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0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich

Titel: 0053 - Eine Frau, ein Mörder und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ein Mörder und ich Eine Frau
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daraus.
    In der zweiundzwanzigsten Etage stiegen Miß Sunfort und ich aus. Phil fuhr weiter nach unten. Ich sah, daß er mir durch die Glastür zulächelte, als der Fahrstuhl nach unten verschwand. Es sollte wohl soviel heißen wie: Kopf hoch, alter Junge!
    Wir klingelten an der Tür zu Miß Kingsaons Apartment.
    Sie öffnete uns.
    »Wir sind schon fertig«, sagte Marry.
    Sarah reagierte überhaupt nicht. Ihr Blick lag groß, fragend und doch irgendwie froh auf mir. Ich nahm meinen Hut ab. Aber ich bekam keinen Ton über meine Lippen, und weil ich es wußte, Versuchte ich es gar nicht erst.
    »Gehen Sie nur, Marry«, sagte Sarah nach einer Weile, in der wir drei peinlich schweigend voreinander gestanden hatten. »Es hat keinen Sinn, bis Mittag noch irgend etwas anzufangen. Es ist ohnehin gleich Essenszeit.«
    »Vielen Dank, Miß Kingsdon«, sagte Marry und verschwand.
    Mir kam es vor, als hätte in ihren Augen ein gewisses ironisches Lächeln gestanden. Aber es war mir vollkommen gleichgültig, was andere Leute im Zusammenhang mit Sarah und mir dachten.
    »Treten Sie ein«, sagte Sarah leise.
    Ich tat es. Sie nahm mir den Hut aus der Hand und legte ihn auf einen Stuhl im Wartezimmer. Mit einer einladenden Bewegung hielt sie die Wohnzimmertür auf.
    Als ich an ihr vorbei ging, spürte ich den dezenten Hauch eines diskreten Parfüms. Ich blieb vor ihr stehen. Unsere Augen waren nicht mehr als einen halben Fuß voneinander entfernt.
    »Ich wußte, daß Sie wiederkommen würden«, sagte Sarah.
    Ich riß mich los und ging ins Wohnzimmer.
    »Es dauert nur zehn Minuten«, rief Sarah. Ihre Stimme hatte einen eigenartig beschwingten Klang.
    Dann schlug die Tür hinter ihr zu.
    Was sollte nur zehn Minuten dauern? Was es auch sein mochte, es war gleichgültig. Wichtig war nur, daß ich hier war.
    Ich war nun erst zum zweitenmal in diesem Wohnzimmer. Aber ich hatte bereits das Gefühl einer unbeschreiblichen Vertrautheit mit den Möbeln und Gegenständen.
    Mit geschlossenen Augen hätte ich fast jeden Gegenstand nachzeichnen können.
    Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und schloß die Augen. Noch schwebte mir der Duft ihres Haares vermischt mit dem Hauch ihres Parfüms in der Nase.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so still vor mich hingeträumt hatte, als ich auf einmal hörte, wie eine Tür im Wohnzimmer ging. Ich sah auf. Sarah kam herein mit einem großen Tablett.
    Ich sprang auf und wollte ihr helfen.
    »Nein«, sagte sie mit vor Eifer geröteten Wangen. »Bitte sitzen bleiben.«
    Aber ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Nein. Bitte, nicht…« Sie machte eine Pause, dann fuhr sie leise fort, während sie schon den Tisch deckte. »Jede Frau wünscht sich das. Daß sie einmal für einen Mann dasein wird. Nicht nur für den Beruf und für die Arbeit und für tausend gleichgültige Bekannte. Daß sie ihm den Tisch decken kann, daß er es als selbstverständlich hinnimmt, daß sie es tut — ach, ich schwatze lauter Unsinn…«
    Ich sah ihr zu. Ihre Bewegungen waren zweckbestimmt, sicher und geschmeidig. Nichts von sinnloser Hast, nichts von unüberlegter Handlung. Als sie fertig war, prüfte sie alles noch mal mit einem umfassenden Blick, dann sah sie wieder zu mir.
    »Das Essen ist fertig.«
    Ich stand auf. Sie deutete auf einen Stuhl, der ihr gegenüberstand. Ich zog ihn zurück. Wir sahen uns an. Und Sie dürfen mich meinetwegen für einen Idioten halten, wenn ich Ihnen ehrlich gestehe, was ich damals fühlte: Diese Frau war für mich geschaffen und ich für sie. Alles andere war zweitrangig, zählte überhaupt nicht, solange wir zwei beieinander waren.
    Wir setzten uns.
    »Ich hoffe, daß es schmeckt«, sagte sie und vermied eine direkte Anrede.
    Wahrscheinlich wollte ihr das Mr. Cotton ebensowenig über die Lippen kommen wie mir das Miß Kingsdon. Wir kannten uns schon tausend Jahre, und es war Irrsinn, sich mit den konventionellen Floskeln anzureden.
    »Es schmeckt großartig«, sagte ich und ich meinte es so.
    »Wirklich?«
    »Wirklich, Sarah.«
    Da war es. Ich hatte es zum erstenmal ausgesprochen. Und es war mir ganz leicht über die Lippen gekommen.
    Sie strich einmal scheu über seine Hand. Es war ein flüchtiges Streicheln, vergänglich und kaum spürbar wie der Hauch eines lauen Sommerwindes. Und dennoch konnte ich das Gefühl dieser schwachen Berührung noch nach Tagen in meine Erinnerung zurückrufen, sooft ich nur daran dachte.
    »Ich wundere mich, wie du das alles in der kurzen Zeit zurechtgezaubert hast«,

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