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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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wäre. Was halten Sie davon?«
    »Nicht viel, wie Sie sich denken können«, erwiderte Lecomte grinsend und leerte sein Glas zur Hälfte. »Aber wenn Sie unbedingt die Probe aufs Exempel machen wollen - der Staatsanwalt wird bestimmt gerne mit Ihnen darüber debattieren.«
    »Keine schlechte Idee!« rief jetzt der Bärtige herausfordernd. »Mein Freund Willetts jedenfalls findet…«
    Er begann, die Theorien und angeblichen Erfahrungen seines Freundes Willetts darzulegen.
    Willetts machte ein blasiertes Gesicht und schwieg. Er mußte bedeutend älter sein als seine Studienfreunde.
    »Ist dieser Willetts auch Ihr Freund, Mr. Bell?« fragte Lecomte leise.
    Der Student mit den grauen Augen, an den die Frage gerichtet war, machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Wie meinen Sie das?« erkundigte er sich kühl.
    Lecomte zuckte die Schultern.
    »In meinem Beruf hört man allerlei -«, sagte er leichthin, »besonders was den ›Klub der Verbrecher‹ betrifft.«
    Comstock Bell sah ihn mißtrauisch, fast ängstlich an.
    »Das Ganze ist doch nur ein Scherz …« begann er, verstummte aber sofort wieder.
    Lecomte bemühte sich vergeblich, ihn noch einmal zum Reden zu bringen.
    Plötzlich erhob sich allgemeines Stimmengewirr. Ein Student hatte sich nach dem Befinden des Polizisten erkundigt, der in die Seine geworfen worden war. Lecomte hob die Hand und gebot Schweigen.
    »Soviel ich weiß, hat er sich recht gut von dem Schreck erholt. Bloßes Untertauchen genügt nicht, um einen richtigen Polizisten ernstlich zu beeinträchtigen. Aber da Sie schon diese Sache zur Sprache bringen, meine Herren, möchte ich Ihnen auch gleich sagen, daß es höchste Zeit ist, Ihren ›Klub der Verbrechen aufzulösen. Der Chef der Kriminalpolizei persönlich hat mich beauftragt, Ihnen dies mitzuteilen!«
    »Und wir sollen natürlich ohne weiteres parieren!« rief Willetts mit schriller Stimme.
    Es war das erste, was er zu dieser Unterhaltung beisteuerte.
    Lecomte betrachtete ihn - er sah ungesund aus, sein gelbes, hohlwangiges Gesicht ließ auf einen unsoliden Lebenswandel schließen.
    »Auch gut!« erklärte Willetts nach einer kleinen Weile mit lauter Stimme. »Wir werden Schluß machen mit dem Klub -aber sein Geist soll wenigstens in einigen von uns weiterleben.«
    Lecomte sah Comstock Bell an, dem diese Bemerkung vermutlich galt. Bell wurde blaß, als der anscheinend ziemlich betrunkene Willetts weitersprach.
    »Mr. Bell natürlich ist fahnenflüchtig geworden. Noch vor kurzem war er mein Komplice - aber jetzt vertragen wir uns nicht mehr. Er ist eben Amerikaner - und außerdem ein Kapitalist! Vielleicht ist er aber auch nur ein Feigling …» Die letzten Worte hatte er laut über den Tisch gerufen. Willetts war in diesem Zustand zu allem fähig, das wußte jeder.
    Comstock Bell antwortete nicht.
    »Wir haben nämlich …» wollte Willetts eben fortfahren, als ein Herr das Cafe betrat, sich umschaute und auf Lecomte zukam.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, meine Herren!« sagte der Kommissar, stand auf und nahm den Fremden beiseite.
    Sie unterhielten sich leise miteinander. Die Studenten sahen, daß Lecomte die Stirn runzelte, und hörten einen unterdrückten Ausruf. Nach einiger Zeit kam er an den Tisch zurück.
    »Meine Herren«, begann er, und seine Stimme klang durchaus nicht mehr freundlich »heute nachmittag wurde in Cooks Reisebüro eine englische Fünfzigpfundnote gewechselt - und diese Note war gefälscht!«
    Alle schwiegen. Es herrschte völlige Stille.
    »Der Geldschein wurde von einem Studenten gewechselt, und auf der Rückseite standen die Buchstaben ›K.d.V.‹. Hier hört der Spaß auf, meine Herren, und ich möchte den Verantwortlichen ersuchen, morgen früh auf das Polizeipräsidium zu kommen!«
    Doch am nächsten Morgen erschien niemand dort. Willetts war noch in der Nacht telegrafisch nach London zurückgerufen worden, und Comstock Bell verließ Paris mit dem gleichen Zug.
    Die beiden wußten nicht, daß Lecomte sie bei der Abfahrt beobachtete. Drei Tage später erhielt er eine englische Fünfzigpfundnote in einem Briefumschlag. Es war kein Absender angegeben, und außer dem Geldschein befand sich in dem Kuvert nur noch ein Stück Papier, auf dem in Maschinenschrift stand: ›Bitte leiten Sie dieses Geld an die Firma Cook weiter.‹ Lecomte berichtete dem Chef davon. Trebolino nickte.
    »Wir wollen die Angelegenheit damit als erledigt betrachten. Es hat keinen Zweck, die Öffentlichkeit deswegen zu

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