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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Gelähmter hatte er überhaupt keine Chance mehr.
    Die Maschine setzte schließlich zur Landung an. Bill blickte aus dem Fenster nach draußen. Das Flugzeug hatte die Wolkendecke inzwischen durchstoßen, und er konnte die näher kommende Erde wieder sehen. Noch entdeckte er keinerlei Zivilisationsspuren. Das Land war flach und öde. In nicht allzu weiter Entfernung flimmerte die Wüstenhitze. Davor lag ein kärglicher, grünlich grauer Vegetationsgürtel. Lebten hier überhaupt Menschen?
    Als die Maschine auf einer mehr als provisorischen Landebahn holpernd und schaukelnd niederging, erkannte er aber dann doch einige Anzeichen von Leben: Der Pflanzenwuchs war nicht ganz so kümmerlich, wie es von oben den Anschein gehabt hatte. Er sah einige Häuser, sogar eine Viehherde, ein paar Menschen.
    Und er sah den Tempel!
    Seine Entfernung von der Rollbahn mochte etwa zwei bis drei Kilometer betragen, aber selbst von hier aus vermittelte er bereits den Eindruck von Wuchtigkeit. Wie mochte er erst aus der Nähe wirken?
    Zuerst einmal aber wurde Zwischenstation in der Häuseransiedlung gemacht. Die Einwohnerschaft schien nur aus Männern zu bestehen. Frauen und Kinder ließen sich jedenfalls nicht blicken. Die Männer wirkten asketisch und stellten fast ausnahmslos jenen Ausdruck von Sendungsbewusstsein zur Schau, der eigentlich nur Verrückten oder Fanatikern zu eigen ist. Dies traf insbesondere auf einen schon älteren Mann mit einem ungewöhnlich langen Bart zu.
    Saadi war den Dorfbewohnern ganz offensichtlich sehr vertraut.
    Dennoch wurde Bill den Eindruck nicht los, dass sie nicht gerade beglückt waren, ihn zu sehen.
    Und den Grund sollte er auch bald erfahren.
    Der Graubärtige verwickelte Saadi in ein Gespräch in der eigentlich längst toten avestischen Sprache, die der Historiker Fleming jedoch halbwegs beherrschte.
    »Die Götter zürnen«, hörte er den alten Mann sagen. »Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, weiterhin Unwürdige mit ihren Kräften zu versehen.«
    »Warum zürnen die Götter?«, fragte Saadi zurück.
    Der Bärtige sagte: »Wenn die Götter Kindern unseres Volkes die Ehre erweisen, sie mit ihrer Kraft zu beglücken, kommt es zum altehrwürdigen Kampf- Auge um Auge, Schnabel um Zahn, Klaue um Pranke. In der Welt der Unwürdigen jedoch wird der edle Wettstreit entstellt. Man kämpft mit Mauern aus Eisen und mit Kugeln aus Blei. Die Götter fühlen sich missbraucht.«
    Saadi verzog das Gesicht. »Die Welt ist nicht, wie sie einst war«, sagte er. »Das wissen auch die Götter. Wir versuchen, die alten Zeiten wiederzubringen. Aber dabei müssen uns die Götter helfen.«
    Der alte Mann überlegte lange.
    »Trotzdem, ich rate ab. Der Zorn der Götter ist fürchterlich.«
    Aber wie es aussah, wollte Saadi hiervon nichts hören. Mit dem Hinweis, dass sich die Götter schon wieder beruhigen würden, beauftragte er den Bärtigen, die Zeremonie vorzubereiten.
    »Es sei, wie du befiehlst«, sagte dieser. »Aber die Verantwortung ist dein.« Dann verschwand er mit den meisten anderen Einheimischen in einem der Häuser.
    Bills Überlegungen, wie er dem drohenden Verhängnis entkommen konnte, setzten mit neuer Intensität ein. Aber sie bekamen sehr schnell einen gehörigen Dämpfer versetzt. Kucz versuchte es. Mit schnellen Sätzen sprintete er plötzlich los. Zum Flugzeug!
    Er schaffte nicht einmal zwanzig Meter. Einer der Killertypen schoss fast ohne zu zielen. Wie von einem Blitz getroffen brach Kucz zusammen – paralysiert.
    Dann erschienen der Graubärtige und die anderen Männer wieder auf der Bildfläche. Die Einheimischen hatten sich in karnevalsähnliche Gewänder gehüllt, aber sie machten keineswegs einen heiter stimmenden Eindruck. Ganz das Gegenteil war der Fall. Sie wirkten bedrohlich, ja dämonisch.
    Bill und Kucz wurden in die Mitte genommen. In einer Art weihevoller Prozession ging es hinüber zum Tempel, einen ausgetretenen, offenbar oft benutzten Pfad entlang.
    Je näher der Tempel kam, desto unbehaglicher wurde Bill zumute.
    Aber das Beispiel des Osteuropäers, der von zwei Einheimischen gestützt werden musste, hatte er noch deutlich vor Augen.
    Schließlich standen sie vor dem Tempel, der schon von außen eine düstere, dumpfe Atmosphäre ausstrahlte. Die unmittelbare Nähe unheiliger Kräfte war deutlich in der hitzegeschwängerten Luft zu spüren. Bill glaubte, seine Unbehaglichkeit ließe sich kaum noch steigern.
    Sie ließ sich noch steigern!
    Als er wenig später in das Innere des

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