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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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machen.
Keine Chance. In diesem Jahr müssen wir froh sein, wenn es was Anständiges zu essen
gibt!«
    Ein Schneeball
aus dem Irgendwo knallte an seine Mütze. Der Ruf »Schmarotzer!« folgte.
    Wütend fuhr
er herum, bereit den Kerl zu schnappen, der ihn so beleidigte. Käme ihm gerade recht,
so einen arroganten Jugendlichen aus gutem Hause zu vermöbeln. Aggressionsstau.
Gar nicht gut für den Kreislauf und den Magen. Bis zehn zu zählen, half nicht. Als
er bei 250 angekommen war, gab er auf.
    »Scheiße!«
    Miriam fragte
gar nicht erst, wie das Gespräch gelaufen war. War nicht notwendig. Ihre kühlen
Finger strichen beruhigend über sein Gesicht, als versuchten sie, die Ärgerfalten
wegzubügeln. Ihre Lippen drückten sich fest auf seinen Mund, ihr warmer Körper drängte
sich an seinen.
    »Du bist
zu Hause«, flüsterte sie ihm zu, als sei das eine magische Formel und bugsierte
ihn auf einen Küchenstuhl. »Tee?«
     
    Mitten in der Nacht stand Arne Lautenschläger
auf, trat an das Küchenfenster und starrte in die Dunkelheit. Überall lebten glückliche
Familien, dachte er voller Selbstmitleid, Familien, die keine Finanzsorgen plagten,
die ganz selbstverständlich einkauften, wonach ihnen der Sinn stand.
    »Jetzt reicht’s!«,
flüsterte er. »Schließlich kommt es nur darauf an, die Sache schlau genug einzufädeln,
und schon sind wir alle Sorgen los. An der Bundesagentur für Arbeit vorbei!« Er
dachte an seine Sachbearbeiterin und freute sich darüber, dass die blöde Kuh nie
etwas von dem Geldsegen erfahren würde.
    Eine kleine
Erpressung schwebte ihm vor. Kern seines Plans war, jemanden dafür bezahlen zu lassen,
dass er, Arne, etwas Angedrohtes am Ende nicht realisierte. Bei einer Entführung
kündigte der Täter an, sein Opfer zu töten – er bekam Geld, damit er genau das nicht tat. So weit, so klar.
    Aber eine
Entführung war aufwendig und kompliziert. Es konnte in jeder Phase viel schiefgehen.
Man brauchte ein ausbruchsicheres Versteck, ein Auto, Geld, um das Opfer in der
Zwischenzeit zu ernähren. Hohes Risiko! Was, wenn derjenige durch einen blöden Zufall
das Gesicht des Täters zu sehen bekam? Seine Gedanken wanderten zu Gäfgen – so etwas kam für ihn nicht infrage.
Er wollte niemanden wirklich schädigen und sterben sollte gleich gar niemand.
    Er brauchte
nur Geld! Eine Androhung! Das würde völlig ausreichen.
    Am besten
an seinem Plan gefiel ihm, dass die ganze Sache frei erfunden sein könnte und er
dennoch das Geld bekäme. Angst, wusste er, war der Schlüssel zum Safe!
     
    »Herr Frick?«
    Der Geschäftsführer
des Lebensmittelkonzerns Gramburger Süd hörte sofort, dass seine Sekretärin besorgt
war.
    »Ja bitte,
Frau Schröter?«
    »Ich habe
hier einen Herrn in der Leitung, der möchte mit Ihnen persönlich sprechen. Er droht
damit, dass etwas Schreckliches geschehen wird …«, hauchte die Vorzimmerdame aufgeregt
in die Gegensprechanlage.
    »Ruhig Blut.
Sonst sind Sie doch auch nicht so leicht aus der Bahn zu werfen!« Frick lachte vorsichtshalber
etwas demonstrativer als gewöhnlich.
    »Diesmal
ist es anders. Der klingt so verbissen!«
    »Stellen
Sie durch.«
    Schon nach
den ersten Sätzen war klar, dass die Sekretärin recht hatte. Der Typ klang nicht
nur verbissen, sondern auch zu allem entschlossen. Frick fiel ein, dass er ja das
Gespräch mitschneiden könnte. Schnell drückte er auf ›Rec‹, hoffte, dass man das
leise Klicken nur in seinem Büro hören konnte, und bedauerte, nicht gleich daran
gedacht zu haben. Nun konnte er der Polizei bloß einen Ausschnitt des Telefonats
zur Verfügung stellen. Für eine Sprachanalyse würde es vielleicht dennoch reichen,
dachte er mit gewissem Stolz.
    Wenige Minuten
später telefonierte Maximilian Frick bereits aufgeregt mit dem Leiter seiner Filiale
in Berlin-Reinickendorf. »Das Regal mit den Suppentüten. Dort, bei den Fertigsaucen.
Napoli. In der linken Box die ersten drei Tüten. Sehen Sie sofort nach, bevor der
Laden aufmacht! Nicht auszudenken, wenn der Kerl es ernst meint.«
    Er wartete
am Telefon, hörte den anderen auf dem Weg durch den Verbrauchermarkt keuchen.
    »Hier – ich hab’s. Die ersten drei.«
    »Fahren
Sie mal mit dem Finger über die Verpackung. Können Sie eine Unregelmäßigkeit entdecken?«
    »Ja. Aber
dazu brauche ich gar nicht über die Tüte zu fahren. Drei Tüten, drei große rote
X darauf.«
    »Nehmen
Sie die Beutel und bringen Sie sie in Ihr Büro. Wir verständigen die Polizei.«
     
    Hauptkommissar

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