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009 - Der Engel von Inveraray

009 - Der Engel von Inveraray

Titel: 009 - Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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angestrengt, eine Ecke des Lakens anzureißen. „Es wird viel einfacher gehen, wenn wir alle darauf Platz nehmen, damit es nicht verrutscht."
    „Schaut mal! Ich bin eine arabische Prinzessin!" Annabelle erhob sich und hielt sich ein Stück des fadenscheinigen Tuchs vor das Gesicht. „Wo, oh, wo ist meiner edler Wüstenscheich?"
    „Ein Jammer, dass wir ihn nicht einfach in den Badezuber stecken können", bemerkte Doreen mit Blick auf Haydon und stemmte dabei ihre von der Arbeit geröteten Hände in die Hüften. „Es gibt keinen besseren Weg, einen Mann wirklich sauber zu bekommen."
    „Oder ihn zu ertränken", spottete Oliver. Er stieß den Schürhaken ein letztes Mal ins Feuer und überreichte ihn dann Simon, der sofort begann, damit herumzufuchteln, als handelte es sich um ein Schwert. „Vor allem in seinem Zustand."
    „Ich werde euch helfen, ihn zu waschen", bot Jamie an, zog einen triefnassen Lappen aus der Waschschüssel und ließ das Wasser über das ganze Bett tropfen.
    „Ich weiß, wie das geht."
    „Das wird nicht nötig sein." Genevieve legte die Handtücher ab und nahm Jamie den tropfenden Lappen aus der Hand. „Oliver, Doreen und ich werden uns um Jacks Freund kümmern. Die Restlichen von euch können wieder zu Bett gehen."
    Simon unterbrach seine Fechtübungen und warf ihr einen enttäuschten Blick zu.
    „Aber wir wollen helfen."
    „Wir werden ganz leise sein", versicherte Grace.
    „Und wir werden dir nicht im Weg herumstehen", fügte Charlotte hinzu.
    „Bitte", flötete Annabelle hinter ihrem behelfsmäßigen Schleier.
    Genevieve stieß einen Seufzer aus. „Ich weiß eure Hilfsbereitschaft zu schätzen, Kinder. Doch es sind zu viele Leute in diesem Zimmer, und ihr könnt mir am besten helfen, wenn ihr zurück in eure Betten geht und ordentlich ausschlaft. Morgen früh warten genug Aufgaben auf euch, ihr werdet sehen."
    „Was zum Beispiel?" fragte Jamie neugierig.
    „Das verrate ich euch morgen. Eunice, bitte bring die Kinder zurück in ihre Zimmer und sorge dafür, dass sie schön warm zugedeckt sind."
    „Dann kommt mal mit, ihr Küken." Eunice breitete ihre fülligen Arme aus und sammelte die Kinder ein wie einen Schwärm kleiner Vögel. „Wenn ihr mich brav begleitet, findet ihr morgen früh vielleicht eine besondere Leckerei auf eurem Teller."
    Ganz aufgeregt ob dieser verlockenden Vorstellung, vergaßen die Kinder auf der Stelle ihre jeweiligen Beschäftigungen und stürmten aus dem Zimmer.
    „Jack, du kannst auch zu Bett gehen", meinte Genevieve, während sie den Waschlappen in warmes Wasser tauchte. „Wir schaffen das hier auch ohne dich."
    „Werden Sie ihn morgen der Polizei melden?" Seine Stimme klang tief und hart.
    Doreens alte Augen weiteten sich vor Entsetzen, während sie den ausgestreckt auf dem Bett liegenden Mann betrachtete. „Gütiger Himmel", sagte sie atemlos. „Mir schwant Schreckliches! Ist er derjenige, den ich besuchen sollte? Der Mörder, der heute Abend aus dem Gefängnis ausgebrochen ist?"
    Genevieve wrang den Lappen aus und machte sich behutsam daran, Haydons Gesicht abzuwaschen. „Wäre er nicht gewesen, hätte man Jack heute grausam verprügelt", erklärte sie ruhig. „Nicht wahr, Jack?"
    „Er hatte keinen Grund, mir zu helfen, doch er hat es getan. Krank und verletzt wie er war, hat er diesen Mistkerl von Wärter von mir weggezogen. Er würde ihn umbringen, wenn er mich noch einmal anfasste, drohte er ihm. Und wurde dann dafür zusammengeschlagen."
    Genevieve strich mit dem Waschlappen über Haydons kantige Wangenpartie. Ein schwarzer, etwa eine Woche alter Bart bedeckte seine untere Gesichtshälfte, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Dennoch war er ein ungewöhnlich gut aussehender Mann. Ein wegen Mordes verurteilter Mann, rief sie sich in Erinnerung.
    Der sich erhoben hatte, um einen hilflosen Jungen zu verteidigen, obwohl er sich selbst kaum noch auf den Beinen halten konnte.
    „Weißt du, wer das ist, Junge?" fragte Oliver, die weißen Brauen besorgt zusammengezogen. „Oder wen er umgebracht hat?"
    Jack schüttelte den Kopf. „Ich habe die Zelle nur ein paar Tage lang mit ihm geteilt.
    Er war ziemlich schweigsam. Doch er hat Geld, nach seiner feinen Ausdrucksweise zu urteilen. Der Wärter hat ihn immer mit ,Eure Lordschaft' angeredet."
    „Das bedeutet gar nichts", bemerkte Doreen spöttisch und griff nach einem Lappen, um Genevieve dabei zu helfen, Haydon zu waschen. „Wärter machen sich immer über ihre Gefangenen lustig. Das ist

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