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005 - Nachts wenn die Toten kommen

005 - Nachts wenn die Toten kommen

Titel: 005 - Nachts wenn die Toten kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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verkrampften Schritten näherte sich Larry dem Fenster. Er riss es auf
und warf einen Blick nach unten. Der Wind strich kühl über sein erhitztes
Gesicht. Schwarz zeichneten sich keine drei Meter unter ihm die Umrisse eines
primitiven Holzstalles ab, in dem Kinder Hasen und Meerschweinchen hielten.
    Larry überlegte nicht lange. Er hatte keine andere Wahl. Das Sirenengeheul
war schon ganz nahe. Der Polizeiwagen raste die Straße herauf. Länger als eine
Minute würde es nicht mehr dauern, und der Wagen würde vor dem Haus stehen. Man
würde das Grundstück sofort umstellen.
    Larry Brent schwang sich auf die Fensterbank. Die Bewegung fiel ihm schwer,
er hatte das Gefühl, straffe Drahtseile anstelle von Muskeln zu haben, denn sie
waren nicht elastisch, nicht beweglich genug.
    Vorsichtig stieg er nach draußen. Er erwischte einen vorspringenden Stein,
konnte von dort aus nach dem Einlaufstutzen eines Regenrohres greifen und zwei
Meter tiefer klettern. Dann wurde die Wand so glatt, dass seine Füße keinen
weiteren Halt mehr fanden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich direkt
auf den Holzstall fallen zu lassen. Er hoffte, dass das Dach seinem
Körpergewicht gewachsen war. So gut wie möglich federte er den Sturz ab und
ging in die Knie. Das Dach wankte und bebte unter seinem Gewicht, aber nicht
eine einzige Bohle brach durch. Vom Holzstall auf den Boden hinabzukommen, bereitete
dem PSA-Agenten keine Schwierigkeit mehr. Sein sportlich trainierter Körper,
wenn auch durch den Elektroschock etwas gehandicapt, wurde auch mit diesem
Problem fertig.
    Larry Brent hatte in speziellen Tests schon schwierigere Aufgaben zu
meistern gehabt!
    Er verschwand in der Finsternis des ungepflegten Hinterhofes, stieg über
einen einfachen, verrosteten Drahtzaun und gelangte auf Umwegen in eine
schmale, einsame Gasse, von wo aus eine abzweigende Straße Richtung Singing River führte.
    Larry traf nicht mehr auf die Hausbewohner, nicht mehr auf die Polizei und
nicht mehr auf die unheimliche Gestalt, die dem Grab entstiegen sein konnte.
    Er traf auch nicht auf den Nachtportier. Larry wich ihm aus. Ungesehen und
unbemerkt erreichte er sein Zimmer, das im ersten Stockwerk lag.
    Sein Gehirn arbeitete mit der Präzision einer Maschine, und sein Körper
erholte sich mehr und mehr von dem heftigen Elektroschock, dem er ausgesetzt
gewesen war, und für dessen Zustandekommen er noch keine ausreichende Erklärung
gefunden hatte.
    Aufmerksam studierte er die Notizen des toten George Hunter. Er blätterte
den Terminkalender durch, fand Namen, Zeit- und Ortsangaben, die er sich
einprägte.
    Die Vorfälle der letzten Stunden hatten ihm gezeigt, dass er es mit einem
besonderen Gegner zu tun hatte. Besondere Situationen aber erforderten
besondere Maßnahmen, und Larry Brent beschloss in diesen Sekunden, diesem
Umstand Rechnung zu tragen. Mit seinem PSA-Ring, der die Mikrosendeanlage
enthielt, schickte er einen Spruch an X-RAY-1.
     
    ●
     
    Donald Ritchner wich zurück. Seine Augen weiteten sich im blanken
Entsetzen.
    »Caroline?« flüsterte er und zitterte am ganzen Körper.
    »Don.« Da war die Stimme wieder. Ganz nahe und doch so fern.
    »Wo bist du, Caroline?« Donald Ritchner begann, an seinem Verstand zu
zweifeln. Narrte ihn ein Spuk?
    »Ich bin hier, Don.« Die Stimme kam von rechts, und Donald Ritchner wandte
den Kopf in diese Richtung Und dann sagte die Stimme seiner Frau: »Ich bin
hier, Don.« Diesmal tönte sie von links her. Dann war sie hinter ihm, dann vor
ihm, oben auf den Treppen!
    »Warum hast du das Licht ausgemacht, Caroline?« flüsterte Donald Ritchner,
und seine Fingernägel krallten sich in das Holz des Treppengeländers.
    »Die Finsternis ist das Reich, aus dem ich komme, Don. Ich gehöre nicht
mehr in die Welt, in der du dich befindest.«
    »Du bist tot, nicht wahr?« Er fand es absurd, eine solche Bemerkung
überhaupt zu machen, aber sie kam über seine Lippen, noch ehe er es verhindern
konnte. »Ich habe mich nicht getäuscht, ich habe dich gefunden, Caroline. Warum
warst du auf einmal verschwunden?«
    Sie ging auf seine Worte nicht ein »Es ist schwer, dir das eine oder andere
zu erklären, Don. Es gibt Dinge, die du im ersten Augenblick nicht begreifen
wirst, aber nach und nach werden sie dir verständlich erscheinen. Das Leben,
Don, das Leben ist gar nicht so wichtig. Die Jagd nach dem Geld, wohin führt
sie?« Er hatte plötzlich das Gefühl, dass sie ihm ganz nahe war, und
unwillkürlich streckte er seine Hände

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