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0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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sich mehrmals im Kreise.
    Warum spielen die Verstecken mit mir? Ist doch Unsinn. Ich weiß, daß sie da sind. Warum kommen sie nicht? Warum zeigen sie sich nicht?
    »He!« schrie er aufgeregt. »Ich weiß, daß ihr da seid. Ihr braucht euch nicht länger zu verstecken. Kommt her. Ich will euch sehen! Ich will meine Mörder sehen! Erfüllt mir meinen letzten Wunsch.«
    Die Stille blieb beinahe vollkommen.
    Nur das Säuseln verdichtete sich ein wenig.
    »Was ist?« brüllte Carter Tamarr gereizt. »Habt ihr nicht den Mut, mir offen entgegenzutreten? Ich war nicht zu feige, hierherzukommen. Jetzt solltet ihr mir beweisen, daß ich nicht umsonst gekommen bin!«
    Er lauschte.
    Das Säuseln legte sich wie ein schwerer Druck auf seine Ohren.
    Er hatte mit einemmal höllische Schmerzen in den Gehörgängen.
    Es war ihm, als hätte ihm jemand kochendes Wasser in die Ohren gegossen.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht brüllte er auf. Er preßte die Hände auf die Ohren, kreischte, wankte und stürzte auf die Knie.
    »Aufhören!« schrie er, so laut er konnte. »Aufhören! Bitte, bitte, aufhören! Ich halte diese gräßlichen Schmerzen nicht aus! Hört auf damit! Warum foltert ihr mich? Genügt es euch nicht, daß ich gekommen bin? Genügt es euch nicht, daß ich bereit bin, zu sterben? Müßt ihr mich zuvor noch so grausam quälen?«
    Er wand sich in größter Qual.
    Er stöhnte und röchelte.
    »Banrass!« schrie er. »Banrass! Erbarme dich meiner!«
    Vor seinen weit aus den Höhlen tretenden Augen flimmerte mit einemmal die Luft.
    Die Schmerzen ließen nach.
    Sie verebbten.
    Aus der kristallklaren Luft schälte sich ein bildhübsches Mädchen.
    Sie trug eine dunkle Robbenfelljacke. Ihr Gesicht war von einem weißen Eisbärenfell umrahmt. Tamarr hatte in seinem ganzen Leben kein schöneres Gesicht als dieses gesehen. Es war weich und zart.
    Eine Haut spannte sich über die Wangen, die an einen jungen Pfirsich erinnerte. Ihre Augen schienen zu glühen. Sie waren beinahe schwarz und ruhten unverwandt auf Tamarr. Nun, wo er ihren Blick sah, wußte er, daß sie es gewesen war, die ihn während der letzten Tage ständig beobachtet hatte.
    Diese Idioten, dachte er. Sie haben nicht gespürt, was ich spürte.
    Banrass war von Anbeginn an hinter uns her.
    »Hier bin ich!« seufzte er ergeben und breitete die Arme aus.
    »Du hast mich gerufen!« sagte das bildhübsche Mädchen mit einer einschmeichelnden Stimme.
    »Du bist Banrass, nicht wahr?«
    »Ja, Tamarr. Ich bin Banrass.«
    »Du bist eine Hexe.«
    »So sagt man.«
    »Stimmt es etwa nicht?«
    »Doch, Tamarr. Es stimmt. Ich bin eine Hexe.«
    »Du gehörst zum silbernen Dämon, wie?«
    »Ich erweise ihm ab und zu einen kleinen Dienst.«
    »Einen wie diesen?«
    »Ja, Tamarr.«
    »Was hast du mit mir vor, Banrass?«
    »Du weißt es.«
    »Du willst mich zu ihm bringen, nicht wahr?«
    »Ja, Tamarr.«
    »Und er. Was wird er mit mir tun?«
    »Warum fragst du, Tamarr? Du weißt, was er mit Menschen macht.«
    »Er… er wird mich töten.«
    »Ja, Tamarr. Das wird er. Er muß dich töten.«
    »Warum?« fragte Carter Tamarr.
    »Weil du sein Reich betreten hast.«
    »Das haben die anderen doch auch getan!«
    »Auch sie werden sterben.«
    »Alle?« fragte Tamarr.
    »Alle?« bestätigte die schöne Hexe mit einem ernsten Kopfnicken.
    Tamarr kicherte verrückt.
    »Ich hab’s gewußt! Ich hab’s gewußt! Ich hab’s ihnen gesagt! Aber sie dachten, ich hätte den Verstand verloren. Ich habe ihnen gesagt, daß sie alle sterben werden, doch sie wollten mir nicht glauben.«
    »Komm, Tamarr. Ich bring dich jetzt zu ihm.«
    »Wo ist er?«
    »Siehst du den Silberstreifen am Horizont?« fragte die Hexe.
    »Ja.«
    »Dort wartet er auf dich.«
    »Es… es ist so weit …«
    »Wir sind im Nu bei ihm, Tamarr. Du wirst sehen. Komm. Gib mir deine Hand.«
    Der muskulöse Mann ergriff die Hand, die sich ihm entgegenstreckte.
    Er schauderte. Es war ihm, als würde er einen Eisblock anfassen.
    »Wieso bist du so schrecklich kalt, Banrass?« fragte er verdattert.
    »Ich bin tot«, erwiderte die Hexe. »Deshalb bin ich kalt.«
    »Aber du siehst aus wie das blühende Leben!«
    »Du darfst dich nicht vom äußeren Schein täuschen lassen, Tamarr. Ich bin tot. Und du wirst es auch bald sein.«
    Carter Tamarr versuchte sich eine Sekunde lang gegen sein Ende zu sträuben.
    Es war ihm unmöglich.
    Banrass riß ihn mit sich fort. Sie fegte mit ihm über die weiße Schneewüste, auf den silbernen Streifen zu, der größer und

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