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0050 - Der Einsame der Zeit

Titel: 0050 - Der Einsame der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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noch beseitigen sollen! Wahrscheinlich gab es auf der ganzen Erde keinen guten Chirurgen mehr. Vor 69 Jahren war das atomare Unheil über die Menschheit hereingebrochen. Die Ärzte, die damals ihre Ausbildung schon abgeschlossen hatten, mußten längst verstorben sein; selbst dann, wenn sie dem allgemeinen Weltuntergang durch glückliche Umstände entronnen waren.
    „Meine Kleider!" fuhr ich den Robot an.
    „Welche, Gebieter?"
    „Die, die ich zuletzt getragen habe."
    „Du bist noch zu schwach, Gebieter. Die zweite Stärkungsperiode beginnt eben erst."
    Ich resignierte. Gegen die logischen Einwände einer hochwertigen Maschine kommt man nur selten an.
    Ich tappte mit Ricos Hilfe zu den Zentralschaltungen hinüber und ließ mich in dem bequemen Drehsessel nieder. Punkt für Punkt ging ich die vorgeschriebenen Wartungskontrollen durch.
    Auf dem großen Bildschirm erschienen die einzelnen Abteilungen meiner absolut bombensicheren Tiefsee-Stahlkuppel. Hier unten war auch von einem Atomkrieg nichts zu spüren gewesen. Die Energie-Hauptstation war seit jeher mein Sorgenkind. Die Reaktoren II und III standen auf Ruheschaltung. Nummer 1 lief mit knapp 20 Prozent des Maximalwertes. Ich schaltete die Untersee-Bildbeobachtung ein. Die außerhalb der Kuppel montierten Infrarottaster zeigten ein klares, scharf gestochenes Abbild meiner Behausung auf dem Grund des Meeres.  
    Vor dem Südausgang hatten sich gewaltige Schlammengen angelagert. Die obere Kuppelschleuse war jedoch in Ordnung. Ich ließ Reaktor 1 auf volle Leistung klettern, um genügend Energie für die Stoßfeld-Projektoren zur Verfügung zu haben. Zum ersten Male seit 69 Jahren liefen die großen Maschinen an. Weit unter mir klangen Geräusche auf. Das dumpfe Brummen traktierte meine Gehörnerven, aber draußen geriet der angeschwemmte Schlamm in Bewegung.
    Der konzentrierte Strahldruck von vierzigtausend Tonnen Schubleistung pro Quadratmeter wurde leicht mit dem Material fertig. Innerhalb von wenigen Minuten war auch die große Südschleuse einwandfrei geräumt.
    Anschließend versuchte ich, meinen kleinen Fernsehsatelliten über Funk zu erreichen. Das nur 2 Meter durchmessende Kugelgebilde hatte noch vor Beginn des Krieges auf einer kurzen 2-Stundenbahn die Erde umkreist. Die sehr guten Einrichtungen hatten solche Vergrößerungsschaltungen erlaubt, daß das einwandfreie Erkennen eines menschengroßen Objektes möglich war. Ich erhielt keine Verbindung. Der im Satelliten eingebaute Mikrocomputer meldete sich nicht.
    „TEK-I ist damals abgeschossen worden, Gebieter", berichtete Rico sachlich. „Es geschah zwei Tage nach deinem Einschlafen. Ein Jäger der russischen Raumabwehr-Brigade hielt unseren Satelliten für ein amerikanisches Erzeugnis."
    Ich winkte wortlos ab. Selbstvorwürfe peinigten mich. Ich hatte viele Fehler begangen, als ich in panischer Angst um mein Leben in die Tiefsee geflüchtet war. Jetzt war ich von der Oberfläche abgeschnitten. Ich erkundigte mich beim Zentralcomputer nach Meßergebnissen. Wenn die Kontinente radioaktiv verseucht waren, so bestand die Möglichkeit, daß auch die Meeresströmungen schädliche Partikel mit sich führten.
    „Keine Gefahr in unmittelbarer Umgebung", gab das Positronengehirn meiner Kuppel durch. „Feintaster stellen jedoch eine starke Strahlungsquelle im Azorengraben fest. Wert schwankt je nach Meeresströmung zwischen sechseinhalb und fünfunddreißig Milliröntgen pro Stunde, Ende."
    Ich stöhnte unterdrückt auf. Der Wert war gefährlich hoch - und das in einer Tiefe von 285 Metern unter der Meeresoberfläche! Ich versuchte, einen Vergleich zur Strahlungsintensität auf dem Festland zu finden. Wenn wir hier unten schon fünfunddreißig Milliröntgen pro Stunde hatten, dann mußte es oben fürchterlich sein! Mit welchen radioaktiven Isotopen hatte man da nur gearbeitet"? Meinen Berechnungen gemäß war die Halbwertzeit der meisten Isotope so kurz, daß mit einer nennenswerten Strahlung nach 69 Jahren kaum noch zu rechnen war!
    Nachdem ich alle Anlagen meiner Kuppel kontrolliert hatte, wußte ich, daß ich auf dem schnellsten Wege nach oben mußte! Vielleicht konnte ich noch helfen; vielleicht konnte ich einige Überlebende mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgen. Ich war in jeder Hinsicht gut versorgt. Wenigstens tausend Menschen hätte ich ernähren, kleiden und schulen können. Unter Umständen lag es an mir, dem Rest der Menschheit einen neuen Start zu ermöglichen. Dabei fragte es sich nur,

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