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0035 - Im Land der Götter

0035 - Im Land der Götter

Titel: 0035 - Im Land der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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antwortete Marshall. „Die Springer haben gesehen, daß wir hier herein verschwunden sind. Sie werden ..."
    Draußen kamen klappernde Schritte über das holprige Pflaster, näherten sich und machten vor der Tür halt. Marshall hörte den Türknopf sich drehen, aber offenbar war die Tür inzwischen wieder ebenso verriegelt wie zuvor.
    „Aufmachen!" schrie eine heisere Stimme.
    „Wer auch immer du bist", sagte Marshall leise zu dem Unbekannten in der Finsternis, „mach auf, sonst brennen sie dir das Haus nieder! Wir können uns schon wehren."
    Schlurfende Schritte kamen von hinten aus dem Gang, marschierten an Marshall vorbei und erreichten die Tür.
    „Tama, nach unten!" befahl Marshall. „Kitai, versuch, was du kannst. Im Notfall kann ich sie mir vornehmen."
    Kitai gab keine Antwort. Er war schon bei der Arbeit. Tamas tapsende Schritte entfernten sich die Treppe hinunter. Von irgendwoher kam kalter Luftzug. Die Tür öffnete sich. Licht fiel herein und zeichnete die kleine, dürre Gestalt des Unbekannten gegen die Dunkelheit ab. Er verneigte sich tief.
    „Welch unbeschreibliche Ehre ...", begann er zu murmeln.
    Aber einer der Springer unterbrach ihn grob: „Du hast drei Fremde in deinem Haus versteckt. Gib sie heraus!" Der Dürre richtete sich wieder auf. „Ich soll...? 0h Herr, du treibst Spaß mit deinem niedrigsten Diener."
    „Hör auf mit dem Geschwätz! Ich will ..."
    Ein anderer Springer legte ihm die Hand auf die Schulter. Der erste neigte den Kopf und ließ sich etwas ins Ohr flüstern. ,„Meinst du wirklich?" fragte er mit gekrauster Stirn.
    Im nächsten Augenblick meinte er tatsächlich. Das nämlich, was Kitai zuvor schon den beiden anderen und nun auch ihm eingegeben hatte: daß in dieser Straße niemals Fremde gewesen seien und sie demnach auch keine gesehen hätten.
    „Was stehst du da und glotzt uns an?" fuhr er den Dürren an. „Mach die Tür zu und geh deiner Arbeit nach!"
    Der Dürre verbeugte sich ein zweites Mal und gehorchte. Marshall atmete auf, als die Schritte sich draußen entfernten. Schlurfend kam der Dürre zurück.
    „Unheimliche Macht habt ihr über die Götter!" kicherte er. „Ich habe nicht den Unwürdigsten geholfen."
    „Warum hast du uns überhaupt geholfen?" fragte Marshall.
    „Ihr habt vier Göttermaschinen getötet, nicht wahr?" fragte der andere zurück. „Das ist Grund genug, euch dankbar zu sein und euch zu helfen. Die anderen denken fast alle genauso wie ich. Aber sie haben mehr zu verlieren; deswegen fürchten sie sich zu helfen. Wollt ihr nicht hinuntergehen?"
    „Nein, jetzt nicht mehr", antwortete Marshall. „Wir wollen zum Hafen. Vielleicht haben wir Glück und kommen durch, ohne gesehen zu werden."
    „Vielleicht", kicherte der Dürre. „Wenn ihr aber in den Keller hinuntergeht, habt ihr sicher Glück."
    Marshall fühlte Mißtrauen in sich aufsteigen. Aber das glatte Plastikmetall des Impulsstrahlers in seinem Arm beruhigte ihn. Was konnte der Dürre dagegen einzusetzen haben?
    „Also ... gehen wir hinunter!" entschied Marshall.
    Kitai nahm den Minikom auf. Tastend fand er den Beginn der Treppe und schritt langsam hinunter. Marshall folgte ihm, den Abschluß machte der Dürre. Tama meldete sich von unten. „Ich wollte, es wäre hier nicht so finster. Von irgendwoher kommt frische Luft."
    Der Dürre kicherte. Marshall fühlte plötzlich wieder ebenen Boden unter den Füßen. Hinter ihm fing es plötzlich an zu knistern. Schwacher Lichtschein flackerte auf. Der Dürre hatte einen Kienspan entzündet.
    Sie befanden sich in einem Kellerraum, der nicht allzu groß war. Das Besondere an ihm war das etwa einen Meter hohe, kreisrunde Loch, das eine der Wände durchbrach. Der Dürre, ein altes Männchen in zerschlissener Kleidung und mit schmutzigen, zerzausten Haaren, deutete auf das Loch.
    „Dort hinein", kicherte er. „Das andere Ende liegt direkt an der Mole, nur eine Handbreit über dem Wasser - wenigstens im Augenblick. Während der Flut läuft der Stollen halb voll; er neigt sich nämlich zum Hafen hinunter."
    Marshall las in seinen Gedanken. Die Angaben waren richtig.
    „Wir danken dir", sagte er ernst. „Wir werden uns an Wosetell erinnern, wenn es an der Zeit ist."
    Den Alten schien es nicht zu verwundern, daß Marshall seinen Namen kannte. Ungerührt antwortete er: „Ich sehe, welche Macht du besitzt. Ich glaube, daß es dir eines Tages gelingen wird, mit allen diesen bösen Göttern das gleiche zu tun, was ihr heute mit vier ihrer Maschinen

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