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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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trank ihn in kleinen, genüßlichen Schlucken, während er auf das aufgeschlagen daliegende Tagebuch von Baron Nicolas de Conde starrte.
    Approbation! Da stand es schwarz auf weiß. Approbation für den Malleus maleficarum.
    Malleus maleficarum war die lateinische Bezeichnung für den berühmt-berüchtigten Hexenhammer, der im Jahre 1487 gedruckt worden war und mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts der maßgebliche Leitfaden für alle folgenden Hexenprozesse sein sollte.
    Also ging der Baron de Conde in seinem Tagebuch auch auf die Genehmigung für den Hexenhammer ein. Aber so weit war Dorian noch nicht mit seiner Lektüre gewesen. Die Seiten des Tagebuches mußten umgeblättert worden sein, als er es beim Läuten des Telefons weggelegt hatte. Er blätterte wieder zurück und wollte dort weiterlesen, wo sich der Baron entschlossen hatte, von seinem Schloß in Nancy nach Konstanz zu reisen.
    Der Baron fuhr am 21. Januar los. Er hatte großes Gepäck auf die Kutsche geladen und nahm seine gesamten Ersparnisse und seinen treuen Diener Eustache mit. Der Grund für die Reise nach Konstanz: Rache an den Dämonen.
    Dorian schreckte hoch. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört. Das Haus strotzte zwar nur so von Dämonenbannern, aber vielleicht hatte der Fürst der Finsternis während seiner Abwesenheit Mittel und Wege gefunden, diese außer Kraft zu setzen. Dorian ergriff sofort einen Brocken ungelöschten Kalks, der griffbereit auf dem Lesetisch lag, und zog um sich einen Bannkreis, den er zusätzlich mit magischen Formeln und Schriftzeichen aus der Kabbala absicherte. So wartete er eine Weile. Dann hörte er wieder ein Geräusch aus der Richtung der Kellertür. Er suchte die Bibliothek nach irgendwelchen verdächtigen Anzeichen ab, doch es fehlten weder die Kruzifixe aus Silber und die Drudenfüße, noch war eines der magischen Symbole an den Wänden ausgelöscht. Selbst wenn er den magischen Kreis verließ, befand er sich also nicht in unmittelbarer Gefahr. Doch kaum war er mit zwei Schritten aus dem Bannkreis getreten, als er stutzte. Die Zwinge, mit der den von der Inquisition Angeklagten bei den Verhören die Hände gebrochen worden waren, fehlte. Dorian suchte die Bibliothek ab, konnte den Schraubstock jedoch nirgends finden. Schließlich holte er seine Pistole, die mit Silberkugeln geladen war, aus der Schreibtischschublade und schlich sich zur Kellertür. Die Geräusche waren jetzt ganz deutlich zu hören. Als wenn jemand stöhnen würde. Vor der Tür entsicherte Dorian die Pistole, knipste den Lichtschalter für den Keller an und stieß blitzschnell die Tür auf.
    Er wollte seinen Augen nicht trauen, als er am unteren Ende der Kellertreppe Phillip erblickte. Schon wollte er erleichtert aufatmen, da erblickte er die Zwinge in seinen Händen. Der Hermaphrodit kauerte auf dem Boden und hatte beide Hände darin eingeklemmt, während er mit den Zähnen den Schraubstock zudrehte und dabei vor Schmerz aufstöhnte.
    Dorian hastete die Treppe hinunter und befreite Phillip aus dem Schraubstock. Über seine Hände liefen weiße Striemen, die sich nun langsam bläulich zu verfärben begannen.
    »Phillip, was ist denn nur in dich gefahren?« fragte Dorian, während er ihn hinaufführte. »Wie konntest du dir das nur antun?«
    Phillip wimmerte immer noch leise vor sich hin. Schaum stand vor seinem Mund, und seine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert.
    »Wie bist du überhaupt von der Jugendstilvilla hierhergekommen? Was hat dich zu mir getrieben?«
    Dorian merkte, daß es Phillip wieder zu den Büchern hinzog. Er ließ ihn gewähren, stand aber auf dem Sprung, falls der Hermaphrodit eine Dummheit begehen wollte. Als Phillip das Tagebuch aufgeschlagen auf dem Lesetisch liegen sah, wollte er sich sofort darauf stürzen. Dorian hielt ihn zurück.
    »Jetzt begreife ich.« Er hielt Phillip an den Armen fest. »Du willst mich wie Olivaro daran hindern, die Vergangenheit zu erforschen. Aber warum?«
    Phillip öffnete den Mund, so als würde er nach Atem ringen. Dann kam es stockend über seine Lippen: »Die In-qui-si-tion.«
    »Ja, ich nehme an, daß in dem Tagebuch auch die Inquisition abgehandelt wird. Aber warum sollte ich mich nicht damit beschäftigen?«
    »Folter … Grauen … Unschuldige Opfer …«, stammelte Phillip mit krächzender Stimme.
    »Ja, ich weiß, die Inquisition ist ein unrühmliches, finsteres Kapitel in der Menschheitsgeschichte. Neben den Dämonen wurden auch viele unschuldige Menschen ihre Opfer. Aber das

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