Zwischen Krieg und Terror
Lösung des arabisch-israelischen Konflikts nicht ersetzen. Dafür bedarf es gewaltiger diplomatischer Anstrengungen. Deren Ziel muss es sein, mit weltweiter Unterstützung die Grundlagen für die Bildung eines lebensfähigen palästinensischen Staates an der Seite Israels und ein dauerhaftes friedliches Verhältnis zwischen Israel und Syrien zu schaffen. Dies wären auch groÃe Beiträge, um die Lage im Irak und in Afghanistan zu beruhigen und die Krise um das iranische Atomprogramm zu entschärfen. Statt Kampf und Krieg könnte Dialog das Verhältnis der Kulturen prägen.
Erster Teil
Iran und die Bombe
1
Eine neue Atommacht?
»Wir sind schon ein Atomstaat, und wir können die Atomtechnologie zu hundert Prozent anwenden. Wir werden sie für friedliche Zwecke nutzen, zum Beispiel in der Medizin und in der Landwirtschaft. Wir arbeiten nicht heimlich. Kameras der IAEA befinden sich überall. Wir sind nicht wie andere, die alles heimlich machen.« 1 Blufft Mahmoud Ahmadinejad nur, und will er damit von einem geheimen Waffenprogramm ablenken? International hat Irans Präsident seine Glaubwürdigkeit verspielt. Gilt er doch als skrupelloser Politiker, der in den Besitz der Bombe gelangen möchte und auch einen Krieg mit dem Westen nicht scheut, um iranische GroÃmachtsträume zu verwirklichen. Sicher ist nur, dass Iran bei der Entwicklung der Atomtechnologie wichtige Fortschritte erzielt hat und damit auch in der Lage wäre, eine eigene Bombe zu bauen.
Für Israel ist der Fall klar. Laut der Ãberzeugung von Ministerpräsident Ehud Olmert steht Iran an der Schwelle, Atomwaffen zu entwickeln. 2 Es sei nur noch eine Frage weniger Monate, bis die Islamische Republik sie besitze. Dabei vermochten iranische Techniker im April 2006 Uran bisher nur auf 4,5 Grad anzureichern. Dies ist zwar ein wesentlicher Schritt, doch die Mengen sind zu gering, und der Anreicherungsgrad ist viel zu niedrig, um eine solche Waffe zu entwickeln. AuÃerdem werden diese Bemühungen zur Beherrschung der Atomtechnologie von der »International Atomic Energy Agency« (IAEA), der Internationalen Atomenergie-Behörde, mit Argusaugen überwacht. In den Medien der Islamischen Republik werden sie dennoch als Meilenstein in der Entwicklung des Landes gefeiert. Ahmadinejad übertreibt den Erfolg. Ihm geht es auch um eine Demonstration, den Eindruck zu erwecken, letztlich sei es seiner politischen Entschlossenheit zu verdanken, dass Iran es trotz internationaler Proteste gewagt habe, Uran anzureichern. Mit dieser MaÃnahme - so der Präsident - erhielten das Regime und das Land die Anerkennung, die ihnen bisher verwehrt worden seien. Dabei verschweigt Ahmadinejad wohlweislich, dass die Anreicherung von Uran das Ergebnis einer jahrelangen Geheimpolitik der islamischen Führung darstellt, die weit vor seiner Präsidentschaft ihren Anfang nahm.
Das nukleare Versteckspiel der Mullahs
Ob es binnen weniger Monate oder erst in einigen Jahren geschafft werden kann, sei dahingestellt - eines ist sicher: Iran verfügt über die Voraussetzungen zur Konstruktion von Atombomben. Eindeutige Erkenntnisse über den möglichen Zeitpunkt gibt es nicht. Beim Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London hegt man die Erwartung, dass es bereits 2010 so weit sein könnte. Die Politik solle von den schlimmsten Annahmen ausgehen, erklärt Institutsleiter John Chipman bei der Vorlage des Jahresberichts 2006. 3 Allerdings hatte er bereits vier Jahre zuvor die Möglichkeit einer irakischen Bombe in Erwägung gezogen und damit weltweit blinden Alarm ausgelöst. Bei der Schätzung der Frist für den Zeitraum, den Iran zur Fertigstellung einer Bombe benötigt, gleichen sich die Prognosen. John Negroponte, der Direktor der US-Geheimdienste, spekuliert im Juni 2006, bis 2010 werde es so weit sein. 4 Auch private Institute und Stiftungen in den USA gehen von einem Zeitraum von drei bis vier Jahren aus.
In zwei Punkten ähneln sich alle Aussagen: Niemand behauptet, dass Iran schon im Besitz der Bombe sei. Und in den Prognosen und Spekulationen über das diesbezügliche Potenzial des Landes heiÃt es, es fehle ihm die für eine Bombe benötigte Menge an hoch angereichertem Uran. Es herrscht sogar weitgehend Einigkeit darüber, dass Iran ohne zusätzliche geheime Produktionsstätten in absehbarer Zeit nicht genügend Uran herzustellen in der
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