter gerade Robinson Crusoe las, in die Familie kam. Eigentlich gehörte er Jem, aber er hing genauso an Walter. Jetzt lag er gerade neben Walter, die Schnauze an seinen Arm gekuschelt, und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, wenn Walter ihn geistesabwesend tätschelte. Monday war weder ein Collie noch ein Setter, geschweige denn ein Jagdhund oder ein Neufundländer. Er war, wie Jem sagte, »ganz einfach ein Hund«. »Ein äußerst einfacher Hund«, wie unbarmherzige Leute zu bemerken pflegten. Gewiss, Monday sah nicht gerade überwältigend aus. Schwarze Eiecken verteilten siclv, wild verstreut, auf seinem gelben, mageren Fell. Einer davon saß direkt auf seinem Auge. Seine Ohren sahen aus wie ausgefranst. Ein Schmuckstück war er wirklich nicht. Aber er besaß eine gute Gabe. Er wusste, dass nicht alle Hunde hübsch oder ausdrucksvoll oder siegreich sein konnten, aber er wusste, dass alle Hunde lieben konnten. So reizlos sein Äußeres war, hätte er doch das gütigste, treueste und ehrlichste Herz, das je ein Hund besessen hat. Und er hatte die seelenvollsten Augen, die man sich denken kann. Jeder auf Ingleside mochte ihn, sogar Susan, auch wenn seine Vorliebe, sich ins Gästezimmer zu schleichen, um dort auf dem Bett sein Schläfchen zu halten, ihre Zuneigung empfindlich auf die Probe stellte.
    An diesem Nachmittag saß Rilla im Garten und brauchte sich um nichts zu sorgen.
    »War es nicht ein wunderschöner Juni?«, sagte sie und blickte verträumt in die Ferne, wo kleine silberne Wölkchen friedlich über dem Regenbogental hingen. »Wir haben so viel Spaß gehabt. Und so schönes Wetter. Es war einfach alles wunderschön.«
    »Irgendwie gefällt mir das nicht«, sagte Miss Oliver und seufzte. »Das kann nichts Gutes bedeuten. Wenn alles wunderschön ist, ist das ein Geschenk der Götter, eine Art Ausgleich für das, was hinterher kommt. Mir ist das schon so oft aufgefallen, dass ich nichts darum gebe, wenn jemand sagt, es sei alles wunderschön gewesen. Derjuni war ganz nett, ja, das stimmt.«
    »Ich gebe zu, es ist nichts besonders Aufregendes passiert«, sagte Rilla. »Das einzig Aufregende, was im ganzen letzten Jahr in Gien passiert ist, war, als die alte Miss Mead in der Kirche in Ohnmacht gefallen ist. Manchmal wünschte ich, es würde mal etwas richtig Dramatisches passieren.«
    »Wünsch dir das lieber nicht! Irgendjemand muss immer unter dem Drama leiden. Was für einen schönen Sommer werdet ihr junges Volk dieses Mal haben! Und ich hocke in Lowbridge und blase Trübsal!«
    »Sie kommen uns aber so oft wie möglich besuchen, ja? Ich glaube, wir werden diesen Sommer viel Spaß haben, obwohl ich wahrscheinlich wie üblich wieder nur den Zaungast spielen darf. Ist es nicht furchtbar, wenn die Leute einen immer noch für ein kleines Kind halten, auch wenn man das längst nicht mehr ist?« »Du hast noch genug Zeit zum Erwachsenwerden, Rilla. Sei froh, dass du jung bist. Diejugend geht viel zu schnell vorbei. Du wirst bald einen Vorgeschmack vom Leben bekommen.« »Vorgeschmack! Aufessen will ich es!«, lachte Rilla. »Ich will alles! Alles, was ein Mädchen haben kann. In einem Monat bin ich fünfzehn, und dann kann niemand mehr sagen, ich wäre noch ein Kind. Jemand hat mal gemeint, das Alter zwischen fünfzehn und neunzehn wäre das beste für ein Mädchen. Ich werde eine großartige Zeit daraus machen und einfach nur Spaß haben!« »Es hat gar keinen Zweck, sich auszumalen, was man machen will, es kommt doch nicht dazu.«
    »Aber das Ausmalen allein macht doch schon Spaß!«, rief Rilla ausgelassen.
    »Du denkst wohl an nichts anderes als an Spaß, du kleiner Dummkopf«, sagte Miss Oliver

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