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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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2. Kapitel
     
    Der Bastard war hier auf der Burg.
    Zum Teufel mit dem Kerl. Wütend ballte Emma Greyson eine behandschuhte Faust auf dem Geländer des Balkons. Weshalb nur hatte sie ein solches Pech? Aber, wenn sie darüber nachdachte, musste sie erkennen, dass sie bereits seit einiger Zeit vom Unglück geradezu verfolgt wurde, eine Serie, deren bisheriger Tiefpunkt ihr vor zwei Monaten eingetretener finanzieller Ruin gewesen war.
    Trotzdem, dass sie nun auch noch die ganze nächste Woche gezwungen wäre, unter einem Dach zu leben mit einem Widerling wie Chilton Crane, ging wirklich auf keine Kuhhaut mehr.
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem alten Stein. Es hätte sie nicht derart überraschen dürfen, dass Crane am Nachmittag hier auf der Burg erschienen war. Schließlich war die sogenannte bessere Gesellschaft nicht sehr groß, und es war nicht weiter ungewöhnlich, dass der Bastard einer der zahlreichen zu der Landparty geladenen, wohlhabenden Gäste war.
    Sie konnte es sich nicht leisten, ihren Posten zu verlieren, dachte sie. Auch wenn sich Crane sicher gar nicht mehr genau an sie erinnerte, wäre es das Vernünftigste, ihm während der Dauer der Party möglichst aus dem Weg zu gehen. Da so viele Menschen auf dem Anwesen zu Gast waren, würde es sicher nicht weiter schwierig sein, einfach unterzutauchen, versicherte sie sich. Bezahlte Gesellschafterinnen wurden sowieso von den wenigsten Menschen überhaupt je registriert.
    Das leise Flüstern einer verstohlenen Bewegung in der Dunkelheit unter dem Balkon riss sie aus ihren düsteren Überlegungen. Sie runzelte die Stirn und spähte in Richtung der tiefen Schatten, die eine hohe Hecke auf den Garten warf.
    Einer der Schatten rührte sich. Er bewegte sich aus der Dunkelheit und glitt über einen mondbeschienenen Rasenfleck. Sie beugte sich ein wenig vor und erhaschte einen Blick auf die Gestalt, die sich ähnlich einem Geist durch das silbrige Licht in Richtung der Gemäuer schob. Groß, geschmeidig, dunkelhaarig, von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt.
    Ohne dass erst für eine Sekunde das Mondlicht auf seine strengen, asketischen Wangenknochen hätte fallen müssen, erkannte sie den Mann.
    Edison Stokes. Sie war gestern Nachmittag zufällig in dem Moment von einem Spaziergang auf die Burg zurückgekehrt, als er angekommen war. Sie hatte gesehen, wie er seinen schimmernden, von zwei identischen, edlen braunen Pferden gezogenen Zweispänner in den Hof gelenkt hatte.
    Die riesigen Geschöpfe hatten auf Stokes' leichte Handbewegungen hin den Wagen mit ruhiger Präzision geführt. Ihr williger Gehorsam hatte Emma gezeigt, dass sich ihr Herr eher auf Technik und Können, denn auf Peitschenhiebe und Gebrüll verließ.
    Später war Emma aufgefallen, dass die anderen Gäste Stokes mit verstohlenen Blicken bedacht hatten, sobald er einen Raum betrat. Sie wusste, dass ihr frettchenähnliches Interesse bedeutete, dass er höchstwahrscheinlich extrem reich, extrem mächtig und vielleicht extrem gefährlich war.
    Was ihn für die gelangweilte und hoffnungslos übersättigte Elite zu einem Gegenstand faszinierten Interesses werden ließ.
    Wieder nahm Emma unter sich eine Bewegung wahr und beugte sich ein Stück weiter über den Balkon. Sie sah dass Stokes ein Bein auf den Sims eines offenen Fensters geschwungen hatte. Was sie höchst eigenartig fand. Schließlich war er Gast auf dieser Burg, sodass keine Notwendigkeit bestand, herumzuschleichen wie ein Dieb.
    Es konnte nur einen Grund geben, weshalb Stokes ein Zimmer auf diesem Weg betrat. Entweder kehrte er gerade von einem Stelldichein mit der Frau eines anderen Gastes zurück oder aber er war auf dem Weg zu einem solchen Stelldichein.
    Sie wusste nicht weshalb, aber so etwas hätte sie nicht von ihm gedacht. Ihre Arbeitgeberin, Lady Mayfield, hatte sie beide gestern Abend miteinander bekannt gemacht. Als er sich sehr förmlich über ihre Hand gebeugt hatte, hatte sie eine ihrer plötzlichen Eingebungen gehabt. Er war kein zweiter Chilton Crane, hatte sie sich gesagt. Edison Stokes war keiner der verderbten Schwerenöter, von denen es auf der Welt bereits allzu viele gab.
    Offensichtlich hatte sie eine falsche Eingebung gehabt. Und nicht zum ersten Mal in letzter Zeit.
    Wildes Gelächter drang aus einem der offenen Fenster im Ostflügel der Burg. Anscheinend hatten die Männer im Billardzimmer bereits einige Gläser geleert. Aus dem Ballsaal scholl Musik.
    Unter ihrem Balkon verschwand Edison Stokes in einem dunklen

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