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0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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er mutig. Und später kriegt er einen Katzenjammer. Aber den Tod bringt der Met nicht, und neues Leben schafft er schon gar nicht. Das ist aber ein vertracktes Rätsel. Zamorra, Zamorra, ich habe ein ungutes Gefühl. Vielleicht können wir Nicole schon bald bei der Hel Gesellschaft leisten.«
    »Abwarten«, sagte Zamorra seelenruhig. »Noch ist nicht aller Tage Abend. Betreibe nur weiter Gehirngymnastik, Bill, vielleicht fällt dir etwas ein.«
    Zamorra gähnte.
    »Ich will mich hinlegen und schlafen. Frühmorgens ist mein Geist am schärfsten, dann löse ich das Rätsel noch am ehesten.«
    Als er auf seinem Fellager lag und tief und ruhig atmete, schaute Bill Fleming ihn neidvoll und aufgebracht zugleich an.
    »Der hat vielleicht Nerven! Ich werde heute nacht bestimmt kein Auge zutun. Es stürzt Reiche und richtet Reiche auf und kann dabei umhergetragen werden. Das Rätsel lösen wir nie, nie!«
    ***
    Nicole Duval fand sich in einer düsteren Umgebung wieder, nachdem sie von der Erde verschlungen worden war. Sie schaute an sich hinunter. Sie war zu einem fleischlosen Schatten geworden. Eine bittere Verzweiflung überflutete sie, wie sie sie noch nie gekannt hatte.
    Sie fror erbärmlich. Obwohl sie nur ein Schatten war, spürte sie auch körperliche Schmerzen, als sie über spitze Steine ging. Sie befand sich in einer Höhlenlandschaft, in der auch andere Schatten umherirrten, weinend und wehklagend.
    »Es ist so kalt«, jammerten sie. »Wir haben Hunger und Durst. Nur Verzweiflung und Not wohnen hier. Kein Licht, keine Wärme. Wir sind Verdammte in Ewigkeit.«
    Nicole ging weiter, von einem inneren Zwang getrieben. Sie sah Schatten, die noch viel schlimmer leiden mußten als jene, die umherirrten. Riesengroß war die Höhle, und immer neue Höhlen taten sich auf.
    Da waren Schatten, die ächzend und stöhnend unter Aufbietung aller Kräfte einen schweren Felsbrocken einen Abhang hinauf rollten. Wenn sie oben waren, rollte der Felsen polternd zurück. Sie mußten wieder von vorne anfangen, immer wieder, sinnlos und fruchtlos.
    Andere Schatten waren an Felsen angekettet. Sie wurden gepeitscht, oder schwarze, geierähnliche Vögel hackten an ihnen herum. Wieder andere Schatten hingen an Ringen und hatten schwere Gewichte an den Füßen.
    Einer brannte in einem kalt leuchtenden Feuer und schrie in entsetzlicher Qual. Andere liefen mit Schwertern und Speeren im Rücken dahin. Nicole hielt einen solchen an.
    »Weshalb mußt du so büßen?« fragte sie.
    Der Schatten hielt nur einen Augenblick inne.
    »Ich bin auf dem Schlachtfeld geflohen und habe die Todeswunde von hinten empfangen. Das ist eine Sünde, die die Asen nie verzeihen.«
    Nicole ging weiter. Dann sah sie ein großes, in den Felsen gehauenes Tor. Eiszapfen und Stalaktiten hingen von den Decken der riesigen Höhlen herunter. Es war bitterkalt, so kalt wie am Nordpol. Nicoles Schatten trug keine Kleidung, ebenso wie alle anderen.
    Bereits in der kurzen Zeit, die sie in der Totenwelt war, litt Nicole fürchterliche Qualen.
    Über dem Tor stand eine Runeninschrift, die Nicole Duval in ihrem gegenwärtigen Zustand lesen konnte.
    »Wer hier ein tritt, der lasse alle Hoffnung fahren.«
    Nicole trat ein. Ein großer Saal öffnete sich vor ihr. Die Wände bestanden aus Eis und spiegelten. Nebel wogten in dem Saal. Ganz im Hintergrund war ein Thron, auf dem eine Gestalt saß. Nicole Duval schritt näher.
    Dann stand sie vor dem Thron der Hel, der Totengöttin. Ein riesiger Thron war es, aus Knochen und Schädeln bestehend. Auf ihm saß eine überlebensgroße, bleiche und strenge Frau mit einem schwarzen Gewand. Völlig blutleer erschienen ihr Gesicht und ihre Hände, die auf den Armstützen des Thrones lagen.
    Tiefe dunkle Höhlen waren ihre Augen. Neben ihrem Thron aber saßen drei alte, schwarzgekleidete Weiber an drei gewaltig großen Spinnrädern, die zuvor ein Nebel vor Nicole Duvals Blick verhüllt hatte. Unzählige feine Spinnfäden liefen über die Spinnrocken, verwoben sich miteinander, lösten sich, liefen aufeinander zu und voneinander weg.
    Die drei alten Vetteln beobachteten Nicole, und in ihren unergründlichen dunklen Augen stand ein Wissen, das diese schaudern ließ.
    »Ich bin die Hel«, sagte die Totengöttin. »Ich kenne dich, Nicole Duval, ich weiß alles über jeden, der hier eingeht. Edwiga Blutzahn schickt dich mir. Noch ist der Faden nicht durchgetrennt, der dich mit dem Leben verknüpft. Noch nicht!«
    Eine der drei alten Vetteln griff mit

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