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0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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hinauskriechen.
    »Hierbleiben!« schrie Nicole. »Bleiben Sie hier, Kolgrim!«
    »Ich muß raus! Muß raus!« schrie der Pilot halb verrückt. »Ich halte es nicht mehr länger in dieser Höhle aus. Ich muß raus!«
    Nicole warf sich auf seine Beine. Sie zerrte ihn nach unten, hing sich an ihn, ließ ihn nicht los.
    Pall Kolgrim schrie, tobte und brüllte. Er versuchte sie abzuschütteln.
    Er bekam ein Bein los. Damit trat er nach Nicole. Das Mädchen fiel zur Seite.
    Kolgrim mobilisierte alles, was noch in seinem Körper war, um aus der Höhle zu kommen.
    »Tun Sie’s nicht!« schrie Nicole verzweifelt. »Bleiben Sie hier, Kolgrim.«
    Er war schon halb draußen, da warf sich Nicole ein zweitesmal auf ihn. Sie riß ihn zurück. Er fluchte und schlug sie ins Gesicht.
    Nicole ergriff das Gewehr am Lauf. Sie schwang es hoch, als Kolgrim sich wieder der Öffnung zuwandte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie mußte es tun, mußte unbedingt verhindern, daß Pall Kolgrim in seinem Zustand die Höhle verließ. Sie mußte ihn zwingen, zu bleiben.
    Nicole Duval wußte nur eine Möglichkeit, wie sie das erreichen konnte. Blitzschnell schlug sie zu. Als der Gewehrschaft dem Piloten ins Genick sauste, gab es ein dumpfes Geräusch. Pall Kolgrim stieß einen gurgelnden Laut aus. Dann fiel er nach hinten. Genau in Nicoles ausgebreitete Arme. Sie hatte Mühe, vom Gewicht seines Körpers nicht umgerissen zu werden.
    Er war jetzt ohnmächtig.
    Nicole war froh darüber.
    Sie versuchte, den Verband wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen. Dann legte sie sich neben ihn auf den Boden und war nahe daran, loszuheulen.
    ***
    Erschüttert stand Professor Zamorra vor der Leiche. Das Gesicht des jungen Mannes war auf eine grauenvolle Weise verzerrt. Dieser Junge hatte in der Stunde seines Todes mehr Grauen kennengelernt, als sich ein Mensch jemals vorstellen konnte.
    Ein kindskopfgroßes Loch klaffte in seiner Brust.
    Zamorra stellte fest, daß der Mann noch nicht sehr lange tot war.
    Einige Stunden erst.
    Hastig durchwühlte der Professor die Taschen des Toten. Er fand eine amerikanische ID-Card. Ausgestellt auf den Namen Floyd Emerson.
    Emerson?
    Zamorra wurde blaß.
    Bill hatte ihm die Namen sämtlicher Expeditionsteilnehmer geschrieben. Da war vor allem Steinunn Snorre, der Norweger, der die Expedition leiten sollte. Bill und die anderen hatten Snorre aus Reykjavik auf Island abgeholt. Zamorra versuchte die Namen in seinem Gehirn zusammenzukratzen.
    Carter Tamarr, Dr. Richard Goss, Harold Loomis, Pete Blatty, John Evans und Floyd Emerson.
    Floyd Emerson!
    Rings um den Leichnam war der Schnee mit Blut besudelt.
    Zamorra hob den Mann auf. Wenn einer von Bill Flemings Freunden hier lag, konnten die anderen nicht allzu weit sein.
    Zamorra warf sich den Toten über die Schulter und stakte los.
    Emerson war nicht schwer. Ein Glück. Trotzdem verlangte dem Professor die zusätzliche Last die letzten Kräfte ab.
    Mit hartnäckig zusammengepreßten Lippen ging Zamorra seinen Weg.
    Laut Spezialkarte mußte er noch ungefähr zwei Kilometer bis zur Depothütte gehen.
    Diese letzten beiden Kilometer wurden die schlimmsten für den Professor.
    Zamorra war gewiß kein Schwächling. Aber mit einer Leiche über ein wahres Eisgebirge zu klettern, das schafft den stärksten Mann.
    Völlig erledigt erreichte er schließlich eine Position, von der aus er in eine weite Ebene schauen konnte.
    Da war die Hütte.
    Klein und unscheinbar. Aber sie war da. Zamorras Herz schlug schneller. Die Freude darüber, daß er es doch geschafft hatte, verlieh ihm neue Kräfte.
    Er stolperte weiter, war kaum noch fähig, die Beine hoch genug zu heben, aber er blieb nicht mehr stehen.
    So schnell er noch gehen konnte, näherte er sich der Hütte, aus deren Schornstein kleine Rauchwölkchen kringelten.
    Geschafft, dachte er begeistert.
    Er war zehn Stunden unterwegs gewesen. Und nun hatte er es geschafft.
    Zwei Kilometer hatte er pro Stunde zurückgelegt. Zu Hause wäre das eine Leistung für Greise gewesen. Hier aber war das die beste Leistung, die ein kräftiger Mann zu erbringen imstande war.
    Die Hütte!
    Da war sie endlich! Endlich!
    Zamorra schleppte den Toten darauf zu.
    Hundegebell empfing ihn.
    Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen. Zwei Männer stürmten mit schußbereiten Gewehren heraus.
    Der eine war Bill Fleming.
    »Bill!« brüllte Zamorra, und er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so gefreut zu haben, Bill Fleming wiederzusehen.

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