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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zählte, mußte Service dessen täglichen Bedarf von Gräsern und Wurzeln unter der zwei bis drei Fuß hohen Schneedecke zu gewinnen suchen. Was hätte er indeß nicht Alles gethan, um seinem Lieblingsthiere ein zusagendes Futter zu beschaffen! Wenn der Nandu während dieses scheinbar endlosen Winters etwas abmagerte, so lag das gewiß nicht an seinem treuen Hüter, und man durfte getrost hoffen, daß jener mit der Rückkehr des Frühlings seine gehörige Körperfülle wieder gewinnen werde.
    Als Briant frühmorgens am 9. Juli einmal in’s Freie hinausgetreten war, konnte er beobachten, daß der Wind plötzlich nach Süden umgesprungen sei.
    Der ungemein strenge Frost nöthigte ihn, schleunigst nach der Halle umzukehren, wo er Gordon von dieser Veränderung der Temperatur Mittheilung machte.
    »Das war ja zu befürchten, antwortete Gordon, und es sollte mich nicht verwundern, wenn wir noch einige Monate strengen Winters auszuhalten hätten.
    – Das beweist aber, meinte Briant, daß der »Sloughi« weit tiefer als wir annahmen nach Süden zu verschlagen wurde.
    – Gewiß, bestätigte Gordon, und doch zeigt unser Atlas keine Insel in der Nähe des antarktischen Meeres.

    – Das ist wirklich unerklärlich, Gordon, und wahrlich, ich wüßte nicht, welche Richtung wir einschlagen sollten, wenn uns einst die Möglichkeit geboten wäre, die Insel Chairman zu verlassen….
    – Die Insel verlassen?… rief Gordon. Aber, Briant, denkst Du denn daran noch immer?
    – Alle Tage, Gordon. Wenn es uns gelänge, ein einigermaßen seetüchtiges Fahrzeug zu erbauen, würd’ ich keinen Augenblick Bedenken tragen, damit auf Entdeckung auszuziehen.
    – Schon gut, schon gut, erwiderte Gordon, damit hat’s noch keine Eile… Warten wir wenigstens, bis unsere kleine Colonie vollständig organisirt ist…
    – Ei, mein wackerer Gordon, unterbrach ihn Briant, Du denkst wohl nicht daran, daß wir da draußen noch Angehörige haben….
    – Gewiß… gewiß, Briant. Alles in Allem sind wir aber hier doch gar nicht so schlimm daran. Die Sache macht sich, und ich frage mich manchmal, was uns eigentlich noch fehlen sollte.
    – Ich dächte, so mancherlei, antwortete Briant, der es nicht für angezeigt hielt, das Gespräch über dieses Thema noch weiter auszuspinnen. Da fällt mir eben ein, daß unser Brennmaterial zu Ende geht….
    – Nun, ich dächte, der ganze Wald der Insel wäre noch nicht verbrannt.
    – Nein, Gordon, aber es wird doch hohe Zeit, unsere Holzvorräthe wieder zu erneuern.
    – Meinetwegen noch heute, erwiderte Gordon. Komm’, wir wollen nach dem Thermometer sehen!«
    Das im Store-room hängende Thermometer zeigte nur fünf Grad über Null, obwohl im Kochofen ein tüchtiges Feuer prasselte. Als es dagegen an der Außenwand angebracht wurde, zeigte es sehr bald siebzehn Grad unter dem Gefrierpunkte.
    Es war eine strenge Kälte, welche voraussichtlich noch zunahm, wenn die Witterung während einiger Wochen klar und trocken blieb. Trotz beständigen Feuers im Kochherde und in den beiden Oefen der Halle erniedrigte sich die Temperatur merklich im Innern von French-den.
    Gegen neun Uhr und nach dem ersten Frühstück wurde beschlossen, nach den Traps-woods zu ziehen und eine Ladung Holz zu holen.
    Wenn die Luft ruhig ist, kann man sich selbst den niedrigsten Temperaturen ungestraft aussetzen. Vorzüglich schmerzhaft ist nur der schneidende Wind, der den Händen und dem Gesicht so zusetzt, daß man sich kaum dagegen, zu schützen vermag. Zum Glück war an diesem Tage der Wind ganz schwach und der Himmel so vollkommen klar, als ob die Luft gefroren wäre.
    An Stelle des lockeren Schnees, in den man noch am Vortage bis zur Hüfte versank, schritt der Fuß jetzt auf einer metallharten Fläche dahin.
     

    Die jungen Holzfäller gingen an die Arbeit. (S. 188.)
     
    Wenn es sich nur um die Gefahrlosigkeit des Weges gehandelt hätte, wäre es möglich gewesen, ebenso über den ganz übereisten Family-lake wie über den Rio wegzuziehen. Mit einigen Schneeschuhen, wie sie die Bewohner der Polargebiete häufig benützen, oder selbst in einem, mit Hunden und Rennthieren bespannten Schlitten hätte der See in seiner ganzen Ausdehnung von Norden nach Süden binnen wenigen Stunden besucht werden können.
    Für den Augenblick handelte es sich aber nicht um einen so weit ausgedehnten Ausflug, sondern um einen Gang in die benachbarten Wälder, um daraus neue Brennholzvorräthe zu holen.
    Die Ueberführung einer hinreichenden Holzmenge nach

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