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006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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spiegelte sich das ganze Spektrum niederer und unschöner menschlicher Emotionen. Leary weidete sich daran, wie Dave Allen litt.
    Plötzlich zerknüllte Allen die Fotos zwischen den Händen.
    »Du kannst sie behalten, Dave. Ich habe sie nur für dich beschafft.«
    »Mußten Sie sie mir ausgerechnet vor der Premiere zeigen?« fragte Allen verzweifelt.
    »Ja, Dave«, sagte Leary scheinheilig. »Du willst doch ein Schauspieler sein. Da mußt du lernen, hart zu werden. Du wirst in deinem Leben noch viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen, aber wenn du auf die Bühne kommst, darfst du deinen Schmerz die Zuschauer nie merken lassen.«
    Allen stand mit hängenden Schultern da. Für ihn war eine Welt zusammengestürzt. »Kann ich jetzt gehen?« fragte er stockend.
    »Geh nur, mein Junge! Aber vergiß eines nicht: Die Show muß weitergehen.«
    Nachdem der junge Schauspieler gegangen war, entspannte sich Leary in seinem Sessel. Die Erregung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, klang langsam ab. Er rief sich noch einmal ins Gedächtnis, wie Allen die Pornofotos angestarrt hatte und ließ Allens seelischen Schmerz, den er fast körperlich gespürt hatte, in sich nachhallen.
    Als die Klingel den Beginn der Vorstellung ankündigte, begab er sich in seine Privatloge. Dort saß er immer, wenn er unter seinen Schauspielern Intrigen gesponnen hatte, um ihre Reaktionen auf der Bühne auszukosten. Dave enttäuschte ihn nicht. Er vergaß seine persönlichen Probleme, verbarg seinen Kummer und ging ganz in seiner Rolle auf. Nur im dritten Akt, wo er Doris Preston schlagen mußte, fiel er aus der Rolle. Er gab ihr eine so heftige Ohrfeige, daß sie gegen die Kulisse taumelte. Das Publikum applaudierte.
    Oben in der Loge verging Frank Leary fast vor Lust und Wonne. Nach der Vorstellung ging er sofort in sein Büro und sperrte die Tür ab. Er schaltete nicht etwa das Licht ein, sondern holte im Dunkeln verschiedene Utensilien aus seinem Tresor, die er vor sich auf dem Schreibtisch aufbaute. Es handelte sich um eine Kristallkugel, einige Schalen mit Knochen von Fledermäusen und einer schwarzen Katze, die bei einem Hexensabbat vom Fürsten der Finsternis geweiht worden waren, und um eine Kerze, die zu vierzig Prozent aus Menschenfett bestand. Er entzündete die Kerze, entleerte die Schalen rund um die Kristallkugel auf den Tisch, murmelte magische Beschwörungen und legte die Tierknochen zu einem bestimmten Muster zusammen. Sein Kopf sank dabei auf die Glaskugel, seine Augen schlossen sich.
    Als er sie nach einer Weile wieder öffnete, spiegelte sich immer noch das Licht der Menschenkerze in der Kristallkugel. Es wurde tausendfach reflektiert. Jetzt begannen sich die Reflexionen der Kerzenflamme zu bewegen, wurden durcheinandergewirbelt. Schatten bildeten sich. Die Lichter und Schatten bekamen Farbe und nahmen Konturen an.
    Frank Leary blickte in Doris Prestons Garderobe. Sie saß vor ihrem Spiegel und schminkte sich ab. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Dave Allen kam hereingestürmt. Leary begann schneller zu atmen. Jetzt würde er gleich den Höhepunkt des von ihm inszenierten Schauspiels erleben. Was war dagegen eine Theateraufführung! Die Bühne des Lebens war viel ergiebiger; man mußte nur ein guter Regisseur sein, die einzelnen Menschenschicksale miteinander verflechten und das Drama zu einem Höhepunkt führen. Das Faszinierende daran war, daß man nie wußte, wie das Spiel ausging, denn es gab kein Drehbuch, sondern nur einen Regisseur, der seine Schauspieler bis zu einem bestimmten Punkt lenken und manipulieren konnte. Darüber hinaus waren sie auf sich selbst gestellt.
    Leary wußte nicht, welches Ende das Drama nehmen würde, aber von der Konstellation Preston-Allen versprach er sich einiges. Dave begann auch sofort zu toben, schimpfte Doris eine Hure und hielt ihr die Fotos unter die Nase. Zuerst begann Doris zu heulen und beteuerte, daß die Fotos eine Fälschung seien. Das brachte Dave noch mehr in Rage. Er schlug sie, bis Blut aus ihrer Nase quoll. Dann erst kam er wieder zu sich.
    Doris erreichte die zweite Phase. Sie war plötzlich abgestumpft, sah, daß sie den Geliebten nicht halten konnte, wenn sie ihn weiter anlog. Sie verlor ihn vielleicht auch, wenn sie die Wahrheit bekannte, aber sie wollte nicht mehr lügen. Dazu war sie viel zu lethargisch. So gestand sie ihm, daß sie früher gelegentlich für Pornos posiert hatte, aber nur des Geldes wegen. Das wäre jetzt jedoch schon längst vorbei, sie hätte

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