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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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Ich habe ihn erst heute Morgen lesen können, weil ich gestern nicht in New York war. Da, sehen Sie sich den Wisch mal an.«
    Er brachte aus einer Mappe einen Bogen Papier zum Vorschein, den er mir reichte. Ich fasste ihn mit den Fingerspitzen an und las den Text, der in Schreibmaschinenschrift darauf stand.
    Wenn Sie Ihrem Sohn nicht die weiteren Beziehungen zu Eve McMire verbieten, wird die Öffentlichkeit erfahren, dass sich der Sohn des angesehenen Mister Proom mit der Tochter eines Mörders und Zuchthäuslers abgibt. Für Ihre Geschäftsverbindungen dürfte das nicht angenehm sein.
    Das war alles. Keine Anrede, keine Unterschrift.
    »Ich darf das Ding mitnehmen?«, fragte ich.
    »Natürlich. Was halten Sie davon?«
    »Schwierige Sache!«, sagte ich. »Direkte Erpressung kann man nicht unbedingt herauslesen. Der Schreiber des Briefes stellt gewissermaßen einen Sachverhalt fest. Er sagt, wenn Ihr Sohn weiter Beziehungen zu diesem Mädchen unterhält, wird es die Öffentlichkeit erfahren. Dagegen kann man wenig einwenden. Die beiden können sich nicht immer nur heimlich treffen, also muss es ja die Öffentlichkeit erfahren. Und wenn es stimmt, dass der Vater des Mädchens ein Zuchthäusler ist, kann ich mir gut vorstellen, dass einige alte Spießer Ihren Sohn und damit den zukünftigen Boss Ihrer Firma schneiden werden. Sie wissen ja, wie manche Leute sind.«
    Proom stand auf. Er hakte die Daumen in die Ausschnitte seiner Weste und knurrte: »Jetzt hören Sie mal zu, Mister Cotton! Ob das mit dem Vater stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Aber selbst wenn es wahr wäre, kann das Mädchen schließlich nichts dafür!«
    Ich nickte.
    »Wir sind da völlig einer Meinung, Proom. Nur sehe ich nicht, was ich in diesem Fall für Sie tun könnte. Natürlich soll der anonyme Brief bezwecken, dass Sie Ihrem Sohn jeden weiteren Umgang mit dem Mädchen verbieten. Damit Sie es tun, werden gewisse unangenehme Folgen auf gezählt für den Fall, dass Ihr Sohn weiter seine Verbindungen mit dem Mädchen aufrechterhält. Das kann man halb und halb eine Nötigung nennen, aber eine glatte, klare Erpressung ist das nicht. Und deshalb kann ich in dem Punkt nichts für Sie tun.«
    Er schnaufte wütend. Schließlich knurrte er: »Können Sie nicht wenigstens herausfinden, ob das mit dem Vater des Mädchens stimmt?«
    Ich dachte eine Weile nach, dann sagte ich: »Okay, ich kann bei uns mal in der Kartei nachsehen: Ich rufe Sie an und informiere Sie. Das dürfte leider alles sein, was ich tun kann. Wenn wir an dem Brief freilich Fingerabdrücke von einem Burschen finden sollten, der schon einschlägig vorbestraft ist, dann kann man die Sache vielleicht als Auftakt zu einer noch kommenden Erpressung auslegen und den Burschen dingfest machen. Wir werden sehen. Bye-bye, Mister Proom.«
    Ich nahm meinen Hut und ging. Innerlich war ich ein bisschen verärgert. Ich war der gleichen Meinung wie Mister High: eine familiäre Angelegenheit. Irgendeine altmodische Tante hat vielleicht die Sache mit dem Vater des Mädchens erfahren, sie mag das Mädchen nicht, und nun schreibt sie anonyme Briefe. Und für solche internen Familienreibereien wird gleich die Bundespolizei mobil gemacht, dachte ich wütend. Als ob wir nichts anderes zu tun hätten.
    Wie gründlich falsch meine voreilige Meinung war, sollte sich noch auf eine erschreckende Art heraussteilen.
    ***
    Well, ich hatte dem alten Proom versprochen, mich einmal um die Sache mit dem Vater seiner zukünftigen Schwiegertochter zu kümmern. Ich ging also, nachdem ich ins Dienstgebäude zurückgekehrt war, um unsere Verbrecherkartei, die ständig dem neuesten Stand entspricht, und suchte mir die Karte mit dem Namen John McMire. Ich fand sie schnell und las folgende Eintragungen:
    John McMire, geboren am 14.11.1910 in Tuckerton, New Jersey. Größe 182 cm, Gewicht 76 kg. Augen: blaugrau, Haare: dunkelblond, Gestalt schlank, breitschultrig, sportlich trainiert.
    McM. wurde am 16.06. 1945 vom Bronx Court Richter zum Tode verurteilt, da die Geschworenen ihn der Ermordung seiner Frau schuldig befanden. Der Präsident der Vereinigten Staaten genehmigte das Gnadengesuch und wandelte das Todesurteil am 14.07. 1945 in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe um. Ein weiteres Gnadengesuch am 11.10. 1953 hatte zur Folge, dass der Präsident eine zweite Begnadigung aussprach und im außerordentlichen Gnadenverfahren McM. zu fünfzehn Jahren Zuchthaus begnadigte.
    Die damaligen Untersuchungen gegen McM. wurden von

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