Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
D RACHENBLUT
2. Buch - Linien
Nero Impala
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Crossar verfügt über ein umfangreiches Angebot an sinnlichen Dienstleistungen. Die Huren der Stadt sind, und dies läßt sich sonst nur sehr selten sagen, die besten und talentiertesten der bekannten Welt.
Die professionellen Liebesdienerinnen sorgen mit ihren strengen Zunftregeln dafür, dass der Qualitätsstandard ihrer Dienstleistungen selbst höchsten Ansprüchen genügt.
Dem geneigten Reisenden sei deswegen ans Herz gelegt, sich ausschließlich diesen, registrierten, professionellen Huren zu zuwenden.
Muriels Reiseführer Band 14 --- »Crossar«
Mein Zimmer war erschreckend klein, viel kleiner, als ich es erwartet hatte. Überhaupt war alles deutlich anders, als ich es erwartet hatte. Mein Zimmer bestand gerade einmal aus einem Bett mit einem kleinem Nachtschränkchen, einem Schreibtisch mit Datenpad, einer Schreibunterlage, Schreibwerkzeugen und Schreibtischlampe. In der Ecke stand ein Schrank mit meiner Kleidung. Meiner neuen Kleidung, sollte ich hinzufügen, denn nichts erinnerte an mein früheres Leben.
Mein Name ist Segato G'Narn. Ich bin Gildeakolyth der 1. Stufe. Natürlich ist Segato G'Narn nicht der Name, mit dem ich geboren wurde. Geboren wurde ich unter dem Namen Prado Cassanter im Stadtstaat von Crossar weit südlich des Königreiches Goldor. An meinen Vater kann ich mich nicht erinnern, da sich meine Mutter ebenfalls nicht an ihn erinnern konnte oder wollte. Er könnte ein Seemann gewesen sein, aber genau so gut wäre Lehrer, Sattler oder Gerichtspräsident. Die Kundschaft meiner Mutter umfasste alle sozialen Schichten.
Ja, meine Mutter war eine Hure, eingetragen in der Zunftrolle der professionellen Liebesdienstleisterinnen der Stadt. Wenn ich sage, sie war eine Hure, dann deswegen, weil sie tot ist. Offiziell heißt es, sie wäre von einem Freier ermordet worden. Der Mörder hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt. Damals war ich gerade einmal 8 Jahre alt und verstand noch nicht so recht, was geschehen war. Man sagte mir nur, dass meine Mutter auf eine lange Reise gegangen sei und brachte mich zur Familie meines Onkels, einem geachteten und angesehenen Händler und Reeder des Stadtstaates. Mein Onkel nahm mich eher widerwillig auf und, wie ich später erfuhr, auch nicht sonderlich uneigennützig. Meine Mutter hatte mir nicht nur ein kleines Vermögen hinterlassen, die Zunftkammer zahlte mir als Hinterbliebenen auch eine Versicherung aus, die im Fall eines Arbeitsunfalls fällig wurde.
Wie man sich denken kann, wusste ich von alle dem natürlich nichts. Ich wusste weder, dass meine Mutter einer Hure war, noch, daß man sie ermordet hatte. Daß ich es schließlich erfuhr, dafür sorgte mein Onkel, oder genauer seine Frau. Sie behandelten mich wie den letzte Dreck. Beschimpften mich als Bastard und Sohn einer Hure. Als Sohn einer Hure war ich in ihren Augen der größte Abschaum, noch schlimmer als die Aussätzigen, die die verlassenen Schuppen des alten Hafens bevölkerten. Nur der Umstand, dass mein Onkel und meine Tante überaus geizig und extrem raffgierig waren, brachten mir eine Kammer im Keller ihres Hauses ein. Daß dieses eher auf Ausbeutung angelegte Verhältnis auf Dauer nicht gut gehen konnte, kann man sich denken. Mit 14 Jahren lief ich vom Haus meines Onkels fort und tauchte unter. Sie unternahmen keinerlei Versuche, mich zurück zu holen.
Die nächsten zwei Jahre verbrachte ich auf der Straße. Aber die Straße war ein täglicher Kampf. Offiziell blieb ich das Mündel meines Onkels und deswegen ein Mitglied der Kammer der Händler. Wenn ich bettelte, dann verstieß ich gegen die Gesetze, denn betteln war nur dem Stand der Bettler gestattet. Dieses Recht war ihnen von den Patriziern der Stadt exklusiv verliehen worden. Und die Bettler Crossars wussten sehr genau, wie man dieses Recht gegen unerwünschte Konkurenz verteidigte. Sie machten es mir nachdrücklich deutlich. Die folgenden Tage waren ... schmerzhaft .
Was blieb mir also anderes übrig, als einer weniger ehrenhaften Tätigkeit nachzugehen und mir eine gesellschaftliche Nische zu suchen? Ich versuchte mich als Taschendieb, was aber auch nicht einfach war, da die Bruderschaft der Diebe ebenfalls recht ungehalten auf Mitbewerber reagierte. Um nicht eines schönen Tages mit durchgeschnittener Kehle aufzuwachen, lernte ich sehr schnell, mich sowohl vor der Stadtwache, den Dieben und den oftmals wenig zimperlichen Personenschützern meiner Opfer zu verstecken.
Passanten auf
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