0001 - Unternehmen Stardust
seelenlose Rechenmaschinen und höchstbeanspruchte Triebwerke. Der menschliche Geist mußte klar bleiben, denn nur er konnte in letzter Konsequenz beherrschend sein.
Dr. Fleeps wartete. Neben ihm standen schweratmende Männer seines medizinischen Teams. Natürlich kamen jetzt noch die üblichen Testuntersuchungen. Etwa eine Stunde würden sie beanspruchen. Die letzte Stunde gehörte den Ausrüstungsingenieuren. Erst zehn Minuten vor dem Start würde man die Männer an Bord der STARDUST lassen. Sie hatten innerhalb der Kommandozentrale nichts mehr zu tun, als sich möglichst sorgfältig und unter Ausschaltung einer jeden geistigen Anstrengung auf die Konturbetten zu legen.
Mit dem Start war die Entspannung ohnehin vorüber. Dann ging es hart auf hart; dann begann die Zerreißprobe für Körper und Verstand. Dann begann die Qual im engen Leib eines tobenden Ungeheuers aus MV-Stahl und Plastik.
Die vier flachen Betten mit ihren porenaktiv atmenden Schaumstoffmatratzen wurden von einem sanften Leuchten umschmeichelt. Es war wie eine letzte, gnädige Liebestat für einige Menschen, die sehr bald Ungeheuerliches ertragen mußten.
Major Perry Rhodan, Chefpilot der US-Space-Force, öffnete die Augen. Sein Schlaf verwandelte sich nahezu übergangslos in ein sofort reagierendes Wachsein.
„Sie haben mich zuerst behandelt?" fragte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Erkundigung. Dr. Fleeps registrierte äußerst befriedigt die klare Reaktion des Kommandanten. Kein Zweifel, Rhodan war „da"!
„Genau nach Plan, Sohn", bestätigte er gedämpft.
Sehr bedächtig, dabei tief durchatmend, richtete sich der Risikopilot auf. Jemand entfernte die dünne, atmungsaktive Decke; Rhodan trug ein weitgeschnittenes, hemdähnliches Schlafgewand, das dem ruhenden Körper eine jede einschnürende Beengung ersparte.
Rhodans gemurmelte Verwünschung über die umfangreiche Vermummung zauberte ein erstes Grinsen auf die Lippen der Männer. Es wirkte befreiend in dieser etwas unwirklichen Situation.
„Wenn ich Ihre bildschönen Waden hätte, Doc, ließe ich mir das zur Not noch gefallen", stellte Rhodan mit seinem trockenen Humor fest. In seinen Augen lag ein helles Flimmern. Dagegen blieb sein schmales, hageres Gesicht nahezu ausdruckslos.
Ein hohles Röcheln ließ Rhodans Kopf herumgehen. Interessiert beobachtete er das „Erwachungsmanöver" seines Sorgenkindes, das gleich ihm den Mond schon einmal umflogen hatte. Für Perry Rhodan war es jedoch nach wie vor rätselhaft, wie man diesen pausbäckigen Riesen mit der zarten Haut eines Säuglings und den ewig roten Händen einer geplagten Scheuerfrau in die enge Sondenkapsel gebracht hatte.
Captain Clark G. Flipper, Fachgebiete Astronomie und Mathematik, Nebenzweig Physik, erwachte mit der Geräuschentwicklung eines Mammuts.
„Ist mein Sohn schon angekommen?" dröhnte Flippys Stimme auf. Der bevorstehende Start schien ihn erst in zweiter Linie zu interessieren.
„Wie ist das, Doc? Haben Sie sich um meine Frau gekümmert?"
Dr. Fleeps seufzte unterdrückt.
„Hören Sie, Sohn, wenn Sie Ihre Frau für ein anatomisches Wunderwerk halten, so ist das nicht meine Schuld. Jedenfalls haben Sie noch gute drei Monate Zeit. Wenn Sie mich vorher nochmals fragen, dann...!"
„Es hätte ja sein können, oder?" unterbrach der Riese mit dem bartlosen Gesicht. „Die Unsicherheitsfaktoren im mathematisch unstabilen Gebilde eines menschlichen Körpers gehen in die Millionen. Ich muß also noch warten?"
Der dritte Mann der Besatzung zeugte mit einem leisen, angenehm klingenden Gelächter von seinem Erwachen.
Leutnant Dr. Eric Manoli, Mediziner und Geologe, war der unauffälligste, ruhigste und wahrscheinlich auch der beherrschteste Mann des Teams.
Er grüßte wortlos. Auch sein Blick huschte zur Uhr. Natürlich befolgte Dr. Manoli das ungeschriebene, heiligste Gesetz der Risikopiloten, das da klar und einfach lautete:
„Sprich niemals von dem Start, ehe es nicht unbedingt sein muß. Du hast deshalb geschlafen, um Geist und Körper erholen zu können. Verringere die gute Wirkung nicht dadurch, indem du meinst, du müßtest dich augenblicklich mit dem Ernst der Dinge beschäftigen."
Das war eine sehr einfache Formel. Sie hatte sich bewährt.
„Alles okay, Eric?" forschte Rhodan. „Wie ich sehe, hat dein enormer Bartwuchs noch nicht einmal auf die Schlafdroge reagiert."
„Ein Erbe meiner italienischen Vorfahren", nickte Manoli bekümmert. „Was ist mit Bully los? Der Mensch schläft
Weitere Kostenlose Bücher