Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
1. Kapitel
    Sir Horatio Hornblower saß in einem der höchst unbequemen Kirchenstühle aus geschnitzter Eiche und fand die Predigt des Dekans von Westminster zum Sterben langweilig. Da packte ihn die Unruhe wie einen kleinen Jungen, er ließ seine Blicke durch die Kirche wandern und sah sich die versammelte Gemeinde an, um sich von den rein körperlichen Beschwerden, die ihm sein Sitz verursachte, etwas abzulenken. Zu seinen Häuptern schwang sich in vollendeter Fächerung das edle Maßwerk des Domes empor, der für sein Empfinden entschieden das schönste Gebäude der Welt war. Die Art, wie die ausstrahlenden Gewölberippen einander schnitten und wieder schnitten, befriedigte seinen mathematischen Sinn und schien ihm von einer erleuchteten Logik zu zeugen. Die namenlosen Werkleute, deren Meißel diese Form geschaffen hatten, mußten wahrhaft schöpferische Männer mit umfassendem Weitblick gewesen sein. Die Predigt plätscherte weiter, und Hornblower hatte Grund zu fürchten, daß nach ihrem Ende wieder der Gesang begann, daß dann die Chorknaben in ihren weißen Hemden wieder mit ihren hohen Sopranstimmen einsetzten, die ihm durch Mark und Bein gingen und noch viel schlimmer waren als die ganze Predigt und der harte eichene Kirchenstuhl zusammengenommen. Aber das war eben der Preis, den man bezahlen mußte, wenn man Band und Stern tragen durfte, wenn man ein Ritter des hochangesehenen Bath-Ordens war. Man wußte, daß er auf Erholungsurlaub in England weilte und gesundheitlich schon wieder ganz auf der Höhe war - da konnte er diesem höchsten Fest seines Ordens unmöglich fernbleiben.
    Die Kirche bot jedenfalls ein besonders eindrucksvolles Bild.
    Alle die karmesinroten Mäntel und die blitzenden Ordenssterne der versammelten Ritter fingen das trübe Sonnenlicht auf, das durch die hohen Fenster in das Schiff der Kirche fiel, und wandelten es zu einer vielfachen Glut von aufwühlender Farbengewalt. Wollte man dieser Zurschaustellung eitler Pracht das Wort reden, dann konnte man wenigstens das eine zu ihren Gunsten anführen, daß sie von einer seltsamen, aber mitreißenden Schönheit war, die jeden ergriff, ob er nun historische Vorstellungen damit verband oder nicht. Der Chorstuhl, in dem er saß, war vielleicht früher einmal einem Hawke oder Anson ebenso hart vorgekommen wie ihm heute, und Marlborough mochte zu seiner Zeit in dem gleichen rotweißen Ordensgewand, wie er es trug, während einer gleich langweiligen Predigt genauso zapplig und ungeduldig gewesen sein wie er. Einer der Herren sah ganz besonders bedeutend und wichtig aus, er trug nämlich eine silbervergoldete Krone auf dem Kopf und einen roten Samtmantel mit eingesticktem Königswappen um die Schultern. Aber das war nur der erste Herold des Bath-Ordens, irgendein Mann mit guten Verbindungen, der sich dieses anständig bezahlte Pöstchen ergattert hatte. Der konnte diese Predigt natürlich leicht über sich ergehen lassen, wenn er sich überlegte, daß er mit diesem Opfer, das nur einmal jährlich fällig war, seinen ganzen Lebensunterhalt verdiente. Neben ihm saß der Prinzregent als Großmeister des Ordens, das Karmesin seines Mantels vertrug sich schlecht mit der scharlachroten Farbe seines Gesichts. Da waren eine Menge Soldaten, Generäle und Obersten, deren Gesichter ihm unbekannt waren. Aber hier und dort erblickte er auch Männer, die er kannte, Männer, in denen er jetzt mit Stolz seine Ordensbrüder sah. Dazu gehörte zum Beispiel Lord St. Vincent, der Riese mit dem finsteren Gesicht, der damals mit seiner Flotte mitten in einen doppelt so starken spanischen Verband hineingestoßen war, Duncan, der die holländische Flotte bei Camperdown vernichtet hatte, und noch ein Dutzend anderer Admirale und Kapitäne, darunter sogar einige, die im Range noch jünger waren als er selbst, so Lydiard, der die Pomona vor Havanna wegnahm, Samuel Hood, der bei Aboukir die Zealous geführt hatte, und Yeo, der Erstürmer des Forts El Muro. Der Gedanke, dem gleichen ritterlichen Orden anzugehören wie diese Männer, machte einen froh und erwärmte einem das Herz - das war vielleicht lächerlich, aber es ließ sich nicht leugnen. Dabei war die Gesamtzahl der Helden mindestens dreimal so groß. Viele der ritterlichen Brüder befanden sich auf See (anwesend waren nur solche, die Landkommandos innehatten oder auf Urlaub waren) und holten zu den letzten Schlägen aus, die das Reich Napoleons zertrümmern sollten.
    Hornblower fühlte sich von einer Woge

Weitere Kostenlose Bücher